28. März 2011  
Klafeld-Geisweid  
Rhönradturnen

* ... Abschluss der SPRUNG-DISKUSSION:Brauchen wir den Sprung im Rhönradturnen?

Unsinn oder Fortschritt - Nutzen oder Schaden? 
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Auch während der ersten WM-Qualifikation der Rhönradturner und der zweiten in Lüneburg wurde ein Fachdisput im Rhönradlager in Form einer neuen, "alten" Diskussion im über Sinn und Unsinn der dritten Disziplin "SPRUNG" geführt:
* SPRUNG: Pro und contra!
- eine öffentliche Diskussion, angestoßen von der einstigen deutschen Kaderturnerin und heutigen Übungsleiterin vom TG Friesen Klafeld-Geisweid, Bianca KRIST .
Dazu hatte der Vorsitzende des Deutschen Fördervereins RHÖNRADTURNEN, Franz OBRY, in alten Unterlagen gestöbert und erinnerte in einer Vierteljahrhundert-Rückblende an den bereits 1986 geführten Disput, veröffentlicht im damaligen Fachorgan, dem RHÖNRADSPECTRUM" ...
... und zum Schluss meldete sich Altmeister Wolfgang BIENTZLE aus Chikago zu Wort (siehe unten) ...:

* Ihre Meinung war gefragt ...:

Rückblicke, 1986 ...:
' lange gehasst, endlich geschasst'

Dort heißt es u.a.:
„…Paul Sieler (damals Bundeslehrwart, (heute IRV-Präsident; Anm. d. Red.) und Walter Lessenich (damals Landesfachwart Mittelrhein, Anm. d. Red.) brachten einen Dringlichkeitsantrag ein, die Disziplin Sprung ab 01.01.1987 aus dem Wettkampfprogramm zu streichen. Mit Billigung der Versammlung wurde der Antrag zugelassen und behandelt. Trotz sehr konträrer Diskussion war die Abstimmung überraschend eindeutig: Acht der Anwesenden sprachen sich für die Abschaffung der Sprünge aus, drei waren dagegen und eine Person enthielt sich der Stimme….“

"... lange gehasst, endlich geschasst"!
RHÖNRAD-SPECTRUM
hatte damals diesem „Knaller“ nicht nur die Titelseite gewidmet mit einer Karikatur, die ein Grab mit einem Kreuz zeigt und der Inschrift auf der Kranzschleife „lange gehasst – endlich geschasst“, (* siehe oben), sondern unter diesem Titel im Heft auch die Geschehnisse auf der Bundestagung kommentiert.
Nachfolgend ein paar Auszüge:
„…muss die Entscheidung des Bundesfachausschusses und der Landesfachwarte, ab Januar 1987 die Pflicht- und Kürsprünge aus dem Wettkampfprogramm zu streichen, als sensationell bezeichnet werden. Auch für die bei der Sitzung Anwesenden. Denn dieses Thema stand nicht einmal auf der Tagesordnung. Vielmehr wurde es von Paul Sieler (Bundeslehrwart) und Walter Lessenich (Landesfachwart Mittelrhein) rein routinemäßig ins Gespräch gebracht, wie in den Jahren vorher auch schon…“
Im weiteren Verlauf des Kommentars heißt es über die Ausführungen der „Sprunggegner“, dass Paul Sieler argumentierte, „…dass der Sprung absolut keine rhönradspezifische Übung sei und ein großer Gegensatz bestünde zwischen den ästhetischen Übungen des Gerade- und Spiraleturnens einerseits und dem ‚gebolzten’ Sprung andererseits. Außerdem können man den Sprung übers Rad in den wenigsten Fällen als solchen bezeichnen, meistens wäre es ein ‚Hinübertragen’…“

Auch die zunehmende Gefährlichkeit der Sprünge und die damit verbundene Verletzungsgefahr, sowie schlechte Trainingsbedingungen wurden von ihm ins Feld geführt. Ebenso erhoffte er sich von der Abschaffung der Sprünge größere Teilnehmerfelder bei den Jungs. „…

"Mit einem Blick in die Zukunft wurde angeführt, dass man sich mit der Abschaffung des Sprungs auch bei einer eventuellen Internationalität des Rhönradturnens leichter tut; denn von der DDR weiß man, dass es dort den Sprung über das Rhönrad nicht gibt…“

Die damals wenigen Befürworter des Sprungs, die bei der Bundestagung 1986 mit am Tisch saßen, konnten jedenfalls die vorgetragenen Argumente nicht entkräften und so folgte man mit überwältigender Mehrheit Paul Sielers Antrag.
Was man damals falsch einschätzte, war die Rolle des Fachbereichsausschusses für Freizeit und Breite beim Deutschen Turner-Bund, der letztendlich diesen Beschluss noch abzunicken hatte. In der Regel eine Formalie – diesmal aber nicht.

