Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
10-Okt-2002

Code de pointage - drangvolle Enge

– oder: 

Die Leistungsstärke der Welt in einer Sardinenbüchse

(- von Gisela BADER -)

 

Anlass zu diesem Kommentar gibt der Besuch der WM- Sportakrobatik in Riesa, sowie der Kommentar von Bernard Schwermann zu den WV, der die Sportarten Wasserspringen und Trampolin mit den WV des Kunsturnens verglich.
Nach jahrelanger Abstinenz sah ich zum ersten Mal wieder Sportakrobatik. Faszinierend wie sich die Sportart entwickelt hat. 
Dr Michel Leglise, Vizepräsident FIG, erklärte mir stolz , wie die Veränderungen der Wertungsrichtlinien und die Beschneidung des Wettkampfprogramms durch die FIG der Sportart zu neuer Ausstrahlung verholfen haben, die in ihr steckt. Die Wertungsvorschriften waren schnell erklärt, verständlich und kurz. Die von Longines bediente Wettkampfdaten begründete und analisierte  dem Laien  die   ästhetischen Empfindungen von Kunst , atemberaubender Schwierigkeit und Risiko.

 

Warum ist das dort möglich ?
Bei Betrachtung der Ergebnislisten der WM Sportakrobatik in (siehe GYMmedia-Berichterstattung) wird das mit ein wenig Hintergrundwissen deutlich:
> Dort ist die Ausführung,( Ausgangswert 10) künstlerische Note( Ausgangswert 5), Schwierigkeit (...aus einer nach oben offenen, differenzierten Schwierigkeitstabelle) und daraus resultierende Summe als Endergebnis aufgeführt. Zusätzlich ist jeweils der Punktabstand  zum Erstplatzierten aufgeführt.

> Das macht eine Bewertung für den Zuschauer nachvollziehbar. Er identifiziert sein eigene Einschätzung durch die tatsächliche Wertung, er hat das Gefühl, er liegt richtig ( vergleiche Fußballer bei einer Schiedsrichterentscheidung „Ecke“).
> Auch Karl-Heinz Zschocke ( ehem. TK Vorsitzender Kunstturnen Männer FIG)  sprach nach dieser Aufklärung sein Bedauern aus, dass es im Kunstturnen ( gymnastique artistique) bislang noch nicht gelungen ist, ein Bewertungssystem zu entwickeln, das der Vielfalt in der Athletik und dem künstlerischen Wert dieser kompositorischen Sportart Rechnung trägt.

Noch während dieser AC- WM entwickelte sich spontan bei  mir das Bild der kunst-turnerischen Leistung in einer Sardinenbüchse: 
Immer mehr Elemente und Kombinationsmöglichkeiten an 4 bzw. 6 Geräten, gepaart mit persönlicher Ausstrahlung und Ausdruckskraft werden  in eine  drangvoller Enge gepresst, in der Vieles gleich oder ähnlich aussieht
Wertungsvorschriften sollten dem  künstlerischen Schaffen von Trainern und Athleten und der Kreativität von Gestaltung menschlicher Möglichkeiten nur dort Grenzen setzen, wo es aus ethische Gründen angebracht ist, 
- ansonsten sollten sie dazu da sein, der Komplexität des Reichtums menschlichen Schaffens an den Geräten im Grenzbereich  gerecht zu werden .
- Der Athlet sollte für das „Mehr“ an Leistung auch mit einem „Mehr“ an Punkten belohnt werden können.
Darüber freut sich der Zuschauer - er identifiziert sich mit der Sportart. Die Sportart wird attraktiv, da Leistung nachvollziehbar wird,  und...... die positiven Folgen kennt jeder.

Gisela Bader, Ingelheim

Lesen Sie dazu auch: "Dauerbrenner Wertungsvorschriften (von Bernard Schwermann)
  

Aktuelle Diskussion nach dem deutschen Turn-Desaster 
bei Olympia
2000,
nach der Turn-WM 2001 
sowie nach den "Konzentrationsversuchen" des DTB in der aktuellen Athenvorbereitung 2004
:

Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?

Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
(... finden Sie diese Fragestellung zu provokant? Haben Sie Lösungen, Vorschläge, Kritiken...? Diskutieren Sie mit!)
YOUR mail, to:  /  Abschicken an... :
email_monitor.gif (15369 Byte)
gymmedia.h@t-online.de