Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
23-JAN-2004

Zum Thema: Förderverein, Fördertopf für Nachwuchs

"wolfpeter" / Dr. Karsten Ewald, Stuttgart

 
ZUSCHRIFT im GYMmedia Board: Originally posted by wolfpeter
Ist es denn nicht möglich - wenn der DTB schon keinen Willen hat, mehr in den Spitzensport zu investieren -
dass man einen Förderverein oder -topf schafft, in den die deutschen Vereine durch eine demonstrative Beitragserhöhung ihrer Mitglieder einzahlen, die noch Wettkampfgerätturnen betreiben ...

Antwort zu diesem Thema von Dr. Karsten EWALD, Geschäftsführer des MTB Stuttgart:

Das ist ein irrationaler Traum. Als Geschäftsführer eines großen Vereines (MTV Stuttgart - 8.500 Mitglieder), der das Turnen nach Kräften unterstützt, habe ich genau da Probleme, wo Wolfpeter sein Geld herholen will.
Wir investieren in unseren Trainingsbetrieb (Turnschule mit Turnen, RSG, Trampolin) per Saldo ca. 100.000 Euro im Jahr. Durch die Kürzungen von Kommune und Land stehen wir in diesem Jahr vor großen Problemen - wir müssen sparen.

Unsere letzte Beitragserhöhung wurde von vielen Mitgliedern (ca. 8.200 Nichtturner) mit bösen Kommentaren quittiert, z.B. " ich finanziere doch nicht den Leistungssport - und schon gar nicht im Turnen, das ist doch eh unmenschlich und ungesund". Von einer Ärztin haben wir eine Anzeige wegen Körperverletzung angedroht bekommen - die hat mal beim RSG-Training zugesehen - Rücken-Dehnungsübungen - ich habe dies mit Mühe abgewendet.
Gerade heute muss ich in einer außerordentlichen Vorstandssitzung ein Haushalts-Sicherungskonzept vorstellen - wir müssen ca. 60.000 Euro einsparen oder mehr einnehmen - in diesem laufenden Jahr.
In dieser Höhe wurden die Zuschüsse gekappt.
Will sagen: trotz starker Turnnähe wird es mir kaum möglich sein, die Turnförderung in gewohnter Höhe aufrecht zu erhalten - von zusätzlichen Beiträgen für eine übergeordnete Institution zur Förderung des Leistungsturnens ganz zu schweigen.
Hier müssen andere Mechanismen greifen. Hier muss ein professionelles Marketing national für Geldquellen sorgen, die dann in sinnvolle Förderkonzepte investiert werden können. Wie hat es denn das wirklich langweilige Eisschnelllaufen geschafft, stundenlang ins Fernsehen zu kommen?
Das Problem:
Es gibt keine Medienprofis beim DTB, es gibt kein Geld beim DTB, es gibt kein Geld in den LSV, es wird keine Beitragserhöhungen in Vereinen für das Turnen geben, die Förderung wird ausgehungert.
-eka-

  >> 26-Jan-2004:
.... zum Thema, Fördertopf für Nachwuchs...

Ich kann den Standpunkt von Dr. Ewald nur unterstützen. Wir sollten die Erwartung auf den "Goldesel" endlich begraben und uns den Realitäten stellen. Der Deutsche Spitzensport wird sich immer weniger von Mitgliedsbeiträgen und öffentlichen Zuschüssen (wer hat denn noch Geld?) finanzieren können. Überleben wird der, der in der Lage ist Sponsoren an Land zu ziehen. Sponsoren aber wollen werbliche Gegenleistungen, die wir bei unserer, dem Faktor Null zusteuernden Medienpräsenz nicht erbringen können. Deshalb liegt für mich die Lösung dieser Problematik alleine in der Reform unserer Sportart. Um mich nicht wiederholen zu müssen, verweise ich in diesem Zusammenhang auf meine beiden Beiträge in diesem Forum. (1.: Zuschauerinteresse muss verdient werden  und 2.:  Score System und mehr   

Paul Rupp

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Aktuelle Diskussion nach dem deutschen Turn-Desaster 
bei Olympia
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