* Ihre Meinung war gefragt ...:
Rückblicke, 1986 ...: |
P R O und C O N T R A Sprung im Rhönradturnen
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In einem "offenen Brief" wendete sich Bianca Krist an die Rhönradfreunde und die Öffentlichkeit, in der Hoffnung, erneut eine Diskussion anzustoßen über eine Disziplin, die lange Zeit nur den Rhönradturnern vorbehalten war, in jüngster Zeit unter dem Druck des internationalen Wettkampfprogramms aber auch den Rhönradturnerinnen abverlangt wird.
Der Deutsche Rhönrad-Förderverein wünscht sich dazu eine rege Diskussion:
* Hier die Einlassungen von Bianca Krist
im Wortlaut des "offenen Briefes":
„…..Seit Jahren habe ich schon diesen Brief schreiben wollen, in der Hoffnung, dass der Sprung im Rhönradturnen wieder abgeschafft wird. Ich finde die Entwicklung des Rhönradturnens in den letzten Jahren im Geradeturnen und in der Spirale mit den neuen Wertungsbestimmungen sehr positiv, aber was hat der Sprung mit Rhönradturnen gemein?
Ich selber bin 36 Jahre alt und habe früher aktiv bis zur Jugend in der Bundesklasse geturnt, und war danach in unserem Verein als Übungsleiter tätig.
Seit die Disziplin Sprung auch für die Turnerinnen eingeführt wurde verliere nicht nur ich immer mehr die Lust am Rhönradturnen.
Rhönradturnen ist leider nur eine Randsportart, und wird es durch den Sprung nicht noch mehr dazu verbannt?
Es bildet sich eine geringe Rhönradelite und die Mehrheit turnt nur noch Landesklasse.
Die Trainingseinheiten für die klassischen Disziplinen Spirale und Gerade werden aufgrund des hohen Trainingsaufwands reduziert. Dies zeigte sich auch auf den letzten NRW-Jugendmeisterschaften, bei 18 Teilnehmerinnen gab es nur zwei Spiraleküren die über 5 Punkten lagen.
Die Gefährlichkeit des Sprungs und die Verletzungsgefahr der Kinder durch unsachgemäßes Sprungtraining ist einfach viel zu groß. Einige Rhönradturner haben bereits die Freude am Rhönradturnen verloren und den Sport aufgegeben oder sind in die Landesklasse gewechselt. Man kann halt nicht einfach mal aus großer Höhe vom Rad hüpfen.
Es müssen erst einmal viele Muskeln aufgebaut werden, um den Sprung sicher lernen zu können. Wer hat denn diese Kapazitäten? Nicht viele Vereine verfügen über die Möglichkeit, Übungsleiter aus dem Kunstturnbereich für das Sprungtraining im Rhönrad zu aktivieren.
Ich hoffe, viele denken so wie ich und wollen, dass Rhönrad mal zu einem bekannten Breitensport wird. Wir wollen doch nicht zu einer Disziplin des Kunstturnens werden.
Ich würde mir wünschen, das Technische Komitee im Rhönradturnen würde sich über die generelle Thematik des Sprungs im Rhönrad noch mal Gedanken machen…..“
* Offener Brief: Bianca Krist (TG Friesen Klafeld-Geisweid)
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Maria SOLLOHUB IRV-Vizepräsidentin |
* 24-Feb-2011:
Genauso seh ich das auch, dass man zwischen Breitensport und Spitzensport unterscheiden muss. Nur: Wenn Spitzensport, wie wird der dann gefördert? Leider gibt es da gewaltige Unterschiede zwischen den Turn-Disziplinen. ..... Ich find aber als Turner gut, dass man bei Gymmedia genau soviel übers Rhönradturne erfährt, wie übers Geräteteturnen!
