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Da
beschweren sich die Jünger Jahns immer, dass
man sie nicht in der Glotze sieht, aber immer, als man unlängst gar
nachmittags einschaltete, verwrangen sich im Sportkanal Unmengen
biegsamer Mädchen, stundenlang... ...so richtig klar wurde dem Betrachter aber nicht, worum es da ging und warum man 10 Stunden aus Granada von einer EM der Rhythmischen Sportgymnastik berichten muss, wenn die Insider eh und schon vorher wissen, wer gewinnt: Die Russen oder die Weißrussen oder die Ukrainer....bloß, die waren noch gar nicht dabei. Als dann das Wochenende kam und die Russinnen und Ukrainerinnen und Weißrussinnen endlich dran waren und auch gewannen, da wurde klar, dass man aus einer ganz anderen Welt berichtete: Hier war die Elite - tags und stundenlang zuvor die Entwicklungsländer der Gymnastik. Pardon - das hat nichts mit Sportlichkeit, sondern mit Mathematik zu tun. Pro Sendeminute kostet dann eben das Gesamtpaket wesentlich weniger. Nur die Sahnehäubchen senden, das kann man sich schließlich nicht leisten. Man kennt das ja zur Genüge vom Tennis, bis zum Totsenden, ... irgendwann. Richtig witzig wird es, wenn man nicht nur über die Bilder meditiert, sondern gar noch zuhört. Einen Kommentator, der wirklich was von der Sache versteht, findet man immer seltener. Immer häufiger umgeben sich die Sprachakrobaten und Verbalartisten ohne jeden Schimmer vom Metier mit Ehemaligen des Metiers. Wenn diese noch etwas wissen, geht es manchmal gut aus, für den Zuschauer, weniger für den Kommentator. Nun ist die frühere Deutsche Meisterin Lena Asmus ein ganz liebes Mädchen. Das kam auch rüber. Wenig allerdings konnte sie zur Aufhellung dessen beitragen, was ihr Mikro-Mentor Siggi Heinrich von EUROSPORT alles nicht wusste; und der wusste sehr viel nicht, so viel konnte nun auch die liebe Lena nicht wissen. Aber es freute den Zuschauer wenigstens, wenn sich Lena auch freute: "Das war aber auch eine wunderschöne Übung aber auch....! Nun darf man aber auch nicht zuviel fordern. Warum muss ein Kommentator von einer Sportart etwas verstehen, wenn er maximal einmal im Jahr ran darf - da wäre ja jede Vorbereitung pure Zeitverschwendung...! Nun wird's richtig happig: Jetzt werden doch die Gymnastik- und Turnfreaks am kommenden Wochenende förmlich zugesendet! Da ist aber dem Weltverband FIG auch etwas Feines gelungen: Man legt zur selben Zeit des WM-Turnfinals gleich noch das Weltcup-Finale im Trampolin, denn siehste: Da übertragen dann gleich zwei Sender. So wird man das bestimmt hinterher auf der Habenseite positiv analysieren müssen...! Da berichtet am Sonnabend Eurosport tatsächlich von der Turn-Weltmeisterschaft aus Debrecen, sogar live, am Nachmittag. Und haste, was kannste, lassen sich das die Öffentlich-Rechtlichen natürlich nicht bieten, sie halten dagegen und senden auf N 3 den Weltcup der olympischen Sportart Trampolin aus Hannover, auch live!
Am besten, eines aufzeichnen, wenn
man beides will, noch einen Video-Rekorder besorgen oder von Bekannten
aufzeichnen lassen... wer weiß, wann es wieder mal so ein
Angebot gibt. Da sorgt man doch lieber vor, für schlechte Zeiten...
