Dem Deutschen Ex-Turnmeister Philipp FÜRST zum 75. Geburtstag

Philipp Fürst:
Agiler 75-Jähriger

Genau vor 15 Jahren, zu seinem 60. Geburtstag, wurde einer der besten deutschen Turner in den Ruhestand geschickt. Heute feiert der Pfälzer Philipp FÜRST aus Oppau seinen 75. Geburtstag.
Der Jubilar gewann zwischen 1957 bis1964 21 Deutsche Meistertitel und war Mitglied der gemeinsamen deutschen Olympiariegen von 1960 Rom und 1964, die in Tokio Bronze gewann.
Der WM-Teilnehmer von 1958 (Moskau) gewann ein Jahr später bei den Europameisterschaften in Kopenhagen Mehrkampfbronze und war Dritter am Pauschenpferd.
Zur EM 1961 in Luxemburg wurde Philipp Fürst hinter dem legendären Pferdkünstler Miroslav Cerar Vize-Europameister....

Philipp FÜRST (Mitte), 1984 als Bundestrainer eine der profiliertesten Trainerpersönlichkeiten der Bundesrepublik, gemeinsam mit den leider viel zu früh verstorbenen Mitstreitern Uli OTT (Hannover) und Vaclav KUBICKA (Frankfurt/Main)

... der dreimalige Deutsche Reckmeister 1957, 1961 und im Olympiajahr 1964

Nach seiner aktiven Zeit als Leistungssportler arbeitete Philipp FÜRST viele Jahre als Bundestrainer der Männerriege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) und war zuletzt eine Art Manager, zuständig für die Koordination mit der Deutschen Sporthilfe.....

Begonnen hatte alles schon kurz nach dem II. Weltkrieg:
Bei den Brüdern Rudi und Richard Reuther aber führte Anfang der Fünfziger sein intensives Training in Oppau zum dritten Mehrkampfplatz gleich bei seiner ersten Teilnahme an den Deutschen Jugendmeisterschaften der Bundesrepublik 1954.
1957 und 1959 erkämpfte er sich die Krone eines Deutschen Mehrkampfmeisters und dank seiner Vielseitigkeit war er auch nationaler Champion an Pferd, Ringen, Barren und Reck - insgesamt 21 Deutsche Meistertitel - inklusive der Mannschaftstitel mit seinem Verein Oppau. Mehr schafften nur Eberhard Gienger und Klaus Köste.

Philipp FÜRST, Vize-Europameister 1961 in Luxembourg

Aber auch international ist die Erfolgsbilanz von Philipp Fürst beachtlich: Für den Deutschen Turner-Bund bestritt er zwischen 1957 und 1964 18 A-Länderkämpfe, war Mitglied der bundesdeutschen WM-Riege 1958 in Moskau und Olympiateilnehmer Rom 1960 und Tokio 1964, wo er auch - gemeinsam mit den Turnern der DDR - seinen größten Erfolg feierte: die olympische Bronzemedaille im Mannschaftskampf.
Der vielseitige Athlet war aber auch ein Gerätvirtuose, besonders am Pferd, wo er 1959 in Kopenhagen nicht nur EM-Bronze im Kür-Sechskampf sondern auch auf den Pauschen gewann.
Zwei Jahre später ließ er sich an diesem Gerät in Luxemburg nur von der jugoslawischen Pferdlegende Miroslav CERAR schlagen...

Philipp Fürst re.), der Ex-Bundestrainer BRD und der EX-DDR-Trainer Peter WEBER - einst in unterschiedlichen politischen Lagern - jetzt gemeinsam bei freundschaftlichen Traditionstreffen der bronzenen Olympiariege von 1964

... und wurde gemeinsam mit dem sowjetischen Klassemann Victor LEONTJEW Vize-Europameister.

Der Träger des "Silbernen Lorbeerblattes" (1964) war auch immer ein unduldsamer und hartnäckiger Streiter für die Belange des Spitzensports.
Als Bundestrainer (1969 - 1985) erwarb er sich große Verdienste. Seine frühen Forderungen an den DTB nach "langfristiger Planung, weitsichtiger Förderung und wirksamem Handeln", mit denen er eine gewollte und gezielte Nachwuchsförderung anregte, waren seiner Zeit weit voraus, was damals zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Führungsspitzen des Turnerbundes führte.
Zuletzt arbeitete er, nach diesen Differenzen mit dem DTB, verantwortlich für "Sozialbtreuung" im Landesleistungszentrum Ludwigshafen-Oppau.

Traditionstreffen der gemeinsamen deutschen Olympiariegen von 1960 und 1964 in der Thüringer Sportschule Bad Blankenburg (2005):
(von links:) Günther JACOBY (Oppau), Siegfried FÜLLE (Leipzig), Philipp FÜRST (Oppau), Karlheinz FRIEDRICH (Leipzig), Günter LYHS (Kierspe)

Der gelernte Maurer und spätere Hochbautechniker Philipp Fürst qualifizierte sich schon in den frühen Sechzigern zum staatlich anerkannten Turn- und Sportlehrer an der Deutschen Turnschule in Frankfurt (1962.).
Nach seiner Pensionierung (1996) blieb dem zweifachen Familienvater mehr Zeit für Familie und seine früheren Hobbies, Taubenzucht, Briefmarken und Skat.

Vor zwei Jahren sorgte er noch einmal für heftige Aufregung, als er im Herbst 2009 beim Ausästen jener Eiche, die aus Anlass seines Mehrkampf-Meistertitels 1957 gepflanzt wurde, kurz vor seinem 73. Geburtstag einen ziemlich schweren Unfall erlitt: - siehe > GYMmedia-Meldung Dez. 2009

Verbindung zu seinen alten Turnfreunden in West und Ost hält er insbesondere über die regelmäßigen Treffen seiner früheren Olympia- und WM-Kollegen, besonders auch zu seinen Turn-Kollegen aus der ehemaligen DDR der gemeinsamen deutsch-deutschen Riegen der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts.
(c) GYMmedia, Eckhard Herholz