Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
26-SEP-2002

Turnen & Medien:

Zuschauerinteresse muss verdient werden

- von Paul Rupp, Erst-Bundesligist TG Saar

 

Kommentar zum GYMmedia-Bericht „Einfach zum Nachdenken“ (18-Nov-2003)
- von Paul Rupp, Saarbrücken -

Mit Interesse habe ich den Artikel von Frau Dr. Gabriele Jahn und den Kommentar von Eckhard Herholz zum Thema Turnen und Medien zur Kenntnis genommen.
Der Schriftsteller Siegmund Graff  hat zum Thema Sport geschrieben:
Je edler eine Sportart ist, um so weniger hat sie Publikum“. 
Ich befürchte, dass wir Turner uns in der Logik dieses Zitats mit dem mangelnden Zuschauer- und Medieninteresse an unserer Sportart abgefunden haben.

Warum eigentlich? Sind wir wirklich für immer zur Randsportart verurteilt, oder machen wir nur irgendetwas falsch?
Um dieser Frage nachzugehen, sollten wir einmal über den eigenen Tellerrand hinaus zu populären Sportarten schauen.
Das Wort „populär“ kommt aus dem Französischen und bedeutet soviel wie volkstümlich und allgemeinverständlich. Mit dem Allgemeinverständlichen haben wir als hoch komplexe Sportart unsere Probleme. Hier gilt es neue Wege in bezug auf vereinfachte Regeln zu gehen. 

Das neue Score System unserer Bundes- und Regionalligawettkämpfe ist ein Schritt in die richtige Richtung. Weitere müssen folgen. Wer hindert uns daran im Ligabereich eigene – mutige - Regeln zu entwickeln, die unsere Wettkämpfe interessanter, spannender und damit auch mediengerechter machen? Die Leitidee dabei sollte sein, dass Sport nicht nur Wettbewerb, sondern auch Unterhaltung sein muss.

Volkstümlich werden wir nur, wenn wir unseren Sport in das Volk hineintragen. Es genügt nicht, wenn Zuschauer Turnen zweimal im Jahr im Fernsehen sehen. Turnen muss vor Ort stattfinden. Das heißt, unsere Wettkämpfe müssen flächendeckend und ganzjährig durchgeführt werden. Dies kann nur ein Wettkampfsystem leisten, das von der Bundes- bis zur Bezirksliga linear durchorganisiert ist, so wie es uns populäre Sportarten vormachen. Hier sehe ich zur Zeit die größten Umsetzungsprobleme, weil uns zu wirklichen Reformen der Mut fehlt. Mut brauchen wir im Umgang mit den Verantwortlichen des DTB, die vom nachhaltigen Wert eines Ligasystems überzeugt werden müssen. Mut brauchen wir aber auch in den eigenen Reihen um Zauderer zu überzeugen und innovative Reformschritte zu verwirklichen.
Noch ein Wort zum Medieninteresse.
Rundfunk, Fernsehen und Printmedien haben die Aufgabe, die Gesellschaft mit Informationen rund um den Sport zu versorgen. Welche Sportarten dabei besondere Berücksichtigung finden, entscheidet im Zeitalter der Einschaltquoten, alleine der Zuschauer, Zuhörer oder der Zeitungsleser.
Deshalb ist es schlichtweg falsch, die Medien zu kritisieren. Wir müssen unsere Sportart durch eigene Reformen interessanter gestalten!
Diese Reformen sind um so dringlicher, weil von der Medienpräsenz letztendlich auch das Interesse der Sponsoren abhängt. Und ohne Sponsoren wird, vor dem Hintergrund der leeren öffentlichen Kassen, keine Sportart auf Dauer überleben können.

....übrigens, von Siegmund Graff stammt auch das Zitat Unter den Muskelpartien, deren Leistung der Sport bis an die Grenzen des Menschlichen hinausgeschoben hat, darf die Zunge der Rundfunkreporter nicht vergessen werden“.

  Paul Rupp, Landesfachwart Gerätturnen im Saarländischen Turnerbund
 
von 1968 bis 1997 hauptberuflicher Landestrainer im STB .
 

 
... mehr zu diesem Thema: GYMmedia-Bericht „Einfach zum Nachdenken“ (18-Nov-2003)

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