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oder handeln Sie J E T Z T, Herr Präsident! |
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(Offener Brief an den
Präsidenten des Deutschen Turner-Bundes vor den Beratungen mit seinen
Landes-Präsidenten, den Leistungssportvertretern und vor dem Deutschen
Turntag im November in Braunschweig)
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So war es
doch eben bei Eduard
Friedrichs Darstellung zu lesen
"...Im Verlaufe der 90er Jahren hatte sich
die längere Zeit schöngeredete , durch Erfolge
hauptsächlich von Andreas Wecker und Valeri Belenki
übertünchte, sportliche Situation so negativ verändert, dass
die Einstufung des männlichen Kunstturnens im finanzwirksamen Fördersystem
des DSB für die Periode 2001 bis 2004 in der 4-stufigen Skala
zwischen der untersten und der vorletzten Stufe erfolgte."
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E. Herholz
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Es ist schon ein Jammer!
Da
stehen sie nun da, die verantwortlichen Funktionäre, und klagen u.a. über die ausbleibenden Mittel, die
natürlich von außen kommen sollen!
Woher...? Vom Staat... dem Fördersystem des DSB.... von der Sporthilfe
.... von der Bundeswehr.... von freigiebigen Sponsoren oder
Wirtschaftspartnern
... vom Fernsehen....????!
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"Unsere Töpfe sind leer",
das hört man die Verantwortlichen sagen und sie halten überall die
Hände auf, bei Spitzensport-Events u.a. Veranstaltungen -
übrigens nicht erst seit heute!
- Weniger Leistung,
das
bedeutet aber im deutschen Leistungssportsystem auch gnadenlose
Zurückstufung, weniger finanzielle Zuwendung und beim Ausbleiben
derselben in zweiter Instanz Abwendung diverser potentieller Geldgeber
von außen.
- Mangelhafte
Öffentlichkeitsarbeit
den Leistungssport betreffend,
potenziert sich im rapiden Abstieg potentieller Wahrnehmbarkeit.
(Schon 1993 betrug der Anteil der Turnmeldungen im Jahresverlauf in
deutschen Printmedien und Agenturen des Sports weniger als 0,6% - und
damals verfügte der DTB noch über solche Sympathieträger wie Ralf
Büchner, Sylvio Kroll, Magdalena Brzeska, Andreas Wecker...!
Im
nacholympischen Jahr 2001 betrug die überregionale TV-Minutenzahl kaum
viel mehr die Dauer von 2 Fußball-Halbzeitspausen - pro Jahr!)
- Wer heute nicht mehr in den Schlagzeilen steht, wird nicht mehr
wahrgenommen im gnadenlosen medialen Verdrängungswettbewerb des
Kommunikationszeitalters!
- Wer nicht mehr wahrgenommen wird, hat kaum noch Fernsehminuten.
- Wer nicht mehr im Fernsehen stattfindet ... findet
"überhaupt nicht mehr" statt!
- Wer soll für jemanden, der nicht mehr stattfindet zusätzlich Geld
ausgeben...?
>> Wessen Verbandsphilosophie aber noch immer im Ewig-Gestrigen verharrt
und moderne Leistungssportstrukturen gemäß der komplexen
gesellschaftlichen Situation vielleicht gerade noch verbalisiert, sonst
aber nur halbherzig oder gar nicht umsetzt, den bestraft das Leben auf
eine gnadenlose Art.
Leistung (und deren Vertreter) sind ohne
100%igen Leistungssport nicht möglich!
Natürlich muss man auch 100% Leistungssport von seinen Athleten fordern
- nicht aber, wenn man selbst nur 80% zu geben imstande oder bereit dazu
ist.
Unter den Bedingungen des (finanziellen) Notstandes aber muss man die
betroffenen Sportler vor den Folgen der Verwaltung des Notstandes
schützen. Dies führt - wie die Praxis eben beweist - zu
Reibungsverlusten, die jedoch mit einem tatsächlich humanen
Leistungssport unvereinbar sind.
Ein ohne Abstriche am internationalen Spitzenniveau organisierter
Leistungssport im Gerätturnen und den anderen Disziplinen ist jedoch
ein langwieriger (und teurer) Prozess von Talentesuche und -findung, der
Ausbildung und Betreuung, der Leistungsprofilierung und ihrer
gesellschaftlichen Präsentation in Person von (möglichst)
medaillenbehängten Sympathieträgern.
Was verlangt denn da der Deutsche Turner-Bund eigentlich? Dies alles
soll das Geld von außen ermöglichen...?
Das kann nicht sein, zumal man im letzten Jahrzehnt ziemlich
verantwortungslos mit den "geschenkten" Spitzensportstrukturen
der deutschen Wende und deren "fertigen"
Leistungsträgern umgegangen ist.
