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ANALYSE DER OLYMPISCHEN TRAMPOLINPREMIERE 2000 |
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Auch der Wettkampfausgang hätte in einem Drehbuch ja
nicht besser geplant werden können. Meine Sorge, daß das Zuschauerinteresse während des
Wettkampfes abnehmen könnte, weil wir den Wettkampfablauf auf zwei Stunden planen mußten
und dazu noch total auf das Fernsehen abgestimmt, erwies sich - da alle Zeitlupen auch in
der Halle zu sehen waren - als unbegründet.
Mir war immer klar, daß es eigentlich nicht angehen
kann, daß wir einen Großteil des Programms mit Einturnen bestreiten. Dies läuft
sämtlichen Planungen zuwider, die wir für die Finalveranstaltungen unserer
Weltmeisterschaften durchgesetzt haben. Das SOCOG wollte aber unsere Wettkämpfe an zwei
Abenden je zweistündig im Superdome verkaufen und so einigte ich mich bereits 1998, noch
vor der Auflösung von FIT, mit SOCOG auf diesen Programmablauf. Ich war bis zuletzt
skeptisch, daß |
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Das war mit dem Finale einer Weltmeisterschaft gleichzusetzen, die letzten World Cups deuteten schon an, daß alle Qualifikanten hart gearbeitet hatten!
Ich würde sagen, wir hatten ein
glückliches Händchen mit der Nominierung der Haltungskampfrichter. Die Vorbereitung vor
Ort lief bestens, allen Kampfrichtern war klar, daß auch sie auf dem Präsentierteller
stehen.
Bei nur 2 x 12 Wettkämpfer(innen) sehe ich auch in der Zukunft keinen anderen Modus. Es bleibt nur zu überlegen, ob wir nicht für alle Qualifkationsplätze den Ländern die Nominierung freigeben, nicht nur für die Länder, die zwei Plätze im Finale der WM belegen. Ob an der Anzahl der Teilnehmer etwas zu verändern ist, werden Verhandlungen der FIG mit dem IOC zeigen.
Selten - abgesehen von den Welt Cups
in Deutschland unter dem ehemaligen DSF-Vertrag - wurde eine Veranstaltung so
minutiös mit dem Fernsehen zusammen geplant und noch nie wurde mit so vielen
Kameras aufgenommen. Wie ich schon eingangs sagte, trugen die Zeitlupenaufnahmen in der
Halle mit dazu bei, die Begeisterung des Publikums zu erhalten.
...natürlich tue ich das ungern,
weil ich ja im DTB keine verantwortliche Position mehr habe und damit selbst
außerhalb der Kritik stehe. Aber vielleicht ganz wertneutral aus der Sicht des TK
Präsidenten, der alle Wettkämpfer - so viele waren es ja nicht - in Sydney per
Handschlag begrüßte und sich mit allen unterhalten hat: Michael Serth
hat nicht schlecht geturnt, die Pflicht gehörte zu den besten Übungen, nur hat er wohl
den Startplatz 1 in der Kür unterschätzt, nicht daß die Kampfrichter noch
zurückhaltend in der Wertung waren, dies kann durchaus geschehen, war aber in der Pflicht
nicht der Fall und wohl auch in der Kür unerheblich. Er hat jedenfalls den anderen nichts
vor den Latz geknallt, sondern nur sicher und gut geturnt. Zu hoch oder zu
tief gepokert, wie sich herausstellte, da die anderen Mitbewerber um einen Finalplatz um
jedes Zehntel Pünktchen kämpften. Pech für Michael mit 2/10 Punkten das Finale zu
verpassen, in das er nach der Papierform und dem Stand seiner Vorbereitung sicherlich
gehörte. Es qualifizierten sich eben nicht, wie bei
einigen anderen Nationen, die Nummer 18 oder 23, weil nur jeweils ein Athlet pro Nation
zugelassen ist und damit 15 bis 20 bessere ausfallen müssen.
Zur Situation bei den Turnern
(in Deutschland. die Red.) kann ich nur wenig sagen. Ich bin der Meinung, der DTB sollte
sich international mehr in die Diskussion um den Code of Points einmischen.
Dieser entfernt sich immer mehr vom Turnen, wie es vielleicht in Deutschland verstanden
wird. Ein kontinuierlicher Aufbau, über verschiedene Altersstufen hinweg, erscheint
nicht mehr möglich. Viele Techniken, Übungsteile und Handlungsfertigkeiten sind nicht
mehr gefragt. Eine Konzentration auf Bonuspunkte, um den Ausgangswert 10,0 zu erreichen,
kann vielleicht nur noch in wenigen Nationen, mit wenigen Spezialisten und noch weniger
Vereinen, erreicht werden. Dies wird dem Turnen in Zukunft die Basis entziehen. Irgendwann
vielleicht auch die Medien. Horst Kunze Rinteln, 12-Oct-200 |