* Sven Schulze, Berlin
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25-Feb-2011
Wenn ein Übungsleiter richtig weiß, wie man trainieren muss, dann kann doch der Sprung nur eine Bereicherung sein. Also ist alles nur eine Frage der Übung, des ordentlichen konditionellen Aufbaus und der technischen Beherrschung, Sport eben im richtigen Sinne. Ich finde Sprung klasse und würde ihn nicht missen wollen. Bin zwar Turner, aber bei uns steht ein Rad rum. Da machen wir schon mal solche Sachen
* Herwig Klaftrath, Düsseldorf
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28-Feb:
... meine Meinung dazu:
"Hallo, ich bin dem Rhönradsport schon lange verbunden. Erst aktiv und seit ca. 20 Jahren als Übungsleiterin und Kampfrichterin. Da unser Verein schon immer männliche Mitglieder hatte, gehörte der Sprung, wenn auch nicht so intensiv wie heute, für mich schon immer zum Training. Dies nehme ich zum Anlass meine Meinung zum Offenen Brief Sprung kund zu tun:
Abschaffen? -- Nein, da international gefordert.
Gefährlich? -- Ja, die Verletzungsquote liegt überproportional höher als bei anderen Disziplinen. Alle Sprünge, die über „normale“ Salti hinausgehen, sind ohne die (häufige) Nutzung einer sog. Schnitzelgrube oder Longe, nicht wirklich sicher trainierbar.
Trainingsaufwand? -- Da im Sprung viele andere Fertigkeiten und Abläufe erlernt und automatisiert werden müssen als bei Gerade od. Spirale ist der Trainingsaufwand enorm hoch. Machbar ist dieser Aufwand schon, aber ist dieser Mehraufwand bei meist gleichen Hallenkapazitäten und Trainerpersonal, durch unsere (ehrenamtlich betriebenen) Vereine leistbar?
Leistungsport? -- Ich fürchte, das Rhönradturnen ist, obwohl die Leistungen es verdienen, noch kein anerkannter Leistungssport…oder gibt es geförderte Leistungszentren, bzw. wird z. B. die WM durch den DTB entsprechend beachtet?
Sprungziel? -- Wenn ich mir die Sprünge der letzten Deutschen Meisterschaften (dies ist Deutschlands Elite!) vor Augen führe, komme ich zu folgendem Urteil: Einige wenige (meist Männer) zeigen tolle, akrobatische Sprünge. Ebenso wenige wagen Salto gestreckt, Auerbach usw. die mehr „Kamikaze- Sprüngen“ gleichen, als schön oder gar entspannt anzuschauen sind. Die große Masse aller Teilnehmer springt, wenn sie denn den Angang gemeistert haben, einen Salto vw. od. rw. Zugegeben, mittlerweile sind gute dabei. Seit Einführung des Sprungs auch für Turnerinnen ist schon eine ganze Turngeneration nachgewachsen, die von jung auf wettkampfmäßig springt. Man sollte meinen, die Rhönradgemeinde hatte genug Zeit Erfahrungen zu sammeln und das Beste herauszuholen. Doch hatte man, bei Einführung des Sprungs für alle, wirklich Einheitssprünge als Ziel vor Augen?
Fortschritt oder Rückschritt? -- Stillstand ist Rückschritt, aber nicht jede Veränderung ist Fortschritt! Unser Sport hat sich enorm weiter entwickelt. Das ist gut. Aber die Anzahl der Vereine, die Bundesklasseturner hervorbringen, ist rückläufig.
... Warum? -- Ich vermute, weil der Aufwand drei verschiedene Disziplinen zu trainieren für viele zu hoch ist, bzw. für neue Vereine oder Quereinsteiger keine Möglichkeit besteht dort hineinzuwachsen. Lässt man all jene, die zu „schlecht“ sind für die Bundesklasse, in der Landesklasse (ich möchte deren Leistungen nicht schmälern) starten, wird die Disziplin Spirale, die unseren Rhönradsport so einzigartig macht, langfristig Schaden nehmen. Je weniger das Spiralerollen erlernen, desto geringer beschäftigen sich Trainer und auch Kampfrichter mit diesem Thema. Und dies wäre eindeutig ein Rückschritt, denn keine Disziplin ist so schwierig zu erlernen und von Erfahrung so abhängig wie das Spiraleturnen.
Lösung? -- Das Rhönradturnen braucht eine gute Landesklasse, die diesen Sport verbreitet und braucht Spitzenathleten, die in drei Disziplinen international für Furore sorgen! Aber es braucht auch die Palette dazwischen, für die es keine wirkliche Plattform gibt. Lasst uns doch diese Plattform (z. B. Wahlwettkämpfe mit zwei Disziplinen) schaffen und somit dem Spitzensport Nahrung geben.