immerhin, beim DSF sind fünf Jahre vergangen, zwischen zwei
Gymnastik-Sendungen! S.L. / München |
24-11-2002:
Meinungsäußerungen zu obiger Glosse: (1) Hallo, ...mit viel Vergnügen habe ich den Forumsbeitrag von Herrn Luftmeier aus München gelesen und möchte ihm gern zu dieser gelungenen und absolut treffenden Analyse der Berichterstattung der RSG EM in Granada bei Eurosport gratulieren. Er hat exakt das auf den Punkt gebracht, was mir beim Verfolgen der Beiträge auf Eurosport auch in den Sinn kam, trotzdem möchte ich noch auf ein paar weitere Dinge aufmerksam machen, wobei ich auch etwas ins Detail gehen muss, um das Problem zu verdeutlichen. Zum Einen geht es um die Länge bzw. die Wiederholfrequenz der gezeigten Beiträge: Ich finde es außerordentlich begrüßenswert, dass man nicht nur die Finals, sondern auch die Vorkämpfe bzw. die Starterinnen in der B-Gruppe überträgt. Dass man aber ausgerechnet auch noch diese Übung, wo selbst für den nicht fachkundigen Zuschauer klar wird, dass es sich nicht um die Besten ihrer Sportart handelt, in einer Wiederholung zeigt, muss meines Erachtens nicht sein. Die Wettkämpfe der RSG sind ohnehin schon relativ abwechslungsarm und erfordern vom Zuschauer viel Geduld, da braucht man diese nicht auch noch zusätzlich zu strapazieren, indem vor die mit Spannung erwartete A-Gruppe eine Wiederholung der B-Gruppe schaltet. Dies trägt zumindest nicht zur Zuschauergewinnung bei, die ja nicht nur für die Sportart an sich sondern auch für Eurosport von erheblichem Interesse sein sollte. Zum Anderen möchte ich ein Wort zu den Kommentaren sagen. Ich gestehe hier ganz offen und ehrlich: zwischendurch habe ich dank des 2-Kanal-Tons und meiner recht guten Englischkenntnisse auf die englischen Kommentatoren umgeschaltet und die Sendung auf diese Weise akustisch verfolgt, weil da wesentlich detaillierter und fachkundiger über die einzelnen Übungen gesprochen wurde. Es war zwar schon ein enormer Fortschritt, dass dieses Jahr mit Helena Asmus die Co-Kommentatorin wenigstens ein für alle verständliches Hochdeutsch sprach, zur Fachsimpelei trugen die Kommentare jedoch nicht gerade bei. Wie Herr Luftmeier bereits erwähnte, interessiert den Zuschauer doch nur sekundär, ob das „eine schöne Übung“ war oder nicht, denn dieses ganz individuelle Urteil fällt jeder Zuschauer für sich selbst. Viel mehr hätte mich interessiert, wie anspruchsvoll die Übung war, was z. B. der kleine aber feine Unterschied ist zwischen einer Kabajewa-Übung mit doppelten Drehungen in der Rückbeuge eines Standspagats oder einer Yerofejewa-Übung mit nur einfachen Drehungen in dieser Haltung. Oder den Zuschauer hätte interessiert warum die eine oder andere Musik weniger geeignet für eine Darbietung ist... Kommentare wie: „Jetzt hat wenigstens das musikalische Leiden ein Ende...“ tragen weder zur Begeisterung des Publikums noch zur Erleuchtung über die Gründe bei. Es gibt ja schließlich ganz spezifische Anforderungen an Musik, Outfit und Übung der Gymnastinnen. Die hätte ruhig näher erläutert werden können, denn Zeit genug war dafür während der 3-tägigen Übertragung. Dabei will ich auf keinen Fall Lena Asmus zu nahe treten. Sie war immerhin schon eine enorme Steigerung gegenüber ihrer Vorgängerin und hat versucht, etwas von dem Flair der Gymnastik zu vermitteln. Aber die "gewissen Unzulänglichkeiten" des Siggi Heinrich konnte verständlicher Weise auch sie nicht wettmachen. Eine Ex-Gymnastin kann nie das Non-Plus-Ultra als Co-Kommentatorin sein, da all ihre Erfahrungen mit der RSG viel zu subjektiv und individuell geprägt sind. Wesentlich besser geeignet für diesen Job wäre z. B. eine (nicht Ex-!) Kampfrichterin mit Bundes-Brevet. So eine Person hat in ihrem Leben viel mehr Übungen gesehen, meist sogar selbst gestellt und vor allem den Code de Pointage intensiv studiert. Ihr wäre sicher nicht der Fehler passiert, eine Tour-Promenade (die zu den Beweglichkeitselementen zählt!) von Siggi Heinrich als verwackelten Stand bezeichnen zu lassen und obendrein noch die fehlenden 3 Gerättechniken zu monieren, die bei einer solchen „Tour“ gar nicht vorhanden sein müssen. Sie wäre vielleicht sogar in der Lage, während den Übungen den Technischen Wert wenigstens ungefähr mitzuschreiben, um danach dem Zuschauer zu verdeutlichen, warum die Wertung bei einer Gymnastin höher als bei der nächsten ist, obwohl die Übung rein optisch vielleicht „nicht so schön“ war. Ein Beispiel für genau diesen Aspekt kann sich die RSG zum Beispiel an den RTL-Kommentatoren der Formel 1 (Christian Wasser und Heiko Danner) nehmen. Dank ihrer detaillierten Beschreibungen und lehrreichen Erläuterungen habe ich als nur mäßig Motorsportinteressierte inzwischen wahrscheinlich weit mehr Ahnung von Drehzahlen, Antriebswellen, Motoren und Radaufhängungen als ein Mäßiginteressierter der RSG jemals von Keulen, Drehungen, Beweglichkeit oder Bändern haben wird. Es gibt unzählige weitere Beispiele, an denen ich verdeutlichen könnte, wie wichtig es gerade in solchen Sportarten wie der Gymnastik ist, einen (oder zwei) Experten (!!!) als Kommentatoren gewinnen zu können. Stattdessen geht man wieder und wieder völlig gedankenlos an die Berichterstattung der RSG und schädigt somit das Image dieser wunderschönen Sportart. Ich hoffe, dass in Zukunft mehr darüber nachgedacht wird, wem man die verantwortungsvolle Aufgabe der Kommentierung überträgt und dass diese Personen sich gut vorbereiten und bewusst machen, dass fachkundige Zuschauer und Laien gleichermaßen ihre Freude an den Darbietungen haben sollen.... Astrid Beutner (2)
Lieber /liebe S.Luftmeier, |
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