Still waiting" heißt es in
der Eröffnungsmusik und 3.600 Zuschauer in der Stadionsporthalle können es am
Silvesterabend kaum erwarten. Was sie zweieinhalb Stunden lang geboten bekommen, ist ein
Wechselbad der Gefühle. Spannung und Anspannung, Zärtlichkeit und Zauber, Leben und
Leidenschaft |
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- alles, was die Schöne
neue Welt" ausmacht, wie der Titel des Feuerwerks der
Turnkunst" auf der 13. Tournee lautet.Geheimnisvoll kommt das Programm daher, von
Harmonie, Sehnsucht und Trost ist die Rede. Visionen zeigen die Berliner Elefanten auf,
wenn sie am Barrenholmen eine atemberaubende Choreographie in einem Meer aus Lichtern und
Farben bieten.
Duo Gorodji
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Mit der Erkenntnis setzt sich die
Showgruppe des Niedersächsischen Turner-Bundes auseinander - während
Kraftwerk" vom Strahlentod singt, stellt sie das Thema Radioaktivität dar.
Regisseurin Heidi Aguilar lässt auch die erotische Explosivität nicht aus:
Für das Duo Gorodji erfand sie ein Strapatentrapez mit zwei Seilen,
an dem die Artisten aus Moskau mit einem Höchstmaß an Kraft und Körpergefühl zu neuen
Dimensionen aufbrechen. Dimension des Lebens stellen die Berliner Elefanten auf einem
Schachbrett eindrucksvoll dar. Könige erheben sich, Bauern bekämpfen sich - bis
plötzlich alles zerfällt und mit viel Kraft aufgebaut werden muss.
Für wahre Beifallsstürme sorgen schließlich die Turnclowns
D'Holmikers - auch wenn sie die Schattenseiten von Morgen, das Böse präsentieren. Ihre
Barrenkomik ist eine perfekt inszenierte Show mit Effekten, Tricks und Gags. Horror? Die
Gäste amüsieren sich prächtig und verfolgen danach atemlos, wie der Pantomime Niels
Weberling, der mit Andreas Aguilar das Feuerwerk moderiert, die neue Welt genießt. Still
und verträumt ist sie, hält ihn aber auch gefangen. Das Publikum fühlt mit, manch einer
mag sich wiedererkennen, geht aber dennoch unbeschwert nach Hause: Love will find a
way" gibt Sängerin Maricel allen im großen Finale mit auf den Weg. Ein glückliches
2000. Wer die Vorstellungen live verpasst hat, muss nicht traurig sein:
Am 9. Januar zeigt N3 zwischen 11.30 und 13 Uhr Ausschnitte dieser faszinierenden
Show.Tatjana Riegler,
Fredenbeck. |
haz - 28.12.1999
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Schöne,
neue, turbulente Welt
(Zum Tourneè-Auftakt "Feuerwerk der Turnkunst") |
Schwarze Boxen scheppern über die
Pflastersteine. Männer in schwarzen Overalls schleppen unförmige Kisten durch
die Kälte des Morgens, der Lärm vertreibt die Müdigkeit. Hier wird schwer gearbeitet.
Und schnell. Die Geestlandhalle in Fredenbeck, die um zehn Uhr noch wie jede andere
Sporthalle irgendwo in der norddeutschen Tiefebene aussieht, soll am Abend
premierentauglich sein: Der Niedersächsische Turner-Bund (NTB) wird sein Feuerwerk
der Turnkunst" zum Auftakt hier zünden. Vier Stunden später - sechs Kilometer Kabel
sind inzwischen verlegt und 135 000 Watt Licht und Ton installiert - blicken die Techniker
und Helfer zufrieden drein: Der Inhalt aus zwei Sattelschleppern befindet sich am
richtigen Ort, unterm Hallendach, auf dem Linoleumboden oder wartet irgendwo dazwischen
auf seinen Einsatz. Die Jungs muss ich nicht mehr in die Feinheiten der Halle
einweisen", lobt Frowin Wolf, der in Fredenbeck die Organisation übernommen hat.
Kein Wunder, die Jungs" sind seit fünf Jahren mit der NTB-Show unterwegs, ein
eingespieltes Team, kennen jeden Handgriff und jede Steckdose. Während sich die Techniker
den letzten Schweiß von der Stirn wischen, warten die ersten Aktiven bereits auf den
Rängen. Das Feuerwerk ist schon was Aufregendes", meint Katharina Burchard.