* Tamara Schömig
* 02-März:
Fortschritt dreht man nicht zurück. Führt mal hier lieber eine Qualitätsdiskussion. Wie gut wissen die Übungsleiter Bescheid? Wie werden sie angeleitet? Welchen Stellenwert haben Trainingsmethodik, Technik für ein gutes Training. Dann klappts auch mit Sprung - und wers nicht kann, lässt ihn weg, macht Rhönrad eben just for fun!
* Maik Oberwerth
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Bianca KRIST hatte die oben geführte Diskussion um die Disziplin SPRUNG im Rhönradturnen angestoßen. Jetzt meldete Sie sich abschließend dazu noch einmal selbst:
* 28-März 2011:
... über die vielen Reaktionen auf meinen Brief habe mich sehr gefreut ... und in meiner Ansicht bestärkt, dass wir den Sprung nicht brauchen. Verstehen kann ich die Argumentation von Maria Sollohub (IRV), das Rhönradturnen soll international bekannter werden.
Aber das Rhönradturnen ist eine ursprünglich in Deutschland erfundene und in Deutschland weiter entwickelte Sportart. Wieso sollen wir Deutschen sie dann so abändern, dass die anderen Nationen es besser erlernen können?
Das Geradeturnen ist eine Disziplin die einfacher zu erlernen ist und mit der die meisten Rhönradler in Deutschland den Sport erlernen.
Jeder, der das Spiraleturnen kennt, weis auch wie schwierig es zu erlernen ist, und dies den Turnern und Turnerinnen der Bundesklasse vorbehalten ist.
Es muss auch daran gedacht werden, dass in vielen Vereinen schon die Kenntnisse im Spiraleturnen fehlen. Wieso dann noch Sprung dazu?
Und wenn er unbedingt sein muss, bitte nur international!
Grüße! Bianca Krist
... und aus Chikago, USA meldet sich dazu Altmeister Wolfgang BIENTZLE:
"Liebe Bianca,
die Frage ist nicht was wir Deutschen möchten, sondern wie die Wettkampfordnung des Internationale Rhönradturnverband gestaltet ist. Das Rhönradturnen wurde in Deutschland erfunden, aber dies bedeutet nicht, das andere Nationen und der Internationale Rhönradverband sich den Regeln des "Deutschen" Rhönradturnen anpassen müssen.
Erinnere Dich doch bitte einmal an die Einführung der Geradeübung mit Musik. Ich kann mich gut erinnern, wie kontrovers dies insbesondere bei den männlichen Aktiven gesehen wurde. Wieviele Stimmen gibt es derzeit dazu die Musikübung für die Männer wieder aus dem Programm zu nehmen...?
Falls jemand gerne Weltmeisterin oder Weltmeister werden möchte, dann ist Sprung eine der drei Grunddisziplinen. Wenn das deutsche TK keinen Sprung im Wettkampfprogramm haben möchte, dann kann dies durch eine Änderung der Wettkampfordnung im DTB geschehen.
Zur generellen Frage der Sicherheit:
Die Disziplin mit dem höchsten Risiko ist das Geradeturnen; dort passieren und passierten die Unfälle mit teilweise schwerwiegenden Folgen und nicht im Spiralturnen und Sprung. Im aktuellen Wettkampfturnen ist eine sehr gute konditionelle Grundlage des Athleten gefordert. Athleten die sich überschätzen und im Sprung versuchen einen Schwierigkeitsgrad zu erreichen, der Sie konditionell überfordert, setzen sich selbstverständlich einem höheren Unfallrisiko aus. Dies ist aber ebenso beim Geradeturnen oder Spiralturnen gegeben. Ein Salto rückwärts oder vorwärts muss auch für das Geradeturnen erlernt werden und Athleten, die keinen gehobenen Handstand am Boden bewältigen, werden auch keine Topplatzierungen beim Geradeturnen erreichen.
