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Gritt
Hofmann und Katja Abel
versuchen nach ärztlich verordneter Zwangspause, sich für Olympia zu qualifizieren
- von Michael Kölmel
...zwei schnelle Schritte, eine Radwende mit anschließendem
Doppelsalto rückwärts gehockt - mal in den Stand, mal nicht
Um diesen Rondat-Abgang sicher zu bewerkstelligen, wird noch
viel Fleiß nötig sein. Zu lange turnte Gritt Hofmann
nicht mehr am Schwebebalken, zu lange dauerte die ärztlich verordnete
Zwangspause. |
Noch steht sie eher
auf wackeligen Beinen... |
Ein Jahr durfte Hofmann
ihrem Sport nicht nachgehen, und genauso lange muss sie trainieren, will sie zu
alter Leistungsstärke zurückkehren.
Das ist die Faustregel im übungsintensiven
Kunstturnen - beschleunigen lässt sich das kaum. Gritt Hofmann muss das derzeit erfahren,
eine Turnerin, die 1997 vier von fünf nationalen Titeln gewann und bei der
Europameisterschaft 1998 Rang 14 belegte.
Und dasselbe gilt für ihre Freundin Katja Abel,
die bei der deutschen Junioren-Meisterschaft 1998 am Barren und im Mehrkampf alle hinter
sich ließ. |
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Unterschiedliche
Prognosen |
Im Herbst 1998 war vorerst Schluss für die beiden
Berliner Kunstturnerinnen: Bandscheibenprobleme, lautete die Diagnose für die Schmerzen
im Rücken.
Gritt Hofman: Die
"Künstlerin"
(..malt gern)
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Doch so eindeutig die Leiden damals
waren, so unterschiedlich fielen die Prognosen der befragten Fachleute aus: Ein bis zwei
Wochen Ruhe, so der eine Arzt; ein bis zwei Monate, so ein anderer; ein bis zwei Jahre,
meinte gar der dritte. Sicher war nur, die Pause musste sein. Gritt Hofmann und Katja Abel
absolvierten ein fünf Wochen dauerndes Rehabilitations-Programm in Ulm.
Danach standen
Ausdauer- und Kraftübungen auf dem Programm - ob der Rücken je eine Rückkehr an die
Geräte erlauben würde, wussten sie damals nicht. "Allein hätte ich die Situation
nicht durchgestanden", sagt Katja Abel, wenn sie sich an die Zeit der Ungewissheit
zurückerinnert.
"Wir haben uns gegenseitig unterstützt und motiviert",
bestätigt Gritt Hofmann. Ihr Durchhaltevermögen, das sich durch die Hoffnung auf eine
Teilnahme an den Olympischen Spielen in Sydney nährte, wurde im Herbst 1999 belohnt.
Gemeinsam konnten sie wieder in Berlin-Hohenschönhausen trainieren: zunächst vorsichtig,
dann intensiver - zum Glück schmerzfrei. "Gritt und Katja sind sehr ehrgeizig und
kampfstark", begründet ihr Trainer Steffen Gödicke das fast nicht mehr für
möglichgehaltene Comeback. |
Doch so sehr sich der Leiter des Berliner
Kunstturn-Stützpunkts nach dem Rücktritt von Yvonne Pioch und drei weiteren
Spitzenturnerinnen darüber freut, wieder zwei talentierte Athletinnen aufbauen zu
können, so sehr bedauert er es, dass den beiden die Zeit davonläuft. Denn während der
Krankenzeit von Abel und Hofmann verpasste die deutsche Mannschaft die Qualifikation für
Sydney. Nun haben deutsche Turnerinnen nur noch bei der Europameisterschaft im Mai in
Paris die Möglichkeit, sich für Sydney einen Einzelstartplatz zu ergattern.
Beim Anturnen gegen die Zeit hat im Moment die
16-jährige Katja Abel bessere Chancen als
die 19-jährige Gritt Hofmann. Schneller beherrscht die Jüngere wieder die Übungsteile,
leichter fällt ihr das Verbinden der Elemente:
Abel, Gödicke
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Wenn alles optimal läuft,
kann sie sich im März beim Grand Prix in Cottbus erstmals wieder internationalen
Kampfrichtern vorstellen. Die erfahrenere Gritt Hofmann dagegen macht langsamere
Fortschritte und sie hadert etwas mit dem Entschluss, die damals überfällige Pause nicht
früher begonnen zu haben. "Wenn ich gewusst hätte, dass sich die Mannschaft nicht
qualifiziert, hätte ich früher pausiert." |
Katja Abel:
Grand Prix Start in Cottbus
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So kommt die Qualifikation früher als
erwartet, und die Norm des Nationalen Olympischen Komitees scheint unerfüllbar zu sein.
Doch für Hofmann und Abel gilt: Wer nach einem Jahr zurückkehrt, weiß auch eine geringe
Chance zu schätzen.
Aufgeben, das kam für beide nicht in Frage.
(Artikel der "Berliner Zeitung
vom 9. Februar 2000)
Fotos: GYMview Berlin,Matthias Wendt
- bearbeitet: GYMmedia / - ehe -
-09-02-2000
Lesen Sie dazu auch
- ein Interview mit Gritt Hofmann, geführt von unserer
GYMmedia-Mitarbeiterin Anke Schönfelder,
selbst mehrfache Deutsche Turnmeisterin: "Ich will für mich turnen" vom
14.03.2000)
- zum Comeback von Katja Abel: "
Meine besten Freunde sind Balken und Barren.." (06-03-2000)
... und mehr unter
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