15. Dezember 2012  
Jesewitz / Leipzig  
Gerätturnen

Ältester deutscher Turn-Olympiasieger Klaus Köste überraschend verstorben

Fassungslos und mit großer Bestürzung nahm die deutsche Turnfamilie die Mitteilung zur Kenntnis, dass der Leipziger Turn-Olympiasieger von 1972 (München, Sprung), zweimalige Reck-Europameister und 34-fache Deutsche Rekordmeister Klaus KÖSTE im Krankenhaus in Wurzen, völlig überraschend nach Herzversagen, verstorben ist. Wenige Monate vor seinem 70. Geburtstag repräsentierte er noch den Typus eines nie aufgebenden, optimistischen Kämpfers, hatte nach zwei Herzoperationen vor einigen Jahren, sich wieder vorbildhaft  und diszipliniert in eine bemerkenswerte körperliche und sportliche Form gebracht.
Nach dem Tode von Walther Steffens (2006) war plötzlich Klaus Köste Deutschlands ältester Turn-Olympiasieger und hatte selbst im Jahr zuvor eine schwerste Herzoperation überstehen müssen ...
... um so begeisterter waren er selbst und sein Umfeld, als er sich wieder mit erstaunlichen Leistungen als Seniorenturner an den Geräten zurückgemeldet hatte.

... Klaus Köstes letzter öffentlicher Auftritt am 2. Advent in Schwarzenberg / Erzgebirge.

... so sah sein Handstand noch im August 2012 beim Turnfest in Artern aus!

Vater Gerhard war selbst ein guter Gerätturner, Mutter Erna eine begeisterte Übungsleiterin und in seiner Heimatstadt in Frankfurt /Oder hatte man dem Sohn Klaus in der eigenen Gärtnerei mit Blick auf die Oder, einen richtigen Turngarten eingerichtet, wo sich der Junge derart austoben und entwickeln konnte, dass sich seine körperlichen und koordinativen Fähigkeiten weit über den Durchschnitt entwickeln konnten.
Als die Bedingungen für eine weitere Förderung des Akrobatiktalents in seiner Heimatstadt nicht mehr ausreichten, kam er in die Hände des Leipziger Meistermachers Jochen Nonnast, der an der damaligen "Deutschen Hochschule für Körperkultur" (DHfK) aus Klaus Köste nach und nach einen nationalen Champion und internationalen Weltklasseathleten formte.
An drei Olympischen Spielen nahm Klaus Köste teil, holte in München Sprunggold (1972) und zum dritten Mal Bronze mit der Mannschaft, so wie schon 1964 und 1968 zuvor.
Von zwei Weltmeisterschaften brachte er zwei Bronzemedaillen mit: 1970 aus Ljubljana mit der Mannschaft und am Reck:

Beeindruckend bei der Siegerehrung zur WM 1970 in Ljubljana am Reck war, dass der Leipziger (3. von links) gleich neben vier Japanern in Ljubljana - hinter Eizo Kenmotsu und Akinori Nakayama sowie neben Takuji Hayata gemeinsam - als einziger Europäer auf dem Siegertreppchen stand!
(C) LEON-Archiv / Schaar

Bei seinen zwei Europameisterschaften 1971 und 1973 gewann er beide Male die Titel am Reck, wurde Mehrkampfdritter und gewann insgesamt 6 EM-Medaillen.
"Für mich war Klaus Köste in erster Linie nicht nur ein begnadeter Sportsmann, sondern vor allem ein geradliniger und ehrlicher Charakter", so der Chefredakteur des deutschen Turn-Magazins LEON*, Andreas Götze, der selbst als Deutscher Meister 1971 in Bad Liebenwerda vor Joachim Rühle die Glückwünsche des Altmeisters Klaus Köste auf dem Siegertreppchen empfangen durfte!
"Es war schon für mich als 18-Jähriger eine Art Adelung, dass mir der 10 Jahre ältere Top-Athlet zum Sieg gratulierte, was ich nie vergessen werde!"

Ein reichliches Jahrzehnt lang und nach der unglücklich abgebrochenen WM 1974, als er als 31-Jähriger noch den Doppelsalto am Boden erlernt hatte und ihm im Sportpalast von Warna die Achillessehne riss - hatte Klaus Köste dann nach Beendigung seiner sportlichen Laufbahn als Cheftrainer für das Frauenturnen in Leipzig gearbeitet, war anschließend Lehrer im Hochschuldienst an der DHfK, wo er einst selbst das Diplom erworben hatte.
Verheiratet mit Sabine, einer Sportpädagogin, waren auch seine drei Kinder dem aktiven Turnen sehr nahe, Matthias, Michaael und Tanja, wobei Letztere auch selbst als Mitglied der letzten DDR-Riege 1989 in Stuttgart eine herausragende Turnerin war.

Täve Schur, Klaus Köste, ein Bild aus glücklicheren Tagen, zum 65. Geburtstag von Klaus Köste 2008

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KONDOLENZEN zum TODE des Turn-Olympiasiegers Klaus Köste

* Die öffentliche Trauerfeier fand am 19. Januar 2013
   vor ca. 600 Trauergästen im Großen Hörsaal der ehemaligen DHfK
   (Universität Leipzig) statt.
   LVZ-Traueranzeige
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