Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
11-SEP-2003

Anaheim und die WM
Der Sport in der "Sardinenbüchse"  geht weiter.

 

- von  Bernard Schwermann, langjähriger Kampfrichter -

 
Die Ergebnisse für den DTB von Anaheim sind frustrierend.  
Weit mehr Frust muss allerdings überall dort auftauchen, wo eine Medaille oder eine wertvolle Platzierung um 0,012 Punkte verpasst wurde.
So geschehen beim Teamresultat zwischen DEUTSCHLAND und WEISSRUSSLAND um den wichtigen 12. Rang, der zur Olympiateilnahme 2004 berechtigt.
Hierbei stand das Glück diesmal dem DTB-Team zur Seite. Muss man also auf das Glück vertrauen und nicht auf die Wertungsvorschriften? Oder möchte jemand tatsächlich behaupten, dass hier bei maximal 24 anrechenbaren Übungen je Team objektiv ein Leistungsunterschied heraus zu filtern sei ?
Bei der Anwendung des jetzigen Regelwerkes allerdings nicht!


Schauen wir uns die Ergebnisse der Gerätfinals bei den Männern an, so stellt man wieder eine große Enge in den Punktwerten fest. Diese Problematik ist hinreichend bekannt und erläutert. Solange eine Mindestanforderung (und nicht der tatsächliche Inhalt einer Übung) zur Maximal-Ausgangsnote 10,0 führt, gibt es kein Ausbrechen aus der "Sardinenbüchse".
So erging es Alexei Nemow mit seiner phantastischen Darbietung im Reckfinale. Durch einen Standfehler bedingt erhielt er "nur" Bronze. Seine fehlerfreien Schwierigkeiten und das Risiko konnten nicht höher berücksichtigt werden, als die allzu große Anzahl der Ellgriff-Drehungen seiner Konkurrenten.

Offensichtlich bekommt man den Eindruck, dass auch die Kampfrichter sich dieser Problematik bewusst werden. Sie können aber auch nicht aus dem Regelwerk ausbrechen. Ob aber dreimal zwei Goldmedaillen, einmal zwei Silbermedaillen und einmal zwei Bronzemedaillen in den Gerätfinals der richtige Weg sind...??

Der Versuch zumindest so zu etwas mehr Gerechtigkeit zu kommen, ist allerdings durchaus zu würdigen.
Jedoch ist eine solche Praxis auf die Dauer auch zweifelhaft. Auch deshalb, weil es genügend andere und bessere Möglichkeiten gibt, die Leistungen der Athleten genauer und differenzierter zu beurteilen und klare Rangfolgen zu ermitteln.
Die Funktionsträger in den zuständigen Gremien im Verband FIG sind gefordert Abhilfe zu schaffen, wollen sie sich nicht mit den Gremien und dem Verband FIG der Gefahr der Lächerlichkeit aussetzen.
Oder gibt es in der FIG zu viele starke Personen die nicht wollen oder zu viele schwache Personen die nicht können und alles über sich ergehen lassen??

Bernard Schwermann


* siehe Beitrag von Gisela Bader vom 10.10.2002

Aktuelle Diskussion nach dem deutschen Turn-Desaster 
bei Olympia
2000,
nach der Turn-WM 2001 
sowie nach den "Konzentrationsversuchen" des DTB in der aktuellen Athenvorbereitung 2004
:

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