Eine Replik
von
Bernard Schwermann:
zum Artikel: Modell
einer gerechteren Bewertungsmethode, von Jacki Fie,
mit Rückschlüssen auf das Männerturnen. Vergleiche: Leon 05/06, Dez. 2003, Seite 26 - 28 Der o.g. Artikel ist in vielerlei Hinsicht interessant. Es ist davon auszugehen, dass die behandelte Problematik auch auf das Männerturnen bezogen werden kann. 1) Es überrascht nicht, dass auch in Anaheim wieder einmal mehr Kampfrichterentscheidungen zu Unmutsäußerungen und Unverständnissen geführt haben. Was überrascht, ist, dass endlich einmal von sog. hoher Warte offen dargelegt wird, dass es im Bereich der Beurteilungen von sportlichen Leistungen zu bewussten oder unbewussten Bevor- oder Benachteiligungen von Athleten/innen und/oder Betrug (menschlich manipulierten Noten) kommt und gekommen ist. In einer Sportart, in der auf Dauer manipuliert, geschoben und betrogen wird, wo Athleten/innen ungerecht behandelt oder um den Sieg gebracht werden, lassen sich die verheerenden Auswirkungen leicht nachvollziehen. 2) Gleichgültig welche der genannten Methoden (Varianten) zur Berechnung der B-Note angewandt wird, es bleibt bei einer subjektiven Beurteilung mit all ihren Mängeln und Schwächen. Auch für die Methode von J. Fie trifft dies zu. Diese MSM-Methode ent- ledigt uns auch nicht von unserem Jahrzehnte währenden Problem. Es müssen nicht zwei oder drei Kampfrichter in eine Richtung ziehen, es genügt ein Kampfrichter, wie nachfolgendes Beispiel belegt: Noten 9.7 9.7 9.6 9.5 9.5 9.5 ergibt nach MSM = 9.525 Punkte. Wird aus einer 9.5 eine 9.7 dann Noten 9.7 9.7 9.7 9.6 9.5 9.5 ergibt nach MSM = 9.675 Punkte. Eine Differenz von 0.15 Punkte, die bei einer vor allem in Gerätfinals in letzter Zeit üblichen Notendichte gravierend ist. (siehe dazu Artikel in www.gymmedia.de, Forum und Board) 3) Auffällig ist, dass J.Fie nur über die Wertungsberechnung der B-Note eine Lösung des Problems sieht. Es spielt also zunächst der Ausgangswert der A-Note ( der ist sowieso 10.0 wenn es um Medaillen geht ) keine Rolle, also machen die B-Kampfrichter die End- note unter sich aus. Es ist leider auch nichts darüber ausgesagt, wie die 9.8 eines B- Kampfrichters zustande kommt oder kommen sollte. Wenn ein Kampfrichter die 9.8 nicht geben will, dann gibt er sie auch nicht, er gibt 9.6. Die bisherigen Bestimmungen zu dieser Notenfindung sind überarbeitungsbedürftig, auch deshalb, weil die Kriterien teils zu vage, zu ungenau und offen für Manipulationen sind. Im Zeitalter der Hochtechnologie sollte es möglich sein, bessere und gerechtere Metho- den zu finden. 4) Die gerechtere Bewertung liegt aber m.E. nicht nur in einer Verbesserung der Noten- findung für die B-Note. Die Gerechtigkeit erfährt eine weitere Steigerung in der Verbesser- ung der Bewertung der A-Note. Die jetzige Methode ist, dass bei einer vorgegebenen Mindestanforderung es zur Höchstnote 10.0 kommt. Dies ist zu ungenau, zu ungerecht und undifferenziert. Es gibt doch sicherlich inhaltliche Unterschiede in den Übungen, die wenn auch 10.0, unberücksichtigt bleiben. Im Männerbereich gibt es schon ein Gerät, bei dem es gerechter zugeht. Es ist der Sprung. Jeder Sprung hat einen festen A-Ausgangswert. Warum geht das nicht auch an den anderen Geräten??? Z.B.: Es werden je Gerät 10 Elemente verlangt. Jedes Element wird in eine Kategorie eingeordnet. Jede Kategorie erhält einen Punktwert. Nach erfolgten max. 10 Elementen wird die Summe addiert und der A-Ausgangswert ist errechnet. Vielleicht muss man von der 10.0 als Maximalnote Abschied nehmen, das wäre aber das geringste Übel. Entscheidend muss
sein: Gerechtigkeit, Leistungsdifferenzierung, |
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