* ... soweit der Auszug aus einer von hunderten, kommentierenden und wertenden Fußball-WM-Bilanzen in der deutschen Presse am Tag danach!
Was lernt man als Nicht-Fußballexperte daraus? Dazu ein paar Bemerkungen aus Turn-Sicht:
- von Eckhard Herholz, GYMmedia INTERNATIONAL
Fußball ist nicht Turnen! Wie wahr! Dabei sind nicht die lockeren Sprüche gemeint, die sich manche Vertreter der Turnkunst auf's T-Shirt schreiben, um aus der Nische der medialen Kellerkinder heraus den "elitären Charakters ihres komplexen Treibens" zu begründen. Natürlich nicht!
Begreift doch inzwischen jeder sportlich Unbedarfte auf Anhieb die Hauptregeln der Rasenkünstler:
Wenn das Runde im Eckigen ist, dann ... ja, und noch mehr:
Dann kann er mit anderen bereits kommunizieren und bei einigem verbalen Geschick sogar als "Experte" anerkannt werden. Das gelingt sogar elitären, auserwählten Kreaturen des Tierreichs, namens Paul: Hat doch dessen Wahlverhalten mehr Aufmerksamkeit in deutschen (TV-) Medien gefunden, als z. B. die ganzen letzten Welt- und Europameisterschaften der Kunstturner....!
Doch als z. B. der explosive hallesche Ausnahme-Athlet
Matthias FAHRIG in Tokio eine
Welt-Neuheit am Boden kreierte - dort in weniger als zwei Sekunden dreieinhalb Drehungen um Längen- und Breitenachse machte - und das gebückt (!) - wen kümmerte das in den vergangenen WM-Tagen: Viel zu kompliziert, um in deutschen Zeitungslesern einen "Doppel-Twist" zu erklären...!
(
* immerhin: die "Süddeutsche Zeitung" hat's getan!)
Apropos, E n t s a g u n g : Was sind schon lächerliche 74 Eishockeyweltmeister, 76 Skisprungweltmeister und 193 Tischtennisweltmeister - in der gesamten Geschichte (!) dieser Sportarten, wohlgemerkt!
Das überbieten die Turner doch glatt mit links! Allein im neuen Jahrtausend wurden bisher 89 Weltmeister und Weltmeisterinnen bei bisher 7 Welttitelkämpfen gekürt, d. h. zur kommenden WM im Oktober in Rotterdam erreicht die Sportart vorraussichtlich mit der kommenden Weltmeisterin am Boden die zweifelhafte Marke des 100. vergebenen Weltmeistertitel in nur 10 Jahren...!
REKORD! Der kontinentale Turn-Verband UEG treibt's noch wilder, der lässt nun gar kein Jahr mehr aus: Sage und schreibe 11 Europameisterschaften in nur einem Dezennium !!
Da wurde die 100'er Marke schon im April in Birmingham locker überboten (105 x EM-Einzelgold schüttete die UEG bereits seit 2000 aus, div. Mannchaftstitel und deren Akteure nicht mal mitgezählt!)
In Berlin 2011 kommt das nächste Dutzend dazu...!
Mediale und Marketing-Meisterleistung! Und dann noch die
"geschichtsträchtige" europäische EM-Serie im April 2010, wo es der UEG doch tatsächlich gelang,
in nur 3 Wochen vier Europameisterschaften der 3 olympischen Disziplinen (Turnen Männer und Trampolin sogar zeitgleich) "abzuknattern" ...
... was soll's, denn kaum jemand hat's unter den "Aschewolken" und außerhalb (!) der Turnfamilie, gemerkt, die sich damit begnügt, sich in einschlägigen Fachpublikationen vorwiegend selbst zu loben...!
Masse statt Klasse! In medialer Hinsicht und marketingstrategisch darf man sich nicht wundern, dass eine derartige Titelinflation im Turnen (- und es gibt ja noch zahlreiche andere Gymnatics-Disziplinen) den
Grad wachsender Unerheblichkeit existenzgefährdend überschreitet!
Die Frage "
Wieviel Champions braucht die Welt?" - stellten wir bereits Anfang des Jahres, bevor der Turnweltverband seine Neuregelungen zur Weltcup-Serie bekannt gab.
Statt zuerst und mit Priorität die durch Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften vorgegebenen Rahmenbedingungen auf den Prüfstand eines sinnhaften internationalen Wettkampfkalenders zu legen, zeumt man dort das Pferd eben von hinten auf!
Nur das Weltcup-System erfährt Neuerungen. Was in Deutschland ein zwar achtbarer medialer Versuch war (Champions Trophy 2009), aber wegen des Ausstiegs der ARD nach einer Viererserie wieder beendet wurde, soll nun in den Metropen der Welt international klappen....!
Man bekommt das begründete Gefühl, hier werden die monetären Zahlen der globalen TV-Vermarktung hochgepuschter Events über das Wohl der Sportart gesetzt.
Sicher verdienen einige, wenige Superstars dann Einiges mehr. Dem Gros der Athleten aber nutzt das wenig: Die Masse gleichermaßen beseelter Top-Athleten gerät duch komplexe Anforderungen der total überfrachteten Wettkampfpläne im Jahresverlauf wohl eher in gesundheitsgefährdete Bereiche...!
Fußball und Leichtathletik machen es vor: Neben Olympia setzt man dort die absoluten Highlights sparsam, aber wirkungsvoll.
Entsagung, statt "Dutzendware"!
Wenn auch dort die Risiken des Profikickens auf andere Ebene liegen:
Turner sollen oder wollen auch keine Fußballer sein.
Weil eben Turnen n i c h t Fußball ist, sollte man es hier besser machen können!
* Eckhard Herholz
GYMmedia INTERNATIONAL