Ich stimme Dir zu, dass Traineraus- und -fortbildungen verstärkt durchgeführt werden müssen; möchte aber auch darauf hinweisen und ich spreche hier aus eigener Erfahrung, dass die Angebote nicht wahrgenommen werden. Jedes Jahr biete ich Lehrgänge an und die Resonanz aus Deutschland tendiert gegen Null. Ja, es ist ein Hobby und ja, wir alle haben Berufe, aber dies ist auch im Ausland nicht anders. Es ist die Frage wieviel möchte ich unter dem Aspekt Zeit und Kosten in mein Hobby als Trainer oder Aktiver investieren! Man kann keinen Wochenlehrgang für 100 Euro anbieten, wobei selbst in so einem Fall die Anzahl der Anmeldungen nicht steigt. Viele Lehrgänge der Landesturnverbände werden wegen geringem Interesse abgesagt.
Wer keinen Sprung machen möchte kann doch gerne in der Landesklasse und dort immerhin auf nationaler Ebene Wettkämpfe turnen. Eine Möglichkeit , die vor einigen Jahren nicht gegeben war.
Mit Repekt und bestem Gruß",
Wolfgang Bientzle
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"Liebe Freunde des rollenden Rades,
lieber Wolfgang Bientzle, liebe Bianca Krist,
ich ... habe die Diskusssion interessiert verfolgt und es ist mir nun doch auch ein Bedürfnis mal darauf zu antworten. Letztlich kann man ja über alles diskutieren und das ist auch gut so. Wenn Bianca keinen Sprung lehren kann oder will, ist das ihre Entscheidung, die zu respektieren ist. Dafür gibt es die Landesklasse und der Deutschland-Cup ist Beweis genug dafür, dass auch diese Leistungsklasse Turner glücklich machen kann.
Ich verstehe nur nicht, warum Bianca gegen den Sprung als Disziplin wettert und dabei so rücksichtslos über das Ausland schreibt ? Ohne Besserwisser sein zu wollen, wollte ich Bianca aber eigentlich etwas erklären zum Thema "Breitensport" und "Leistungssport" und den manigfaltigen Wechselwirkungen dieser Bereiche, die in allen Sportarten existieren und sich gegenseitig beeinflussen.
Ich wollte etwas erklären zum Thema "Vorbilder im Sport" und deren Rolle in unserer Gesellschaft.
Ich wollte etwas schreiben zum Thema "Grundlagentraining" und "Internationalität" des Sport ... Es gäbe dazu noch so viel zu sagen ...
Nachdem ich die Mail von Wolfgang Bientzle gelesen hatte, möchte ich dem eigentlich nichts mehr hinzufügen, denn es würde die Aussagekraft dessen, was Wolfgang erklärt hat, nur schmälern.
Mein Heimatverein ist ein kleiner Verein im Essener Süden. Wir haben keine moderne Turnhalle, wir haben keine Leistungsturner oder Rhytmische Sportgymnastik, von der wir lernen konnten, aber wir hatten die Faszination des Rhönradturnens in unseren Adern und wir waren bereit zu lernen. Wir sehen durchaus die Angst in den Augen der Kinder, die all ihren Mut aufnehmen müssen, um ihren ersten Salto zu springen, aber wir sehen auch ihren Stolz und ihre Begeisterung, wenn sie es unter fachkundiger Anleitung dann geschafft haben. Man springt ja auch nicht gleich Salti aus 2 Metern Höhe, sondern baut eine Trainingsreihe didaktisch auf. Zudem gehört dazu auch ein gehörige Portion Grundlagentraining, also Krafttraining, Beweglichkeit und Koordination. Eine Aussage möchte ich doch mal klar treffen:
Natürlich muss der Sprung bleiben !
Ich freue mich auch, wenn andere Nationen an dieser tollen Sportart teil haben können und sei es nur am Sprung. Wer die Turner bei der 2. WM-Quali in Lüneburg gesehen hat, der hat auch gesehen, welche Bereicherung der Sprung für den Rhönraddreikampf ist. Dazu gehören Koordination, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und natürlich Mut. Leider habe ich Bianca dort nicht getroffen ...
Gernot Jochem
Technisches Komitee Rhönradturnen im Deutschen Turner-Bund
- Beauftragter für das Wettkampfwesen -