19. Januar 2013
Leipzig
Gerätturnen
Bewegende Trauerfeier für Leipzigs Turn-Olympiasieger Klaus Köste
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Prof. Dr. Jürgen KRUG bei der Trauerrede, ehemaliger Dekan der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig
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Im überfüllten Großen Hörsaal der Universität Leipzig auf dem Gelände der ehemaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) nahmen am heutigen Nachmittag nahezu 600 Trauergäste sowie seine Angehörigen tiefbewegt Abschied von Leipzigs Turn-Olympiasieger Klaus KÖSTE.
In einer liebevoll gestalteten und der großen Lebensleistung des teuren Toten angemessenen Trauerfeier ließen Weggefährten, Partner, und Freunde mit zu Herzen gehenden Worten noch einmal die Laufbahn des internationalen Ausnahmekönners vor dem geistigen Auge vorbeiziehen, unterstützt mit Film- und Bildmaterial, wodurch allen der Verlust seines viel zu frühen Todes noch einmal bewusst wurde. Insbesondere die charakterlichen und menschlichen Werte dieses Mannes machten noch einmal deutlich, welchen schmerzlichen Verlust der deutsche Sport insgesamt und die nationale und Internationale Turnfamilie zu verkraften hat ...
600 Trauergäste im Großen Hörsaal der ehemaligen DHfK
Es war ein extrem schweres Amt, wenn nicht sein schwerstes überhaupt, das da der ehemalige Dekan der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, Prof. Dr. Jürgen Krug, je übernommen hatte:
Der Hochschullehrer, Trainingswissenschaftler, der eins selbst neben Klaus als Junge geturnt hatte, ließ noch einmal die Etappen des kleinen Turnbuben Klaus, der bei seinem Vater die Grundlagen erlernte Revue passieren, schilderte, wie das Talent mit dem Spitznamen "Sputnik" sich Schritt für Schritt zum Leistungsturner entwickelte, wie es dem großen, legendären Viktor Tschukarin einst begegnete, der ihm schon in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts sagte: "Du kannst mal ein ganz Großer werden ...!"
Man erfuhr, wie aus dem noch kindlichen "Sputnik" dann der Kämpfer "Cassius" wurde, wie ihn solche Trainer wie Jochen Nonnast, später sein Freund und ehemalige Mitstreiter, Siegfried Fülle, schließlich zu internationalen Medaillen und zum Olympiasieg führten...
<< Passend zu den Lebensetappen des Klaus Köste kamen Weggefährten zu Wort, jeder mit seinen eigenen, persönlichen Gedanken des Schmerzes über den Verlust, aber auch der Erinnerung an diesen einzigartigen Menschen:
Sein engster Freund, Dr. Matthias Brehme erinnerte sich an die ersten internationalen Wettbewerbe, an gemeinsames Training, Erlebnisse ...
mit einer Stimme, die seine innere Erregung, seinen tiefen, persönlichen Schmerz mehr als nur erahnen ließ!
Ute Kahlenberg-Starke, die wenige Meter vom Hörsaal entfernt, Anfang der sechziger Jahre erste deutsche Turn-Europameisterin (DDR) wurde, beschrieb die menschliche Seite dieses Verlustes, dass Klaus in vielen, auch schwierigen Situationen ein Mann des Rates und der Tat war, auf den man sich 100% verlassen konnte...
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Ex-Vizemeisterin Katja Stieler und Leipzigs Turnerinnen in Vergangenheit und Zukunft: Die angehende Journalistin hatte besondere Erlebnisse mit Klaus Köste:
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Katja Stieler, ehemalige Deutsche Mehrkampf-Vizemeisterin (2005), Hochschulmeisterin Anfang des jungen Jahrtausends - jetzt angehende Journalistin - hatte für die ARD einen bewegenden Film gedreht, in welchem Klaus Köste, gewissermaßen den Tod vorwegnehmend, über das Leben philosophierte, über sich, seine Prämissen und Wertigkeiten, in einer emotional dermaßen starken Art und Weise, dass eine Welle der Rührung die steilen Traversen des überfüllten Hörsaals bewegte, als Klaus noch einmal, und so nah, per Video-Einspiel präsent war: ... letzte "LEBENSBLICKE"
* Youtube (1.280)
Katja Stieler selbst, die Turnerin, schilderte dann ihre Bekanntschaft mit Klaus, als der bei der TuG Leipzig ihr mit Trainerrat und Tat oft zur Seite stand, und wieder war er allen mit seinen Eigenschaften, seinem Charakter so nah!
"Nein, nein, nicht Köste war der Gienger der DDR, eher war ich der Köste der alten Bundesrepublik", hatte schon im Vorfeld Eberhard Gienger, der Ex-Reckweltmeister gesagt und den Klaus zu s e i n e m großen Vorbild erklärt.
"Einst lebten wir in zwei verschiedenen, getrennten Welten, aber die Hochachtung voreinander war immer da, später ist es gar Freundschaft geworden. Man darf sich glücklich schätzen, wer Klaus Köste seinen Freund nennen durfte", so das Mitglied des Bundestages (CDU), Eberhard Gienger (Foto, rechts >) bei seinen bewegenden Worten und Erinnerungen, als sie einst gemeinsam als Reck-Europameister auf dem Treppchen standen, und die Veranstalter 1973 aus Versehen ... die dänische Hymne spielten ...!
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Täve Schur, fassungslos über den traurigen Verlust!
