Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
23-SEP-2002

Stellungnahme des Athenkaders zur Pressemitteilung des DTB
(- Die Turner des Athenkaders -)

  Stellungnahme des Athenkaders zur Pressemitteilung des DTB´s

Bis jetzt haben wir Turner aus dem Athenkader keine Stellungnahme abgegeben, da wir hofften, dass unsere Bedenken, welche wir in mehreren Gesprächen mitgeteilt haben, verstanden wurden und Entscheidungen getroffen werden, die im Sinne der Turner und damit im Sinne des deutschen Turnsports sind.
Nachdem wir jedoch die Pressemitteilung des DTB gelesen haben, möchten auch wir unsere Meinung äußern, da es aus unserer Sicht keine Klärung des Problems gibt.

Wenn da in der Mitteilung zu lesen ist, dass „...das fachliche Konzept im Grundsatz nicht umstritten ist,...“,  sind wohl die Argumente, die dagegen sprechen, nicht gehört worden.
Kein Turner und kein Trainer dieses Kaders sieht in diesem Konzept ein Mittel zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der Mannschaft. 
Es ist ein "Konzept", das außer einer Konkurrenzerhöhung nichts hergibt. Dieses Schriftstück verdient den Namen Konzept nicht. Es fehlen jegliche Inhalte, die zu einer Leistungssteigerung führen könnten. In diesem Papier werden lediglich Organisationsstrukturen, die zu einer Zwangskollektivierung der Turner führen sollen, vorgestellt. 
Was bleibt, ist das von Herrn Friedrich entwickelte, menschenverachtende „Aufeinanderhetzen von Turnern“, um eine Leistungssteigerung zu erzielen. Um den Geist zu verdeutlichen in dem dieses sogenannte Konzept verfasst wurde, hier einige Auszüge, in denen es darum geht, welche Probleme bei der Umsiedlung von Turnern entstehen können.

Auszüge aus dem "Konzept":
  „Trainer "
Bis auf die Trainer Landgraf und Nigel werden sich alle anderen Trainer als „Verlierer“ des neuen Systems fühlen und zumindest im Hintergrund dagegen arbeiten. Arbeitsrechtlich ist eine mögliche Versetzung zu prüfen (Alternativ wären die Fahrtkosten, Tagegeld und Unterkunft für die Trainer zu finanzieren.
Werden nicht alle BT in die zwei Trainingsorte versetzt, ist kritisch zu prüfen, ob sich die verantwortlichen Trainer auch für die Athleten der anderen Stützpunkte in vollem Umfang verantwortlich fühlen.
  Athleten; Förderung durch die Stiftung deutsche Sporthilfe
Bis auf die Berliner und Stuttgarter Athleten wird mit Widerstand gerechnet werden müssen. Im Gegensatz zu den begünstigten Athleten müssen sie ihren Bundesstützpunkt und z. Teil den Trainer wechseln.

Da bis auf Pfeifer und Faust alle bei der Bundeswehr angestellt sind können wir sie auch „zwanghaft“ versetzen, was kein optimaler Einstieg in das Konzept wäre.
 

Es muss auf jeden Fall ein Angebot an Wohnraum sowohl in Berlin als auch in Stuttgart unterbreitet werden, wobei aufgrund der Alterstruktur sich die Bildung einer WG (Wohngemeinschaft) anbieten würde. Das Internat in Stuttgart ist nach Rücksprache bis auf weiteres belegt. Die Unterbringung in der jeweiligen Bundeswehreinheit vor Ort dürfte die Motivation ebenfalls nicht beflügeln.

Die Kosten der Unterbringung, monatliche Heimfahrten und eventuell eine monatliche „Pauschale“ wird der DTB dem Gutachterausschuss der Sporthilfe als „Projekt 2004“ vorgetragen.

  Stützpunkte/Landesverbände/Landessportbünde

Sportpolitische Absicherung durch BMI und DSB/BL
Obwohl für alle Beteiligten klar sein dürfte, dass die Athleten ihren Heimatverein im Rahmen der Projektdurchführung nicht wechseln, muss mit Widerstand gerechnet werden. Die einzige stichhaltige Begründung könnte der gefährdete Status des Bundesstützpunktes sein, was auch nicht im sportfachlichen und sportpolitischen Interesse des DTB liegen kann.

Diese Problematik muss im Vorfeld mit dem BL des DSB und ggfs. dem BMI abgeklärt werden.“

  Aus diesen Auszügen wird mehr als deutlich, dass dieses „Konzept“ von vornherein als Konfrontationspapier angelegt war, d.h. in Konfrontation  zu Athleten, Trainern, Stützpunkten, Landesturnverbänden und Landessportbünden. Aus Konfrontation kann aber keine dauerhafte Leistungssteigerung entstehen, zu mal in diesem Papier keine Inhalte verankert sind, Wo steht etwas, wie die Inhalte der Übungen gesteigert werden sollen, wer welche Medaillenleistung entwickeln soll, welche Trainingsmethodik von nutzen ist, wie bestehende Schwachstellen verbessert werden können, etc.

