Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
27-Feb-2003

Score System und mehr.....

von Paul RUPP, Landesfachwart im Saarländischen Turnerbund

 


Paul Rupp

Mit dem Score-System hat Dr. Karsten Ewald einen interessanten Vorschlag zur Attraktivitätssteigerung unserer Bundesligawettkämpfe gemacht. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, der - wie ich glaube - aber die Popularitätskrise unserer Sportart alleine noch nicht beheben kann. Tatsache ist doch, dass Gerätturnen heute kaum noch wahrgenommen wird. Auch interessante Ligawettkämpfe, die nur zwei- bis dreimal im Jahr stattfinden können nur ein kurzzeitiges Interesse wecken. Wir brauchen beides, interessante Wettkämpfe und eine langzeitige Präsenz bei Publikum und Medien.

Schauen wir uns den Istzustand doch mal an: 
Unsere Bundesligasaison wird in einem Zeitraum von acht bis zwölf Wochen durchgeführt. Für den Rest des Jahres verstecken wir uns in den Turnhallen. Besonders extrem fällt dieser „Winterschlaf“ zwischen der Saison 2002 - 2003 aus, wo die Wettkampfpause sogar 16 Monate beträgt. Es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass internationale Wettkämpfe, Turniere oder Länderkämpfe dieses Vakuum ausfüllen können. Die Gunst der Zuschauer und Medien müssen kontinuierlich über längere Zeiträume geweckt und erhalten werden. Dies setzt eine konstante Präsenz voraus, die nur über ein interessantes Ligasystem erreicht werden kann, so wie es uns populäre Sportarten vormachen.

In unserer Jahrestagung 2002 in Saarbrücken haben wird diese Problematik eingehend diskutiert.  Ein Vorschlag von Eckhard Herholz und Jan Peter Nikiferow, der eine dreigeteilte Saison mit  unterschiedlichen Belastungsanforderungen vorsah und damit positive mediale Vermarktungschancen eröffnete, stieß dabei auf große Zustimmung. Obwohl die Versammlung in Saarbrücken ein klares Votum für die Weiterentwicklung dieser Idee verabschiedete, verlief sie im Sande. Unterschiedliche Interessenvertreter sahen plötzlich nur noch Nachteile. Insbesondere die angebliche Mehrbelastung unserer Spitzenathleten und die daraus resultierende Störung der Vorbereitung internationaler Wettbewerbe, waren die entscheidenden Argumente. Natürlich muss man diese Argumente ernst nehmen und in einem Gesamtkonzept berücksichtigen. Die abgestuften Belastungsformen, eingebunden in die Jahresplanung der Bundestrainer, bilden hierfür schon eine interessante Basis. Weitere Vorschläge können diskutiert werden.

Bei allen Überlegungen sollten wir jedoch immer die Gesamtsituation unserer Sportart berücksichtigen. 
Wenn wir in der Öffentlichkeit wieder wahrgenommen werden wollen, müssen wir endlich über unseren Schatten springen und neue Wege gehen. Unsere Athleten bringen spektakuläre Leistungen, die in der Regel Erstaunen und Bewunderung beim Publikum auslösen. Eigentlich die ideale Grundlage für die Entwicklung einer populären Sportart, wenn die „Verpackung“ stimmt. Das Score System eingebunden in eine ganzjährige Medienpräsenz könnte diesen Anforderungen gerecht werden. Synergieeffekte einer Popularitätssteigerung würden der Nachwuchsarbeit unserer Turnvereine und  dem Schulsport neue Impulse geben. Eine Entwicklung also, die dann auch die Basis für eine langfristige Leistungssteigerung unserer Nationalmannschaft bilden könnte.
Paul Rupp,
Landesfachwart Gerätturnen im Saarländischen Turnerbund

 

Aktuelle Diskussion nach dem deutschen Turn-Desaster 
bei Olympia
2000,
nach der Turn-WM 2001 
sowie nach den "Konzentrationsversuchen" des DTB in der aktuellen Athenvorbereitung 2004
:

Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?

Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
(... finden Sie diese Fragestellung zu provokant? Haben Sie Lösungen, Vorschläge, Kritiken...? Diskutieren Sie mit!)
YOUR mail, to:  /  Abschicken an... :
email_monitor.gif (15369 Byte)
gymmedia.h@t-online.de