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Stellungnahme
des Athenkaders zur Pressemitteilung des DTB´s
Bis jetzt haben wir Turner aus dem Athenkader keine Stellungnahme
abgegeben, da wir hofften, dass unsere Bedenken, welche wir in mehreren
Gesprächen mitgeteilt haben, verstanden wurden und Entscheidungen
getroffen werden, die im Sinne der Turner und damit im Sinne des
deutschen Turnsports sind.
Nachdem wir jedoch die Pressemitteilung des DTB gelesen haben, möchten
auch wir unsere Meinung äußern, da es aus unserer Sicht keine Klärung
des Problems gibt.
Wenn da in der Mitteilung zu lesen ist, dass „...das
fachliche Konzept im Grundsatz nicht umstritten ist,...“,
sind wohl die Argumente, die dagegen sprechen, nicht gehört worden.
Kein Turner und kein Trainer dieses Kaders sieht in diesem Konzept
ein Mittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der Mannschaft.
Es ist ein "Konzept", das außer einer Konkurrenzerhöhung
nichts hergibt. Dieses Schriftstück verdient den Namen Konzept nicht.
Es fehlen jegliche Inhalte, die zu einer Leistungssteigerung führen könnten.
In diesem Papier werden lediglich Organisationsstrukturen, die zu einer
Zwangskollektivierung der Turner führen sollen, vorgestellt.
Was bleibt, ist das von Herrn Friedrich entwickelte, menschenverachtende
„Aufeinanderhetzen von Turnern“, um eine Leistungssteigerung zu
erzielen. Um den Geist zu verdeutlichen in dem dieses sogenannte Konzept
verfasst wurde, hier einige Auszüge, in denen es darum geht, welche
Probleme bei der Umsiedlung von Turnern entstehen können.
Auszüge aus dem "Konzept":
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„Trainer
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Bis auf die Trainer Landgraf und Nigel werden sich alle anderen
Trainer als „Verlierer“ des neuen Systems fühlen und
zumindest im Hintergrund dagegen arbeiten. Arbeitsrechtlich ist
eine mögliche Versetzung zu prüfen (Alternativ wären die
Fahrtkosten, Tagegeld und Unterkunft für die Trainer zu
finanzieren.
Werden nicht alle BT in die zwei Trainingsorte versetzt, ist
kritisch zu prüfen, ob sich die verantwortlichen Trainer auch für
die Athleten der anderen Stützpunkte in vollem Umfang
verantwortlich fühlen.
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Athleten;
Förderung durch die Stiftung deutsche Sporthilfe
Bis auf die Berliner und Stuttgarter Athleten wird mit
Widerstand gerechnet werden müssen. Im Gegensatz zu den begünstigten
Athleten müssen sie ihren Bundesstützpunkt und z. Teil den
Trainer wechseln.
Da bis auf Pfeifer und Faust alle bei der Bundeswehr angestellt
sind können wir sie auch „zwanghaft“ versetzen, was kein
optimaler Einstieg in das Konzept wäre. |
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Es
muss auf jeden Fall ein Angebot an Wohnraum sowohl in Berlin als
auch in Stuttgart unterbreitet werden, wobei aufgrund der
Alterstruktur sich die Bildung einer WG (Wohngemeinschaft)
anbieten würde. Das Internat in Stuttgart ist nach Rücksprache
bis auf weiteres belegt. Die Unterbringung in der jeweiligen
Bundeswehreinheit vor Ort dürfte die Motivation ebenfalls
nicht beflügeln.
Die
Kosten der Unterbringung, monatliche Heimfahrten und eventuell
eine monatliche „Pauschale“ wird der DTB dem
Gutachterausschuss der Sporthilfe als „Projekt 2004“
vorgetragen.
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Stützpunkte/Landesverbände/Landessportbünde
Sportpolitische
Absicherung durch BMI und DSB/BL
Obwohl
für alle Beteiligten klar sein dürfte, dass die Athleten ihren
Heimatverein im Rahmen der Projektdurchführung nicht wechseln,
muss mit Widerstand gerechnet werden. Die einzige stichhaltige
Begründung könnte der gefährdete Status des Bundesstützpunktes
sein, was auch nicht im sportfachlichen und sportpolitischen
Interesse des DTB liegen kann.
Diese
Problematik muss im Vorfeld mit dem BL des DSB und ggfs. dem BMI
abgeklärt werden.“ |
Aus
diesen Auszügen wird mehr als deutlich, dass dieses
„Konzept“ von vornherein als Konfrontationspapier angelegt war, d.h.
in Konfrontation zu
Athleten, Trainern, Stützpunkten, Landesturnverbänden und Landessportbünden.