Falsch aber ist:
- dem notwendigen Ausbau der
Basisstruktur bei Talentfindung und Ausbildung nur ungenügende
Aufmerksamkeit zu schenken;
- unter Bedingungen der finanziellen
Misere Konzepten zu entwickeln, die auf Kosten einer objektiv
nötigen leistungssportlichen Infrastruktur der aufwendigen
Gymnastics-Disziplinen und zu Lasten der Handlungs- und
Leistungsträger gehen;
- die materiell-technischen und
logistische Voraussetzungen, die soziale Absicherungen sowie
leistungsorientierte Stimulation und Abrechnung von Trainern,
Athleten nur ungenügend zu schaffen.
Die Schlüsselfragen
sind:
- Mit welcher Konsequenznotwendiger,
höherer Eigenfinanzierung rückt der Riese DTB nicht
nur seinen olympischen Spitzensport sondern überhaupt seinen
leistungsorientierten Wettkampfsport aller Altersklassen wieder in
den Mittelpunkt seiner Verbandsphilosophie?
- Mit welcher Konsequenz macht er jedem
seiner 4,9 Millionen Mitglied klar, dass Turnen und Gymnastik keine
Low Budget-Sportarten sind, deren Betrieb mit höchstem Anspruch
ihnen nicht nur lieb sondern eben auch teuer sind?
Die Vorschläge:
- Es scheint dringend notwendig, seinen
Mitgliedern klar zu machen, dass nur noch mit der
Erhöhung des Mitgliedsbeitrages von 1 € pro Mitglied und Jahr,
also um ca. 8, 3 Cent pro Monat ein effizienter Wettkampf aller
Disziplinen, alters - und Leistungsklassen zu finanzieren ist.
Zahlen Kinder, Jugendliche... nur 50 %, dann wären dies pro Jahr ca.
3,5 Millionen EURO zur Neustrukturierung auch des
olympischen Spitzensports, bevor je wieder Finanzierungsmechanismen
nach entsprechenden internationalen Leistungsnachweisen - wie
Fernseh- oder Sponsorengelder von außen fließen werden. (Die
Angst der Spitzenfunktionäre vor den Konsequenzen einer solchen
Forderung, wie Mitgliederschwund, braucht man nur mit
der momentan schon desaströsen unbefriedigenden Finanzsituation
vergleichen. Hier ist nun tatsächlich das "solidarische
Flutopfer" aller Mitglieder erforderlich!)
- Statt eines ehrenamtlichen
Vize-Präsidenten olympischer Spitzensport ist ein Topmanager
zu installieren, der unter professionellen Bedingungen
unter klaren Prämissen und höchster Kompetenz den Spitzen- und Wettkampfsport und seine Strukturen als
eigenständige Säule zu entwickeln und gegenüber der Gesellschaft,
den Medien und der Wirtschaft zu präsentieren sowie dem
DTB-Präsidium gegenüber zu verantworten hat
(Entwicklung der dafür nötigen
Strategien/Regeln/Struktur-, Personal- und Finanzierungsplänen
sowie der Kooperationen und Regularien im Umgang mit Dachverband,
Vermarktungsgesellschaft und anderen relevanten Institutionen und
Bereichen der Gesellschaft und des Sports und der Medien).
- Prominente Leistungssportler der
deutschen Turngeschichte und Gegenwart sind in einem Athletenrat
oder an geeigneter Stellen des Topsports wirksam zu integrieren,
bzw. ihnen sind dafür geeignete Perspektiven und Stellen zu
schaffen.
Schlussfolgerung:
- Der Spitzensportverband und seine
Spitzenfunktionäre im DTB-Präsidium, in den Vorständen der
Länder, Kreise und Vereine müssen nicht mehr nur dringend über
die Konsequenzen im Umgang mit Spitzensport nachdenken oder
sprechen, sondern sie müssen tatsächlich handeln!
- Es ist also keine bloße
Personaldebatte oder das Problem "aufmüpfiger Athleten" zu behandeln,
sondern es steht die gesamte Spitzensport- und Wettkampfstruktur auf
dem Prüfstand!
- Es ist dies auch eine riesige Chance
des zweitgrößten Sportverbandes Deutschlands und größten
Turnverbandes der Welt, seiner Verantwortung nicht nur als Freizeit-
und Erholungssportverband, als Spaß- und
Volksbelustigungsinstitution gerecht zu werden, sondern es sind
Zeichen der Leistungsorientierung in neuer Dimension und Qualität
zu setzen.
Gemessen an den gesellschaftlichen
Risiken, die mit Leistungssport in modernen Gesellschaften allerdings
auch verbunden sind, ist das mehr als nur eine neue große
Herausforderung, will man den Teufelskreis
(... den vielzitierten "Spagat") der Verwaltung des Notstandes
nun endlich mal entscheidend durchbrechen.
Deshalb, handeln Sie J E T Z T , Herr Präsident!
Eckhard Herholz
GYMmedia
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