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Mit
denselben Turnern, dem selben Konzept - nun soll plötzlich
alles gehen, wo zuvor der "Aufstand der Turner" stattfand, wo
Bundestrainerkollege Hanschke resignierend das Handtuch warf und ein
Vize-Präsident Friedrich zum Rücktritt genötigt wurde...?
Welches Wunder ist denn da geschehen, dass sich nun die Szene so befrieden
oder besser konzentrieren lässt? Eigentlich gar keins. Da hatten einfach
ein paar Funktionäre ihre Hausaufgaben nicht gemacht, strategische Ziele
mit der Keule und gegen die Beteiligten durchsetzen wollen, haben Wind
gesät und Sturm geerntet.
Willam, Brechtken
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Die
diesbezüglich dritte "Personalie"
neben den zwei Zurückgetretenen, der Sportdirektor
Willam, der nicht unwesentlich beteiligt war an den Stürmen im
Wasserglas, der saß bei dieser Pressekonferenz zur Rechten des
Präsidenten. Immerhin ein Mann, in dessen kompletter Amtszeit seit 1992
Barcelona der "freie Fall" von Platz 4 auf Rang 13 (eigentlich
Rang 15, bei Berücksichtigung von Japan und Cuba) des Männerturnens
fällt, das in den letzten 5 Jahren keine internationale Einzelmedaille
mehr gemacht hatte. Der Frauenturnbereich fand 1996 nur noch mit 2
Einzelturnerinnen und 2000 gar nicht mehr auf olympischem Podeste statt.
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Die Rhythmische Sportgymnastik muss momentan ihre letzen
Individualistinnen wegen mangelnder Erfolgsaussichten in die Gruppe
schicken. Letzte Medaillenaussichten des Trampolinturnens erhofft man sich
(noch) von den Etablierten, den "alten" Strategen - hier ist die
Sicherung der Leistungsperspektiven des Nachwuchses auch noch nicht in
trockenen Tüchern....
Fragen an diesen Mann aber ließ der clevere Politiker Brechtken erst gar
nicht mal zu, Fragen an Willam beantwortete er selbst: "Wir
haben Zeit verloren, das ist Fakt.... irgendwann muss ich unter
Personalien einen Strich ziehen...", und: Ich stehe hinter beiden:
Dem neuen Bundestrainer und dem Sportdirektor!"
Basta!
Wie eine letzte Chance muss das wohl vom Sportdirektor aufgefasst werden,
nun doch noch in der Kürze der Zeit Wesentliches zu richten, und er tut
gut daran, sich neben seinen Präsidenten und hinter seinen neuen
Bundestrainer zu stellen. Und d e r tut gut daran, seine
Athleten zu gemeinsamer Arbeit zu motivieren, um sich dann hinter seine
Turner zu stellen. Genau daran - nämlich am falschen Stellungsspiel - ist
wohl sein Vorgänger im Amte gescheitert.
Eine Sisyphusarbeit, die nicht mit
Etappe 1 - dem Lösen des Olympiatickets zur WM im August 2003 in Anaheim
(USA) - abgeschlossen sein wird.
Gelingt es nicht über dieses existentielle Nahziel hinaus über
zukunftsträchtige Strukturen des Leistungssportes dieser Disziplinen neue
Konzepte zu finden, kommt es der Quadratur des
Kreises gleich: Es ist unmöglich mit immer weniger Trainern,
geringer werdender Mittel, reduzierten Zentren wieder in Medaillenbereiche
zu gelangen. So klingt es gut, was Brechtken sagte: "Trotz
Zusammenführen und Konzentrieren und besserer Arbeit müssen wir ein
'System der Verankerung in der Fläche' aufbauen, müssen wir im
Nachwuchsbereich die Förderung von unten auch künftig garantieren."
Und mit Blick auf das Naheliegende:
Allen Trainern und Turnern des Spitzenbereiches tun gut daran, ohne
Zeitverzug den neuen Mann Andreas Hirsch und seine Strategien zu
unterstützen, sonst droht da nicht nur der Verlust der eigenen
Arbeitsplätze - hier geriete gar eine ganze Sportart in existenzielle
Gefahr!
Eckhard
Herholz
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