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Für den Deutschen Turner-Bund ergriff deren Vize-Präsidentin Olympischer Spitzensport, Rosemarie Napp das Wort und verwies auf den herausragenden Platz, den der erste Turn-Olympiasieger der DDR auch in der deutschen Sportgeschichte einnimmt.
<< Immer wenn Radsportlegende Gustav Adolf "Täve" Schur das Wort ergreift, sind ohnehin Emotionen angesagt (<< Foto, links).
Diesmal aber beschrieb er in der ihm eigenen, unverwechselbaren Art, neben der sportlichen Wertschätzung auch die gemeinsame politische Zusammenarbeit als "linkes Duo" im Bundestag:
Schur als der Abgeordnete, Köste als seine verlässliche rechte Hand, erlebten sie nach der Jahrtausendwende viele Veranstaltungen und Diskussionen, "wo sich jeder auf den anderen aber so 'was von verlassen konnte...!" Auch viele Vertreter der Partei "DIE LINKE", erwiesen Klaus Köste die letzte Ehre, an ihrer Spitze Frau Dr. Barbara Höll (MdB) und Volker Kühlow, Mitglied des Sächsischen Landtages.
Für Turnsachsen hatte der Ehrenpräsident des Turnverbandes, Dr. Harry Schwarz, gesprochen und den unermüdlichen Turnfunktionär Klaus Köste gewürdigt, von dem es so gut wie nie eine Absage bei Veranstaltungen oder Verpflichtungen gab ...
Im Hintergrund liefen dazu Fotos, Filme, Dokumente eines großen Sportlerlebens.
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Norbert Littkopf, traurige Mundharmonika ...: 'Time to say good bye!'
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<< Der enge Freund der Familie und eben nach 2 Jahrzehnten in den Ruhestand verabschiedete Judo-Verbandstrainer Norbert Littkopf - als musikalisch-vielseitiger Kollege bekannt, spielte am Ende - trotz tiefster eigener, innerer Bewegung - noch einige traurige Klänge auf seiner Mundharmonika, die den würdigen Rahmen dieser Trauerfeier für Klaus Köste abschlossen
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung persönlich hatte des Toten bereits vor wenigen Tagen in der "Arena" nebenan gedacht und die 4.500 Gäste der Turngala zu einer Schweigeminute gebeten.
Hier und heute vertrat Bürgermeister Michael Faber die Turn- und Sportfeststadt Leipzig. Unter den Trauergästen waren auch das Mitglied des Bundestages, Dr. Thomas Feist, (CDU, Kulturreferent), für den Weltturnverband FIG und als Sportdirektor des DTB erwies Wolfgang Willam dem Toten die Ehre.
Dr. Ulf Tippelt als Geschäftsführer vertrat den Landessportbund Sachsen, Ruder-Olympiasieger Uwe Gasch als Präsident den Stadtsportbund Leipzig.
Der Ehrenpräsident des Rheinischen Turnerbundes, Hans-Jürgen Zacharias stand für die Landesturnverbände.
Viele ehemalige Athleten und Turnerinnen von Weltruf, wie Erika Zuchold, Angelika Keilig-Hellmann, Dr. Steffi Biskupek-Kräker, Sylvia Hindorff, Jana Vogel, Kerstin Kurrat-Gerschau, Bettina Mochalski-Schieferdecker trauerten gemeinsam mit der deutschen Trainergilde. Stellvertretend seien genannt die deutschen Auswahltrainer Peter Weber, Reinhard Tietz, Dieter Hofmann, Andreas Hirsch oder auch der Olympiasieger und jetzige Trainer Holger Behrendt.
Auch befanden sich die ehemaligen Funktionäre des DTSB mit unter den Trauergästen, die einst für das "Sportwunder DDR" verantwortlich zeichneten, wie dessen letzter Präsident, Klaus Eichler und dessen Vize für Spitzensport, Prof. Dr. Horst Röder.
Mit gespannter Aufmerksamkeit erlebte zum Schluss das große Auditorium die gefassten Worte des Dankes der Ehegattin von Klaus, Sabine Köste, die im Namen aller Angehörigen der Familie die bewundernswürdige Stärke fand, allen zu danken, die an der Seite ihres Ehemannes dessen Leben wesentlich mitgestalteten und die ihnen beim großen Abschied eine solch große Welle der Solidarität entgegenbrachten. "So wird Klaus für immer auch bei uns sein!"
Alles in allem erlebte Leipzig an der einstigen Wirkungsstätte des verstorbenen Sympathieträgers Klaus Köste eine würdige Gedenkfeier, die wesentlich dazu beträgt, dass er in den Herzen aller Sportfreunde weiterlebt.
** Das Trauerkomitee Leipzig stellte eine Foto-Dokumentation zusammen:
>> In memoriam Klaus KÖSTE (download 3 MB)
* Eckhard Herholz (GYMmedia)
Letzte, bewegende Worte fand, mit ein wenig Abstand und im Namen der Akademischen Senioren-Turnriege, der Klaus Köste bis zuletzt als aktives Mitglied angehörte, seine Mitstreiterin
Sabine Branser: "Eigentlich wollte ich mich gleich am selben Tag noch an den Computer setzen und aufschreiben, wie wir, die Akademische Senioren-Turnriege, diese Veranstaltung erlebt haben, ... aber erst mit dem zeitlichen Abstand von fast 24 Stunden kann ich allmählich erfassen, welch überwältigende Veranstaltung wir da erlebt haben...!
>> "GEDANKEN danach ..." - von
Sabine Branser, (Akademische Turnriege Leipzig)
>> KONDOLENZ der Akademischen Turnriege >> LVZ-Traueranzeige