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Paul Rupp
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Mit
dem Score-System hat Dr. Karsten Ewald einen interessanten
Vorschlag zur Attraktivitätssteigerung unserer Bundesligawettkämpfe
gemacht. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, der -
wie ich glaube - aber die Popularitätskrise unserer Sportart
alleine noch nicht beheben kann. Tatsache ist doch, dass Gerätturnen
heute kaum noch wahrgenommen wird. Auch interessante Ligawettkämpfe,
die nur zwei- bis dreimal im Jahr stattfinden können nur ein
kurzzeitiges Interesse wecken. Wir brauchen beides, interessante
Wettkämpfe und eine langzeitige Präsenz bei Publikum und
Medien. |
Schauen wir uns
den Istzustand doch mal an:
Unsere Bundesligasaison wird in einem Zeitraum von acht bis zwölf
Wochen durchgeführt. Für den Rest des Jahres verstecken wir uns in den
Turnhallen. Besonders extrem fällt dieser „Winterschlaf“ zwischen
der Saison 2002 - 2003 aus, wo die Wettkampfpause sogar 16 Monate beträgt.
Es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass internationale Wettkämpfe,
Turniere oder Länderkämpfe dieses Vakuum ausfüllen können. Die Gunst
der Zuschauer und Medien müssen kontinuierlich über längere Zeiträume
geweckt und erhalten werden. Dies setzt eine konstante Präsenz voraus,
die nur über ein interessantes Ligasystem erreicht werden kann, so wie
es uns populäre Sportarten vormachen.
In unserer
Jahrestagung 2002 in Saarbrücken haben wird diese
Problematik eingehend diskutiert. Ein Vorschlag von Eckhard
Herholz und Jan Peter Nikiferow, der eine dreigeteilte Saison mit
unterschiedlichen Belastungsanforderungen vorsah
und damit positive mediale Vermarktungschancen eröffnete, stieß
dabei auf große Zustimmung. Obwohl die Versammlung in Saarbrücken ein
klares Votum für die Weiterentwicklung dieser Idee verabschiedete,
verlief sie im Sande. Unterschiedliche Interessenvertreter sahen plötzlich
nur noch Nachteile. Insbesondere die angebliche Mehrbelastung unserer
Spitzenathleten und die daraus resultierende Störung der Vorbereitung
internationaler Wettbewerbe, waren die entscheidenden Argumente. Natürlich
muss man diese Argumente ernst nehmen und in einem Gesamtkonzept berücksichtigen.
Die abgestuften Belastungsformen, eingebunden in die Jahresplanung der
Bundestrainer, bilden hierfür schon eine interessante Basis. Weitere
Vorschläge können diskutiert werden.
Bei allen Überlegungen sollten wir jedoch
immer die Gesamtsituation unserer Sportart berücksichtigen.
Wenn wir in der Öffentlichkeit wieder wahrgenommen werden wollen, müssen
wir endlich über unseren Schatten springen und neue Wege gehen. Unsere
Athleten bringen spektakuläre Leistungen, die in der Regel Erstaunen
und Bewunderung beim Publikum auslösen. Eigentlich die ideale Grundlage
für die Entwicklung einer populären Sportart, wenn die
„Verpackung“ stimmt. Das Score System eingebunden in eine ganzjährige
Medienpräsenz könnte diesen Anforderungen gerecht werden.
Synergieeffekte einer Popularitätssteigerung würden der
Nachwuchsarbeit unserer Turnvereine und dem Schulsport neue
Impulse geben. Eine Entwicklung also, die dann auch die Basis für eine
langfristige Leistungssteigerung unserer Nationalmannschaft bilden könnte.
Paul Rupp,
Landesfachwart Gerätturnen im Saarländischen Turnerbund |