Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
21-Okt-2004

Optimierung des Trainings ist das Gebot
- Zur Einstufung des Männerturnens in DSB-Fördrestufe 4 - 

- von Eduard Friedrich  (Präsident LTV Mecklenburg-Vorpommern)

 


Eduard Friedrich

Der Jubel über den 8. Platz der Männermannschaft in Athen ist verklungen und in Katzenjammer übergegangen.
Der DSB hat einen Rechenprozess abgeschlossen, dessen Ergebnis aufgrund der vorgegebenen Faktoren schon vor den olympischen Spielen absehbar und nach diesen errechenbar war.
Das Förderkonzept des DSB hat sicher viele Mängel und Schwächen, aber es gilt schon seit Jahren und ist seinerzeit unter Beteiligung des DTB von allen Beschlussgremien des Deutschen Sports verabschiedet worden.

Rückblende...
Das es nicht brutal eingesetzt wurde, war nach Sydney zu registrieren, als trotz schwacher Ergebnisse die Männer des DTB in einer Zwischengruppe geführt wurden, und finanziell in der Bundesförderund ihren Besitzstand behalten durften.
Das die so war, war vielleicht schlecht, denn es vermittelte den Eindruck, auch im Falle des Misserfolgs geht alles so weiter wie es war. Bei keiner Gelegenheit habe ich als der damals für den olympischen Spitzensport zuständiger Vizepräsident versäumt, auf diese Situation hinzuweisen. Aber die Neigung beim gewohnten Alltag zu bleiben war bei Turnern, Trainern und Funktionären groß und so gelang es mir lediglich ein spezielles Förderprogramm für unsere TOP-Junioren Eichhorn und Hambüchen durchzusetzen, ehe eine "Revolution" mich aus dem Amt jagte.
Die weitere Entwicklung ist bekannt.

... und jetzt!
Nun stehen wir wieder vor einer Zäsur, jetzt unter wesentlich schwieriger gewordenen finanziellen Bedingungen.
Wir verweisen jetzt auf die erfolgreichen Junioren!
Bei den Junioren-Europameisterschaften waren wir auch schon in den 90er Jahren erfolgreich, aber keines dieser Talente ist international gesehen über solides Mittelmaß hinaus gekommen und sehen wir in die jüngere Vergangenheit - die deutschen Junioren wurden 2000 in Bremen Dritte - nur Eichhorn steht noch im Kader, 2002 erneut ein 3. Platz und Piephardt sensationell Dritter im Mehrkampf. Aber in der Qualifikation für Athen spielte er schon national keine Rolle mehr und sein Mannschaftskamerad Weber war auch schon verschwunden.
Auch 2004 in Ljubljana hatten wir hervorragende Junioren am Start und mit Hambüchen sogar einen möglichen Überflieger, aber was muss geschehen, dass nicht auch diese, wie im DTB üblich, schnell wieder in der Versenkung verschwinden oder im Mittelmass aufgehen....?!

Konzentration ist ein Schlagwort.
Kaum ist es ausgesprochen oder aufgeschrieben, melden sich Zweifler und Gegner. Dies ist kein Wunder, da der Begriff schon für die seltsamsten Fehlkonstrukte missbraucht wurde. Konzentration ist aber wenig wert, wenn sie nicht zu einer Optimierung des Trainings führt.

Geht man an diese Aufgabe der Optimierung des Trainings heran, hat man zwei Komponenten zu bearbeiten, die Quantität, also die optimale Nutzung der verfügbaren Zeit und die Qualität, also die Nutzung der kürzesten Lernwege für technomotorische Abläufe und die Perfektionierung derselben, sowie den Einsatz der erfolgreichsten Methoden zur Entwicklung der physischen und psychischen Voraussetzungen.

Hierfür sind die Schaffung der personellen und technischen Voraussetzungen und die Optimierung des Umfeldes unverzichtbare Voraussetzungen. Was alles dazu gehört, das zu beschreiben würde diesen Beitrag sprengen, da es nicht nur eine breite Palette für alle zutreffender Bedingungen beträfe, sondern auch viele individuelle Maßnahmen zu Gunsten der einzelnen Turner.

Die Schaffung solcher Voraussetzungen an mehreren Orten ist eine Utopie, in der aktuellen finanziellen Situation des DTB und bei den zu erwartenden öffentlichen Mitteln schon erst recht.
Mit einem Konzept an einem Ort, angebunden an einen schon spezialisierten Olympiastützpunkt könnte man sicher auch den DSB überzeugen. Denn dann wären in Zukunft auch Medaillen möglich. Ob es den Einzelnen gefällt oder nicht, es gibt keine Erfolg versprechende Alternative zu einer Schaffung oben grob beschriebener Bedingungen wenigstens an einem Ort, und dem Angebot an unsere besten Talente dort ständig zu trainieren. Wie man das dann nennt ist gleichgültig.
Eduard Friedrich

>> ... lesen Sie zu dieser Problematik DSB-Förderung" auch den Beitrag von E. Herholz
         vom 11. Oktober 2004: "Aufstieg ....in den Keller"

 
 
 

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