Nervosität ist für die 18-Jährige, die mit der NTB-Showgruppe auftreten wird, ein
Fremdwort. Katharina ist seit acht Jahren dabei. Auch von Langeweile keine Spur:
Turner, Artisten,
Akrobaten trudeln nacheinander ein, begrüßen sich freudestrahlend und plaudern
fröhlich drauflos. Man kennt sich. Die Generalprobe der 13. Feuerwerks-Tournee kann
beginnen.
Der Testlauf am frühen Nachmittag ist der erste und einzige für das
Zwei-Stunden-Programm am gleichen Abend ein kühnes Unterfangen, wenn man insgesamt
60 000 Menschen in elf StädtenNorddeutschlands von der Schönen neuen Welt"
begeistern will. |
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Für
Regisseurin Heidi Aguilar ein kalkulierbares Risiko: Sie hat alle Aktiven in
Hannover gesehen oder in deren Heimatstädten besucht, kennt die Vorstellungen, hat an der
Choreographie gefeilt. Gestenreich gibt die Regisseurin die nächsten Anweisungen,
während vom so genannten Masterband die Begleitmusik erklingt. Der Regieplan für die
Ton- und Lichttechniker liegt bereit, bunte Lichtkegel schwenken durch die Halle,
Anspannung macht sich allmählich breit. Zwischendurch verschafft sich immer wieder die
Organisation Gehör. Kann mal jemand von der Showgruppe in mein Büro kommen",
fordert Sandra Fritsch. Büro? Die Organisationsleiterin sitzt auf einer Bank in der
ersten Hallenreihe, einen grauen Pappkarton und einen dicker Ordner vor sich. Von ihr
erhalten die Aktiven Karten, mit denen sie sich in allen Hallen während der Tournee
Zutritt verschaffen können. Der Zutritt zur Verpflegung ist wesentlich leichter:
Mittagessen" brüllt eine Frau durch die Halle und weist auf den kleinen
Nebenraum. Erbsensuppe dampft aus einem riesigen Topf, belegte Brote, frischer Kuchen
warten auf dankbare Abnehmer. Wie jedes Jahr versorgen emsige Hausfrauen die Sportler.
In größeren Städten haben wir ein professionelles Catering, aber in Fredenbeck
geht es immer familiär zu", erklärt NTB-Sprecher Michael Bauer.
Inmitten des routinierten Trubels
ist nur eine, die aus der steigenden Aufregung kein Geheimnis macht:
Maricel.
Die 23-jährige Sängerin präsentiert beim Feuerwerk ihre Debüt-Single. Vor
lauter Nervosität drückt sie ihrem kleinen Stoff-Ernie den Hals zu: Ob ich vor 20
oder 20 000 Leuten singe, ist eigentlich egal. Lampenfieber habe ich immer", gesteht
der Pop-Neuling. Das legt sich erst, als sie im weißen langen Kleid über die frisch
verklebten Bodenplatten schreitet und das Eröffnungslied singt. Still waiting"
lautet Maricels Titel. Nichts anderes bleibt der aufgeregten Sängerin bis zum Abend
übrig - wie den Sportlern. Auch wenn sie es nicht zugeben. |
Maricel: "Still waiting"
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Mehr als 100 Turner, Artisten und Akrobaten
wollen ihr Publikum mit einem zweistündigen Programm verzaubern. Wir zeigen aber
nicht nur die Schönheiten, sondern wollen auch zum Nachdenken über bestimmte Probleme
anregen", erklärt Heidi Aguilar. Die Regisseurin kann sich beim 13. Feuerwerk
der Turnkunst" auf bekannte Gesichter verlassen: Die NTB-Showgruppe ist ebenso dabei
wie das Duo Gorodji am Vertikalseil, Rhönradturner Wolfgang Bientzle und Andrian Catanoiu
und Nistor Sandro vom TK Hannover. Ein Höhepunkt werden die Schweizer Turnclowns
D'Holmikers mit einer amüsanten Horrorshow am Barren sein. Insgesamt rechnet der NTB mit
60 000 Zuschauern. |
haz, Tatjana Riegler,
Fredenbeck, 28.12.1999
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