Draußen im Land brach ein Proteststurm los!
Es gab geharnischte Briefe, auch an die Redaktion des RHÖNRAD-SPECTRUMS, veröffentlicht in Nr. 3 vom Oktober 1986 und Nr. 1 vom April 1987 („Bundesfachausschuss schlägt Rhönradturnen zum Krüppel“).
An der Spitze der Protestbewegung die Bayern, die angeführt von Brigitte Brauner, damals Bundesjugendfachwartin, den oben schon erwähnten Fachbereichsausschuss Breite und Freizeit einschalteten und darauf hinwiesen, dass schon rein formal der Fehler gemacht worden sei, einen solchen Antrag unvorbereitet und ohne dass er auf der Tagesordnung stand, unter Punkt „Verschiedenes“ zur Abstimmung zu bringen.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Der vom Fachbereichsausschuss Breiten- und Freizeitsport zur nochmaligen Diskussion zurückgegebene Antrag auf Abschaffung der Sprünge wurde ein weiteres Mal sehr kontrovers diskutiert, diesmal auf der Jahrestagung der Landesfachwarte mit dem Bundesfachausschuss im März 1987 in Homburg/Saar. Und siehe da:
Die anschließende Abstimmung ergab mit 8 zu 7 Stimmen eine knappe Mehrheit für die Beibehaltung der Disziplin Sprung....

Die jüngere Geschichte des Sprungs ist ja hinreichend bekannt:
Unter der Führung des Vizepräsidenten Sport im Internationalen Rhönradturnverband (IRV), Paul Sieler, und der ihm unterstellten Technischen Kommission, wurden erstmals 1995, kurz nach der Gründung des IRV, Gedanken laut über die Einführung der Disziplin Sprung im Programm der Rhönrad-Weltmeisterschaft, sogar für das weibliche Geschlecht.
1997 war der Sprung bei der WM in Antwerpen zunächst ein sogenannter „Demonstrations-Wettbewerb“ und zwei Jahre später, bei der ersten Weltmeisterschaft auf deutschem Boden (Limburg 1999), offizielle WM-Disziplin.
1986 wollte man den Sprung u. a. noch abschaffen, weil es ihn international nicht als Disziplin gab.
Zehn Jahre später war der Sprung die einzige Disziplin, von der sich die wachsende internationale Rhönradschar versprach, der deutschen Übermacht Paroli bieten zu können.
Da halten wir es doch mit Konrad Adenauer, der einmal gesagt haben soll: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Nichts hindert mich, weiser zu werden.“
* F. O. / Förderverein Rhönradturnen
... siehe auch >> Newsletter 2011-117  (Download)
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... im Weiteren die im Januar / Februar 2011 begonnene Diskussion, die durchaus weiter geführt werden kann:

P R O  und  C O N T R A  Sprung im Rhönradturnen
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In einem "offenen Brief" wendete sich Bianca Krist an die Rhönradfreunde und die Öffentlichkeit, in der Hoffnung, erneut eine Diskussion anzustoßen über eine Disziplin, die lange Zeit nur den Rhönradturnern vorbehalten war, in jüngster Zeit unter dem Druck des internationalen Wettkampfprogramms aber auch den Rhönradturnerinnen abverlangt wird.

Der Deutsche Rhönrad-Förderverein
wünscht sich dazu eine rege Diskussion:
* Hier die Einlassungen von Bianca Krist
   im Wortlaut des "offenen Briefes":

*  I H R E  Meinungen:
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* 21-Feb-2011:
Ich bin aktive Trainerin und habe selber auch lange geturnt. Ich finde die Diskussion ob Sprung ja oder nein irrelevant. In einer Sportart ob auch nur als Randsportart haben wir auf Landesebene soviel Möglichkeiten den Turnern viel Spaß zu bereiten und sollten lieber die Landesklasse ...
* 23-Feb-2011
"Hallo Bianca,
erstens möchte ich mich vorstellen. Ich bin Maria Sollohub, Vizepräsidentin des IRVs, gebürtige Engländerin, Rhönradvertreterin für Norwegen im Internationalen Rhönrad-Verband (IRV), ehemalige Kunstturnerin und Rhönradturnerin, seit einem Jahr wohnhaft in Hamburg.
Dein Brief hat mich über deutsche Rhönradbekannten per Email erreicht.
Ich schreibe jetzt eine Antwort, nachdem ich nur Deinen Brief gelesen habe, obwohl ich gehört habe, dass schon einige Reaktionen von anderen gekommen sind.
Meine Antwort vertritt auch die offizielle Stellungnahme des IRVs zu diesem Thema:  
>> Offener Brief, Maria Sollohub (IRV / NOR)