Außerdem wird nicht auf die persönlichen Situation der betroffenen Turner Rücksicht genommen, die beruflich, sportlich und sozial an ihre Heimatorte gebunden sind. Der Verband ist nicht in der Lage, seinen Turnern nach ihrer sportlichen Laufbahn einen Berufseinstieg zu verschaffen. Dies wird ebenfalls höchstens über vereinsinterne oder regionale Maßnahmen ermöglicht. Dies sind alles Gründe die gegen dieses „Konzept“ sprechen. Es bringt weder eine Leistungssteigerung für die Turner noch gibt es eine ausreichende soziale Absicherung der Betroffenen. Deshalb möchten wir noch einmal ganz klar unsere ablehnende Haltung gegen das „Konzept“ zum Ausdruck bringen.

Auch möchten wir noch einmal etwas zu den Personen des Herrn Eduard Friedrich - unseren Vizepräsidenten -  und Herrn Wolfgang Willam - unseren  Sportdirektor - sagen.
 

Uns ist klar, dass jemand das Ruder in der Hand haben und die Kommandos geben muss.
Doch in welcher Art und Weise dies geschah, kann nicht akzeptabel sein. Um so weniger können wir verstehen, dass da von leichten „... Irritationen...“ die Rede ist. 
Man muss ganz klar sagen, dass die Behandlung der Turner wie unmündige Kinder die Basis der Zusammenarbeit zerstört hat. Und wenn auf die Frage, "...ob das ein Umgang des Verbandes ist, seinen Sportler nur zu drohen...?" ... der Sportdirektor, Herr Willam, antwortet  „... man muss ja erst mal die Möglichkeiten nutzen, die man hat...“, dann erschreckt uns das schon, wie viel ein Sportler dem Verband wert ist. 
Und wenn Herr Friedrich den Turnern mangelnden Einsatz im Training vorwirft, Turnern, die sich teilweise schon seit Jahren für die Nationalmannschaft engagieren, zeigt dies, dass er keinen Bezug zu uns Sportlern mehr hat. Man kann nicht mit seinem Hintern ein Kartenhaus umstürzen und sich dann rumdrehen und sagen das wollte ich nicht.
Außerdem kann man keine fachliche Kompetenz bei Herrn Friedrich erkennen. Und dies betrifft nicht nur seine Äußerung, dass wir uns vor niemanden, außer China, zu fürchten hätten...
 Wenn in dem „Konzept“ zu lesen ist: „Insbesondere durch die überragenden Medaillenerfolge im Juniorenbereich wird prognostiziert, dass sich die Nationalmannschaft bei der WM 2003 sicher für die Teilnahme an den Olympischen Spielen Qualifizieren sollte.“ , ist dies nicht nachvollziehbar. 
Unumstritten gibt es Talente in unserem Juniorenbereich, die das Potenzial besitzen, einmal in der Weltspitze mitzumischen. Meist ist es aber auch bei guten Junioren ein mehrjähriger Prozess, bis diese in die Weltspitze vordringen können. Und davon auszugehen, dass durch die Erfolge bei der Junioreneuropameisterschaft das Olympiaticket schon in der Tasche ist, zeigt doch ganz klar das fehlende Einschätzungsvermögen von Herrn Friedrich und Herrn Willam.
Und genau diese Personen entwickeln nun dieses „Konzept zur Zentralisierung“, ein Konzept, das schon einmal vor Jahren in Frankfurt erprobt wurde und im Sande verlief, weil es keine Erfolge zeigte.

Wir wissen alle, welche Kraftanstrengungen dafür nötig sind, um unser Ziel ( unser gemeinsames Ziel der Turner, der Trainer und des Verbandes ), die Qualifikation zu den Olympischen Spielen, zu schaffen. Wir glauben an unsere Leistungsfähigkeit, dieses Ziel zu erreichen, und wir hoffen unser Verband auch. Also lassen sie uns in Ruhe weiterarbeiten.

Die Mitglieder des Athenkaders
23- September 2002

.. siehe auch Standpunkte des Vize-Präsidenten Eduart Friedrich (23-Sep-2002)
.. siehe auch Antwort auf die Friedrich'sche Darstellung von Andreas Aguilar (23-Sep-2002)

   

Aktuelle Diskussion nach dem deutschen Turn-Desaster 
bei Olympia
2000,
nach der Turn-WM 2001 
sowie nach den "Konzentrationsversuchen" des DTB in der aktuellen Athenvorbereitung 2004
:

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