Ein überzeugender
rumänischer Sieg

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Zunächst waren die Weißrussen an ihrem Startgerät Sprung kurzzeitig
in Führung gegangen. Insgesamt turnte der Vize-Weltmeister
von Gent ausgeglichen, ohne allerdings mit einem herausragenden Mann zu
glänzen. Kein Turner absolvierte einen Sechskampf, somit sind die
Weißrussen auch nicht im Mehrkampffinale vertreten.
Russland war gemeinsam mit den Rumänen am
Boden gestartet. Schon dort konnten sie mit dem Zweiten der
letzten EM nicht mithalten. Nur Alexej Nemow ragte mit der
Höchstwertung von 9,675 an diesem Gerät heraus und annoncierte seinen
Anspruch auf Gold am Boden.
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Rumänien: Nach Silber in Bremen 2000 und zur WM in Gent
nun auch Europas Spitzenteam!! |
Schade
dass Alexej Nemow dann am
letzten Gerät Reck, nach einer Übung mit sage und schreibe 6
Flugelementen beim Doppel-Tsukahara auf die Matte griff - aus
der Traum vom Finale.
Am Pauschenpferd waren die Russen dann relativ
schwach. Hier übernahmen dann die Rumänen die
Führung in der Mannschaftswertung. Kein Wunder, hat man doch solche
Stützphänomene wie Olympiasieger und Weltmeister Marius Urzica oder
Ioan Suciu in seinen Reihen. Keiner turnte an diesem Tag in Patras mehr
als Urzica: 9,825!! Hier war der Vorsprung vor den anderen Mannschaften
schon beträchtlich und wurde am Sprung noch weiter ausgebaut.
Weltmeister Dragulescu brillierte mit seinem Überschlag-Doppelsalto -
halbe Drehung derart souverän, dass er den Sprung sogar zeitig strecken
konnte und nur einen kleinen Ausfallschritt machte (9,750). Die
Rumänen blieben bis zum Ende uneinholbar vorn...
Frankreich war dieses Mal kein allzu ernst zu
nehmender Gegner und begann schon sehr nervös am
Pauschenpferd, hat ebenfalls keinen Sechskämpfer im Mehrkampf und der
Bronzemedaillengewinner von Bremen 2000 fiel am Ende auf Rang vier
zurück.
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Nemow mit
Abgangsfehler
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Nicht etwa die Ukraine, nein die deutschen
Turner etablierten sich erneut wie vor zwei Jahren auf den 5. Platz!
An den Ringen begannen sie mit
stabilen - wenn auch nicht hochkarätigen Übungen. Swen Kwiatkowski
bekam wohl seine Kraftverbindung Kreuzhang-Hochdrücken zur Stützwaage
nicht anerkannt und minderte so seinen Ausgangswert um 2 Zehntel
(8,912).
Thomas Andergassen (AW 9,8) schaffte eine leichte Steigerung (9,162) und
bester war der Cottbuser Ronny Ziesmer der 9,412 Punkte erzielte. Da
lagen die Männer um Coach Rainer Hanschke erst einmal auf Rang 8.
Ausgerechnet das sonst schwache Gerät Sprung
nutzen die Deutschen, um sich nach vorn zu arbeiten. Swen Kwiatkowski
zeigte einen fast sicheren Stand mit seinem Tsukahara gestreckt mit
Doppelschraube (AW9,7/9,362).
Andergassen korrigierte seinen Tsukahara-Doppelsalto rückwärts mit nur
einem kleinen Korrekturhüpfer (9,512), dagegen landete Ziesmer seinen
Überschlag-Doppelsalto vw ("Roche") erneut in der tiefen
Hocke (9,182). Aber plötzlich hatte die Mannschaft Rang 4 erreicht!!
Am Barren präsentierte die deutsche
Mannschaft ihre relativ "leichten" Übungen sehr stabil:
Kwiatkowski (9,3) begann mit 8,775, dem ließ Andergassen (9,5) einen
Wert von 8,95 folgen und der Berliner Dmitri Nonin, der im Training
immer seine Probleme mit seiner Angangsverbindung Felge-halbe Drehung
hatte, präsentierte eine tiptop Wettkampfübung und steuerte stolze
9,237 Punkte zum Mannschaftsresultat bei.
Am Reck dann zitterte das Team dann
noch einmal, als Swen Kwiatkowski seine Kovacs-Salti - erst mit ganzer Drehung
und dann ohne, derart knapp fing, als hatte er mit dem Fingernägeln
zugegriffen - ziemlich hart bewertet bekam er dafür nur 9,137 Punkte.
Das Highlight aus deutscher Sicht setzte dann EM-Neuling Tom Neubert, der
eine 10,0-Übung bot, seinen Kovacs-Salto sauber turnte und sich dann
mit seinen vielen Griffverbindungen im Ellgriff seine Bonifikationen
holte und den Doppel-Tsukahara gestreckt sicher zum Stand brachte. 9,562
bedeuteten höchste deutsche Bewertung und das Erreichen des
Reckfinals!! Glückwunsch dazu schon jetzt!
Dmitri Nonin verlor vielleicht 1 Zehntelchen durch einen zu dicht an die
Stange geturnten Kovacs-Salto, korrigierte den Stand des
Doppel-Tsukaharas leicht, aber trug mit 9,275 zur stabilen
Mannschaftsposition bei.
War der Boden sonst immer das Angstgerät -
hier besonders auch wegen seiner knochenharten Eigenschaften - wuchsen
die deutschen Männer doch dieses Mal über sich hinaus. Kwiatkowski war
zwar einmal "außerhalb", aber Wertungen von 9,262 (Andergassen)
und 9,337 (Ziesmer) sicherten den möglichen 5. Rang. |

Thomas
Andergassen
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Am
Pauschenpferd dann musste dieser Platz aber noch verteidigt werden:
Nonin
begann sicher (9,8/ 9,237).
Andergassen mit kleineren Fußfehlern nur (9,9/ 9,237). Dann wollte Swen
Kwiatkowski eigentlich eine 10er-Übung anbieten, verturnte sich aber
bei seinen Flops auf einer Pausche, bekam eine spezielle Anforderung
daraufhin nicht anerkannt und das bedeutete - 0,7 Punkte, nur noch 9,3
Ausgangwert und noch fehlende Bonifikation von -0,5 Punkten: Endwert
8,837.
Schade, aber was man kaum für möglich gehalten hatte: |

Zufriedenheit: Nonin
mit Trainer Hanschke und Nigl
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Die
deutschen Männer bestätigen erneut den fünften Platz der letzten EM
und lassen keinen Geringeren als die Ukraine hinter sich. Die beiden Sachsen Swen Kwiatkowski (Mehrkampf) und Tom Neubert (Reck)
stehen zudem am Samstag bzw. Sonntag in den Finals. Erleichterung
im deutschen Lager - diese
Resultate hatte man vorher nicht unbedingt erwarten können!!
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Eckhard Herholz
Infos: Jens Milbradt
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