dtb_pur50.jpg (6972 Byte) NOK-Nominierungssitzung für Sydney 2000:

Argumente des Deutschen Turner-Bundes zur Olympia-Nominierung,
zur NOK-Präsidiumssitzung am 03.08.2000
- vorgetragen von DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam

. Auch wenn in der Sportart Kunstturnen die Startplätz für die Olympischen Spiele anhand des Mannschaftsergebnisses der vorangegangen Weltmeisterschaften vergeben werden, ist Kunstturnen eine Einzelsportart, d.h. das Mannschaftsergebnis ermittelt sich aus der Addition von Einzelergebnissen.

Die deutsche Mannschaft belegte den 15.Rang bei den Weltmeisterschaften im Oktober 1999 in der VR China und hat damit die Qualifikation als Mannschaft verfehlt (Platz 1-12). Aufgrund der erreichten Mannschaftsplazierung stehen Deutschland aber zwei Einzelstartplätze nach den Kriterien des Internationalen Turnerbundes (FIG) zu.

Vom Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland wurden auf Vorschlag des Deutschen Sportbundes folgende Kriterien eines Leistunggsnachweises bei den Europameisterschaften im Mai 2000 für einen möglichen Einzelstart bei den Olympischen Spielen festgelegt:

  • Platz 10 im Mehrkampf          oder
  • Platz 6 in einem Gerätefinale

Alle Verantwortlichen waren sich einig, daß diese Kriterien für die deutschen Turnerinnen eine sehr hohe Anforderung darstellen, zumal

  • ein gleichwertiges Ergebnis bei den letzten 5 Europameisterschaften seit 1990 nicht mehr erreicht werden konnte, und
  • Platz 10 im Mehrkampf aufgrund der Tatsache, daß die Weltelite im weiblichen Kunstturnen mehrheitlich aus Europa stammt, nur schwer realisierbar sein würde.

Die Turnerinnen haben trotzdem bei den Europameisterschaften im Mehrkampf die Plätze 12 und 15 belegt (- detaillierte Einzelanalyse wurde vorgelegt).

ANTRAG:
Der Deutsche Turner-Bund bittet trotzdem darum, die beiden Turnerinnen Birgit Schweigert und Dagmar Fehrenschild nach SYdney zu entsenden. Folgende Gründe sollten dabei berücksichtigt werden:

  • Deutschland ist das Mutterland des Kunstturnens. Es sollte auch bei den Frauen vertreten sein.

  • Der Deutsche Turner-Bund hat jahrelang unter der nationalen und internationalen Kritik am Kunstturnen der Frauen gestanden. Die deutschen Kunstturnerinnen haben in mehrfacher Hinsicht ständig darunter leiden müssen.

Daher hat der Deutsche Turner-Bund über die Finanzierung durch das Bundesministerium des Innern mit Hilfe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft eine Studie zu "Belastungen und Risiken im Kunstturnen der Frauen"durchführen lassen, um durch eine wissenschaftliche Untersuchung Klarhei über die Problematik zu gewinnen.
Die seinerzeit plakativ in der veröffentlichten Meinung angeführten Behauptungen, daß die jungen Kunstturnerinnen "Belastungen ausgesetzt seien, wie Kinder in den Bergwerken des 19.Jahrhunderts" konnten sowohl retrospektiv als auch prospektiv im orthopädisch-biomechanischen Bereich restlos widerlegt werden.
Die sich aus der seinerzeit bereits laufenden Studie ergebende Anschlußuntersuchungen über die psycho-sozialen Aspekte konnten ebenfalls zu Beginn dieses Jahres zum Abschluß gebracht werden und stellt den handelnden Personen in dieser Sportart ein positives Testat unter der Maßgabe des humanen Spitzensports aus.
Vor diesem nunmehr auch wissenschaftlich fundiert abgesicherten Hintergrund und der Tatsache, daß es der Deutesche Turner-Bund war, der auch das internationale Technische Reglement insbesondere hinsichtlich der Erhöhung des Startalters international von 15 auf 16 Jahren durchsetzen konnte, käme die Nichtentsendung von Turnerinnen zu Olympischen Spielen quasi einem "Abbruch" der nachgewiesenen Aufwärtsentwicklung der Turnerinnen gleich.
Der Deutsche Turner-Bund sieht sich vor der allgemeinen Öffentlichkeit gerechtfertigt, vor den Eltern und Kindern sowie vor den Verantwortlichen der Politik, daß er einen Hochleistungssport im Kunstturnen der Frauen und Mädchen unter einer humanen Ethik bereits im Kindesalter anbietet und fördert. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen als höchstes Ziel aller Athleten sollte auc für die uns anvertrauten jungen Turnerinnen möglich bleiben, dami weiterhin auch für die Nachwuchsförderung ein wichtiger Anreiz bestehen bleibt.

(DTB-Argumente vor NOK-Präsidium)

(Siehe auch "Die gläserne Turnerin..."; Argumente der Fam.Schweigert, die dem DTB vor der NOK-Sitzung zugearbeitet wurden.) 

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