Aus Konfrontation kann aber keine dauerhafte Leistungssteigerung
entstehen, zu mal in diesem Papier keine Inhalte verankert sind, Wo
steht etwas, wie die Inhalte der Übungen gesteigert werden
sollen, wer welche Medaillenleistung entwickeln soll, welche
Trainingsmethodik von nutzen ist, wie bestehende Schwachstellen
verbessert werden können, etc.
Außerdem wird nicht auf die persönlichen Situation der betroffenen
Turner Rücksicht genommen, die beruflich, sportlich und sozial an ihre
Heimatorte gebunden sind. Der Verband ist nicht in der Lage, seinen
Turnern nach ihrer sportlichen Laufbahn einen Berufseinstieg zu
verschaffen. Dies wird ebenfalls höchstens über vereinsinterne oder
regionale Maßnahmen ermöglicht. Dies sind alles Gründe die gegen
dieses „Konzept“ sprechen. Es bringt weder eine Leistungssteigerung
für die Turner noch gibt es eine ausreichende soziale Absicherung der
Betroffenen. Deshalb möchten wir noch einmal ganz klar unsere
ablehnende Haltung gegen das „Konzept“ zum Ausdruck bringen.
Auch möchten wir noch einmal etwas zu den Personen des Herrn Eduard
Friedrich - unseren Vizepräsidenten - und Herrn Wolfgang
Willam - unseren Sportdirektor
- sagen.
Uns ist klar, dass jemand das Ruder in der Hand haben und die Kommandos
geben muss.
Doch in welcher Art und Weise dies geschah, kann nicht akzeptabel sein.
Um so weniger können wir verstehen, dass da von leichten „...
Irritationen...“ die Rede ist.
Man muss ganz klar sagen, dass die Behandlung der Turner wie unmündige
Kinder die Basis der Zusammenarbeit zerstört hat. Und wenn auf die
Frage, "...ob das ein Umgang des Verbandes ist, seinen Sportler
nur zu drohen...?" ... der Sportdirektor, Herr Willam,
antwortet „... man muss ja erst mal die
Möglichkeiten nutzen, die man hat...“, dann erschreckt uns
das schon, wie viel ein Sportler dem Verband wert ist.
Und wenn Herr Friedrich den Turnern mangelnden
Einsatz im Training vorwirft, Turnern, die sich teilweise
schon seit Jahren für die Nationalmannschaft engagieren, zeigt dies,
dass er keinen Bezug zu uns Sportlern mehr hat. Man kann nicht mit
seinem Hintern ein Kartenhaus umstürzen und sich dann rumdrehen und
sagen das wollte ich nicht.
Außerdem kann man keine fachliche Kompetenz
bei Herrn Friedrich erkennen. Und dies betrifft nicht nur
seine Äußerung, dass wir uns vor niemanden, außer China, zu fürchten
hätten...
Wenn in dem „Konzept“ zu lesen ist: „Insbesondere
durch die überragenden Medaillenerfolge im Juniorenbereich wird
prognostiziert, dass sich die Nationalmannschaft bei der WM 2003 sicher
für die Teilnahme an den Olympischen Spielen Qualifizieren sollte.“
, ist dies nicht nachvollziehbar.
Unumstritten gibt es Talente in unserem
Juniorenbereich, die das Potenzial besitzen, einmal in der
Weltspitze mitzumischen. Meist ist es aber auch bei guten Junioren ein
mehrjähriger Prozess, bis diese in die Weltspitze vordringen können.
Und davon auszugehen, dass durch die Erfolge bei der
Junioreneuropameisterschaft das Olympiaticket schon in der Tasche ist,
zeigt doch ganz klar das fehlende Einschätzungsvermögen von Herrn
Friedrich und Herrn Willam.
Und genau diese Personen entwickeln nun dieses „Konzept zur
Zentralisierung“, ein Konzept, das schon einmal vor Jahren in
Frankfurt erprobt wurde und im Sande verlief, weil es keine Erfolge
zeigte.
Wir wissen alle, welche Kraftanstrengungen dafür nötig sind, um unser
Ziel ( unser gemeinsames Ziel der Turner, der
Trainer und des Verbandes ), die Qualifikation zu den
Olympischen Spielen, zu schaffen. Wir glauben an unsere Leistungsfähigkeit,
dieses Ziel zu erreichen, und wir hoffen unser Verband auch. Also lassen
sie uns in Ruhe weiterarbeiten.
Die
Mitglieder des Athenkaders
23- September 2002
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