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vom Forum des Weltsports, St.Moritz Das Fernsehen bedroht die Vielfalt des Sports |
. | Von Jörg Winterfeldt St. Moritz - Der Mann für die bitteren Wahrheiten kam aus Deutschland zum Forum des Weltsports nach St. Moritz. Bei der Eröffnungsdiskussion zur Frage, ob "das Fernsehen Feind oder Verbündeter des Sports" ist, plädierte Bernd Hoffmann dafür, dass "Sport sich als Produkt optimal vermarkten muss, um sich gegen Konkurrenten wie Pop-Konzerte und Hollywood-Filme durchzusetzen." Der Chef des Vermarktungsriesen Ufa Sports in Hamburg weiß, wovon er spricht: Er handelt mit den Rechten von mehr als 250 Sportvereinen aus über 30 Verbänden. Sein Ansatz vom Spitzensport, der sich als Teil der Unterhaltungsindustrie freiem Wettbewerb aussetze, ist wenig populär. Er vernachlässigt die sozialen, gesundheitlichen und idealistischen Komponenten und widmet sich nur populären Publikumssportarten wie Fußball und der Formel 1. Tatsächlich macht das Fernsehen mit seiner Konzentration nur wenige Disziplinen und Ereignisse zu einem Riesengeschäft: Die 16 Formel 1-Rennen sahen im vergangenen Jahr insgesamt 57,8 Milliarden Menschen weltweit, die Fußball-WM 1998 lockte 33,4 Milliarden Zuschauer. Die Olympischen Spiele in Sydney rechnen mit einem TV-Publikum von 25 Milliarden Menschen, nachdem Atlanta 1996 19,6 Milliarden interessierte. Vor dem Hintergrund der steigenden Attraktivität spitzensportlicher Darbietungen, liegt eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft darin, dass Politik, Wirtschaft, Medien und Sportverbände Lösungen finden, den Sport in seiner Vielfalt zu erhalten. Außerdem nähren die finanziellen Möglichkeiten von Bezahlfernsehen und Pay-per-view-Projekten die Sorge, dass künftig breite Bevölkerungsmassen von Highlights ausgeschlossen bleiben. Unterschiedliche Auswege werden derzeit diskutiert. Die EU-Kommission untersucht eine Initiative, Sportveranstaltungen wie Fußball-WM zum allgemeinen Kulturgut zu erklären, deren Übertragungsrechte mit der Auflage versehen werden, dass das frei zugängliche Fernsehen berücksichtigt werden muss. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) indes hat sich eine Selbstbeschränkung auferlegt: Die Rechte für die Spiele müssen so verkauft werden, dass das Ereignis weltweit kostenlos empfangbar ist. "600 Millionen Dollar", sagte das IOC-Mitglied Pal Schmitt, "hat uns die Geschäftspolitik gekostet", weil nicht das höchste Gebot akzeptiert wurde. Selbst der Ufa-Sports-Chef Hoffmann kann sich als Verfechter einer Laissez-faire-Politik eine allgemeine Zugänglichkeit für bestimmte Veranstaltungen vorstellen, "aber ich habe die Sorge, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre mangelnde Konkurrenzfähigkeit ersetzen durch die Erweiterung schützenswerter Ereignisse". Dennoch eröffnen sich auch den weniger nachgefragten Sportarten Möglichkeiten. In Frankreich etwa wird eine fünfprozentige Steuer auf Sportrechte diskutiert, deren Erlös unter allen Sportdisziplinen aufgeteilt wird. Die neuen Medien wie Internet oder m-commerce, bei dem Nachrichten bis zu Filmsequenzen über das Handy abgerufen werden können, helfen den Randsportarten zudem: Weil die Kundschaft ihr Sportangebot individuell wählt, werden Nischenanbieter auch weniger gefragte Disziplinen auf den neuen Vertriebswegen übertragen. .
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