In der Serie der europäischen Champions stehen solche Turnlegenden wie
Witali Scherbo (1990 - 1996),
Dmitri Bilosertschew (1983/'85),
Viktor Klimenko (1969 - '75),
Igor Korobtschinski (1989 - '94) oder
Iwan Iwankow (1994 - 2006) als jeweils zweimalige Mehrkampf-Europameister an der Spitze. Da Deutschlands bislang einziger Mehrkampfchampion
Fabian Hambüchen (Mailand, 2009) fehlt, trägt nun hier in Berlin der Brandenburger
Philipp Boy (Cottbus) den keineswegs leichten Rucksack des Mitfavoriten auf den Titel; schließlich tritt er als der aktuelle Vize-Weltmeister der Allrounder an (
Rotterdam 2010).
Im zur Seite soll der Bayer und Deutsche Mehrkampfmeister
Marcel Nguyen stehen, der nach seiner Fußverletzung wieder einen
bedeutenden Mehrkampf bestreiten will.
Robert Weber (TSV Ehmen),
Thomas Taranu (KTV Straubenhardt), als Jüngster
Sebastian Krimmer (TSG Backnang; 20) und Lokal-Matador
Brian Gladow (SC Berlin) als Debütant gehen an einzelnen Geräten an den Start.
Hier wird es denn auch eine bunte Mischung aus etablierten Favoriten und den jungen Wilden geben - irgend welche Vorhersagen sind im Kunstturnen eher vage ...:
Das ewige Barrenduell zwischen
Mitja Petkovsek und
Yann Cucherat etwa, der nimmermüde kleine Grieche
Vlasios Maras bekommt es am Reck sicher nicht nur mit Vize-Weltmeister
Epke Zonderland (NED) oder auch
Philipp Boy (4. WM) zu tun.
Die Ringe-Oldies
Yuri van Gelder (NED) und der bulgarische "Methusalem"
Jordan Jowtschew werden das Feld ebenso nicht kampflos räumen, wie sich auch am Pferd der britischen Youngster
Louis Smith nach zwei Vize-Titeln endlich gegenüber den Ex-Champions
Berki und
Koczi durchsetzen will.
Am Boden fehlt zwar Deutschlands Titelverteidiger
Matthias Fahrig, aber dem aktuelle Weltmeister
Eleftherios Kosmidis aus Griechenland steht mit
Anton Golotsutskow auch ein zweifacher Europameister gegenüber, .
Ob aber schon die Ex-Junioren-Champions des Vorjahres, wie
Max Whitlock (1. Boden, 1. Pferd, 2. Mehrkampf),
Sam Oldham (beide GBR; 1. Mehrkampf, 1. Reck) oder der armenische Sprungchampion
Artur Dartyan entscheidend in den Medaillenkampf eingreifen können, bleibt abzuwarten. Vielleicht kommen da diese Meisterschaften vor Olympia 2012 noch zu früh...
Wie sich Gastgeber Deutschland in Szene setzen wird, hängt vom konkreten Geräteeinsatz ab, den der Bundestrainer
Andreas Hirsch erst nach dem letzten
Testwettkampf gegen eine Europaauswahl in Dessau (2. April) vornehmen wird...
Ausgangssituation bei den Frauen
Wer hier Mehrkampf-Europameisterin werden will, muss sicher die aktuelle
Weltmeisterin von Rotterdam, die Russin
Alina Mustafina schlagen. Alle anderen Spekulationen haben vor den Qualifikationsrunden am 6. April wenig Sinn.
Bei den Frauen sind sieben frühere Europameisterinnen gemeldet:
Vanessa Ferrari (Mehrkampf & Boden 2007), die elegante Sandra Izbasa (Boden '06), Deutschlands und der Welt "Grand Dame" des Turnsports,
Oksana Chusovitina (Sprung ('08),
Ariella Kaeslin (Sprung '09),
Jana Demjantschuk (Balken '09) sowie
Beth TWEDDLE (3x Barren seit 2006; 2x Boden seit '09). Die Britin nimmt als nunmehr alleinige Rekordhalterin der EM-Geschichte zum 9. Mal seit 2002 an einer Kontinental-Meisterschaft teil.
Das Team Deutschland setzt seine Hoffnungen neben Chusovitina (an Sprung und Balken) vor allem auf die Deutsche Mehrkampfmeisterin
Elisabeth Seitz, die zuletzt in
Cottbus und
Paris ansprechende Weltcup-Ergebnisse am Stufenbarren erzielte, sowie auf die wiedergenesene Ex-Meisterin
Kim Bui mit dem größten Erfahrungsschatz.
Nach erfrischendem
Challenge-Cup-Debüt in Cottbus erhält auch EM-Neuling
Nadine Jarosch (TV 1860 Detmold) eine Berlin-Chance.
Der Youngster wird sogar gemeinsam mit der Deutschen Meisterin Elisabeth Seitz den kompletten Mehrkampf bestreiten.