12. Januar 2004  
Kienbaum  
Gerätturnen

Andreas Hirsch: Platz 8 fest im Visier!

Der Olympia-Count down läuft...:
Gut 36 Wochen oder 218 Tage vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Athen (14.-29. August) beendeten Deutschlands Turnmänner in Kienbaum ihr erstes Trainingscamp des Olympiajahres
'Grundsätzlich bin ich Optimist, sonst könnte ich schließlich keine Athleten motivieren', so der deutsche Auswahl-Chef Andreas Hirsch im GYMmedia-Gespräch....:

'Gestört' wurde die erste Phase dieser Periode nur durch die nun mal nötigen Wettkampfauftritte, wie das Arthur Gander-Memorial, den Swiss-Cup oder DTB-Pokal und durch die Herbstsaison der Deutschen Turnliga, die nach wie vor aus DTB-Sicht mehr als notwendiges Übel' gesehen wird, da die Wettkampfhäufigkeit im Widerspruch zum koordinativen und technischen Lernen steht. 'Noch immer ist es uns seit Jahren des Bemühens nicht gelungen, mal eine im Jahresverlauf störungsfreie Lernperiode zu installieren!' - so der Bundestrainer.
So war es eben nach Ansicht des Bundestrainers z.B. auch der internationalen Karriere eines Ren? Piephardt absolut nicht zuträglich, als er sich in Diensten des TK Hannover beim Europacup-Halbfinale in Charlerois - einem vergleichsweise unbedeutendem Wettkampf auf Vereinsbasis - verletzt: Mittelfußbruch und 10 Wochen Trainingsausfall.

Der deutsche Mehrkampfmeister Ronny Ziesmer war da in diesem Sinne bereits mit gutem Beispiel vorangegangen. Schon bei den Herbst-Events zeigte er seine neue Verbindung Felge-halbe Drehung, Felge, Riesenfelge-Doppelsalto (E-D-E) = 0,9) und stockte so seine Barrenübung auf 9,9 Punkte auf! 'Die Mannschaft soll nach vorn! Der achte Platz in der Qualifikation und damit das Erreichen des Olympischen Mannschaftsfinals ist realistisch!' - gibt sich Hirsch optimistisch. Dabei verweist er auf die Tatsache, dass seine Riege bereits in Anaheim zur WM achtbeste Mannschaft war - was zumindest den Vergleich der Ausgangswerte - also der inhaltlichen Substanz - betraf!

Eugen Spiridonow (TG Saar): neu im Olympiakalkül...?

'Ringe - Retter von Anaheim'
Für ein optimales Mannschaftsresultat sind aus Sicht des Bundestrainers unbedingt vier sichere Ringeübungen mit einem 10er-Ausgangswert nötig. 'Das hat uns letztlich zur letzten WM in den USA gerettet!', - so Hirsch.
Wenn Sven Kwiatkowski hier mehr anzubieten hätte, wäre er schon in Anaheim in seinem sonst guten Mehrkampffinale unter den 'Top Ten' der Welt gewesen, oder anders:
Gelänge dem Chemnitzer jetzt an den Ringen ein entscheidender (Kraft-)Zuwachs, wäre das nicht nur für sein persönliches Resultat gut, sondern Hirsch könnte einen weiteren Mann mit ins Olympiateam nehmen, den er statt Kwiatkowski an einem anderen Gerät einsetzen könnte - vorausgesetzt, Kwiatkowski powert stärker an den Ringen fürs Team...

Kwiatkowski: ... auch Ringe-Power möglich?

Ein hartes Programm...!
Vor all diesen taktischen Spielerchen steht aber erst mal eine hartes halbes Jahr, mit diesen wesentlichen Etappen:
- die Weltcups in Cottbus und Lyon;
- der Olympische Testwettkampf in Athen (2 Turner);
- der Länderkampf in Leipzig (Sui, GBR, FRA (?)) und der U18-Länderkampf am gleichen Ort, die beide als Qualifikation für die Europameisterschaften in Ljubljana gelten;
- dann der Länderkampf in Dessau gegen die Tschechische Republik als letzter EM-Test;
- die Europameisterschaften in Ljubljana selbst, wo sich die Deutschen garantiert auf die energischste WM-Revanche der in Anaheim knapp gescheiterten Weißrussen und der Schweizer gefasst machen können, für die ja Olympia ausfällt;
- dann folgen die erste und zweite nationale Olympia-Qualifikation und die Deutschen Meisterschaften;
- ....und nach den Deutschen Jugendmeisterschaften in Berlin verbringen die Olympiakader 6 Wochen im Trainingscamp Kienbaum, nur noch unterbrochen durch einen Länderkampf als Olympia-Test gegen Rumänien und Italien....
... ein knallhartes Programm!

René Tschernitschek (SV Halle): ... noch einmal Olympia?

Wichtig sind für sie erst einmal erfolgreiche Auftritte vor allem bei der Junioren-Europameisterschaft (Ljubljana). Man wird sehen, ob und wie sie sich dort erneut darzustellen verstehen, dann kann man Schritt für Schritt weiter planen...

Nun geht es in die letzte Etappe der besagten Lernphase und der olympische Count-Down läuft längst, nicht nur für Athen, sondern man möchte meinen auch für die nächste Zukunft des Männerturnens im Ursprungsland dieser Sportart.
Man wird sehen, wie sich das deutsche Männerturnen in den ersten Wettkämpfen des Olympiajahres und beim Auftakt zum Weltcup, dem '28. Turnier der Meister' in Cottbus im eigenen Lande, darzustellen vermag.
Was die fernere Zukunft über Athen hinaus betrifft - hier stehen entscheidende Weichenstellungen wohl noch immer aus.
Eckhard Herholz, (c) gymmedia