gymforum.gif (6059 Byte)
26-03-2000

Kommentar:
Deutsches Männerturnen: Nach Cottbus - vor Bremen und Sydney ....und dann?

DTB-Sportdirektor Willam: Weltcup-Fazit mit Blick auf EM

.
herholz_kl.jpg (12432 Byte) Kommentar von Eckhard Herholz:
Dieser Mann Andreas Wecker ist schon ein Glücksfall für den Deutschen Turner-Bund. Zöge man einmal alle seine individuellen Erfolge und seine Einzelleistungen von der DTB-Team-Bilanz des ganzen letzten Jahrzehnts ab - ohne dabei die Leistungen der Weltmeister Ralf Büchner (Reck '91) etwa oder Waleri Belenki (Pauschenpferd '97) und anderer in Abrede stellen zu wollen:
Es ergäbe ein erschreckendes Bild von Mittelmäßigkeit.

Und gerade eingangs des Olympiajahres wird die Misere besonders deutlich: Die -pardon - "Auslaufmodelle" bestimmen das deutsche Männerturnniveau! Hut ab natürlich vor den Leistungen von Peter Nikiferow (28 Jahre), Sergei Charkow (29) oder Andreas Wecker (30), deren persönliche Auftritte keineswegs in der Kritik stehen, im Gegenteil! Was diese Männer in der Weltspitze leisten, ist aller Ehren Wert. Sich in den Finals des Weltcups von Cottbus zu platzieren, die von ihrer Besetzung auch einer Weltmeisterschaft zur Ehre gereicht hätten, das ist schon bemerkenswert! Und beeindruckend ist auch das strategische Kalkül eines "ehemaligen" Herrn der Ringe, der da schon seinen Abstand zu den heutigen, jüngeren Superstars an diesem Gerät und deren souveränen Kraftkombinationen sieht: Andreas Wecker erkannte klar, dass seine Chancen vielleicht nun eher am Barren liegen, investierte dort seine Kraft und, siehe da, der erste Weltcup-Wecker-Barrensieg in Cottbus bestätigt die coole Überlegung des vielseitigen Strategen Wecker. Nicht umsonst ist er der neben dem heutigen Cottbuser Turnierdirektor und früheren Barren-Weltmeister Sylvio Kroll einzige Mehrkampfmedaillengewinner bei Weltmeisterschaften (1993).. (Sprungkünstler Kroll, bei dem auch alle eine Medaille an seinem Spezialgerät erhofften, der machte WM-Gold in Montreal 1985 auch zur Überraschung aller  - am Barren.)
Aber die Siegertypen des Olympiajahres 2000 und Leistungsträger ihrer Länder sind   - siehe Dragulescu, Sapronenko, Beresch sind fast zehn Jahre jünger!

Stellt sich die erste Frage:
Warum sind Deutschlands Newcomer noch immer in der zweiten Reihe?
Da steht nur "Oldy" Nikiferow beim vorolympischen Auftakt Ende Februar im Superdome von Sydney zweimal im Finale, wird gar Zweiter am Sprung und Dritter am Barren. Der um Jahre jüngere Chemnitzer Sven Kwiatkowski schlägt sich als Mehrkampf-Neunter zwar achtbar, ins Rampenlicht turnt er sich aber (noch) nicht.
Eine Bronze-Medaille am Barren bei den "World Stars"-Wettbewerben in Moskau holt nicht der 23 jährige Hannoveraner Sergei Pfeifer, sondern dessen 32 (!!) jähriger TKH-Clubkamerad Marius Toba.
Zum Weltcup-Jahresauftakt vor einer Woche in Montreux finden die eigentlich längst nicht mehr namenlosen Dmitri Nonin (EM-Dritter 1998, Reck; 21 J.) oder Renè Tschernitschek (WM-Finalist '99, Sprung; 23 J.) nur in der Qualifikationsrunde statt: Ins Finale aber turnt sich der Dillinger Sergei Charkow als Fünfter an den Ringen, der einmal mit 17 Jahren jüngster Turn-Olympiasieger der Geschichte war (Seoul 1988, Boden).
Und die zweite Frage:
Was wird  n a c h  Sydney - wenn sie abtreten, die Stars der Neunziger Jahre, wie Belenki, Charkow, Nikiferow, Toba ...und Wecker, der zwar aussieht und turnt, als könne er die ganze Turnwelt noch einreißen, der aber unter Garantie 2004 nicht mehr zu olympischem Ruhme streben wird?
"Menschenskinder, was wäre, wenn wir diesen Wecker schon in diesem Jahr nicht mehr hätten...?", sagte ein TV-Journalisten-Kollege beim Super-Weltcup von Cottbus. Solch flächige Übertragungen der ARD (ORB, WDR, SFB) und die ZDF-Präsenz durch die "Sportreportage" wären zweifelsfrei nicht zustande gekommen wegen fünfter oder siebenter Finalplätze deutscher Turnerinnen und Turner, die gnadenlos als Arbeitserfolge und schon längst aus den Headlines aussortiert werden.
Was Vorbildwirkung auf den jüngeren Kaderstamm angeht lobte Bundestrainer Rainer Hanschke vor allem  Nikiferow und Wecker, und schränkt allerdings ein:  " Was Charkow angeht, trifft das nicht zu. Beispielgebend aber  ist schon die Wettkampfhärte, die Frage zum Beispiel, wie gehe ich denn ans Gerät. Ihre Leistung im entscheidenden Augenblick umsetzen, da müssen die Jüngeren erst noch lernen. Man muss bei ihnen noch mehrere Abstriche machen, nämlich dann, wenn es darauf ankommt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen."
Unter strategischer Olympia-Sicht wird da wohl noch kein neuer konzeptioneller Ansatz bei den bevorstehenden Europameisterschaften im Lande (Bremen, 24.-26.Mai) dieses Jahres zu sehen sein, für die DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam die Ziele wie folgt umreißt: "Wir wollen in Bremen unseren dritten Platz mit der Mannschaft verteidigen. Eine Medaille ist Pflicht, egal wo. Eine zweite Medaille ist Ziel".
Da werden sie also in Deutschland dringend gesucht, die Stars und Profile des neuen Turnjahrtausends.
Außer Ansätzen und eben den Leistungen der Etablierten ist da noch wenig zu sehen......

Eckhard Herholz/GYMmedia

Ihre Meinung / Your opinion...
YOUR mail, to:  /  Abschicken an... :
email_monitor.gif (15369 Byte)
gymmedia.h@t-online.de

Back to
gymnews_neu.gif (3961 Byte)

  pulsar_rot_blau.gif (1701 Byte)
gymhome.gif (1070 Byte)

backtop.gif (359 Byte)


gymservice_neu.gif (2056 Byte)
27-03-2000
- ehe -

 

 

 

 

 

 

 

.