Turnen - die meisten verbinden
damit sofort den Gedanken an Barren oder Schwebebalken. Mit dieser Fehleinschätzung
müssen die Turner schon seit Generationen leben und doch ist Gerätturnen
zwar die Kernsportart, aber längst nicht
alles, was diese Sportart zu bieten hat. Schon zu Zeiten des "Turnvaters"
Friedrich Ludwig Jahn waren die Geräte nur eine von vielen Möglichkeiten,
körperliche Fitness zu erreichen. Laufen, Springen, Schwimmen und Wandern gehörten zu
den Turnübungen der ersten Stunden. (In der Jahnstadt FREYBURG an der Unstrut finden alljährlich im August
Gedenkwettkämpfe zu Ehren des Turnvaters statt, im Jahr 2001, z.B. das 79.
Jahnturnfest.)
Die nationalen Deutschen Turnfeste werden seit Coburg 1860 gezählt.
Deutschland bestand damals aus 31 Fürstentümern und vier Reichsstädten. Rund tausend
Teilnehmer folgten dem "Ruf zur Sammlung" von Carl Kallenberg und Dr. Theodor
Georgii, nutzten das Treffen zur turnerischen wie politischen Standortbestimmung. Der
sportliche Teil bestand aus einem - aus heutiger Sicht - bescheidenen Rahmenprogramm.
Die
Geschichte der Gastgeberstadt |
Die 1017
erstmals erwähnte Burganlage Leipzig lag im Schnittpunkt bedeutender Handelsstraßen, der
Via Regia und der Via Imperii. An diesen entwickelten sich Handwerker- und
Kaufmannssiedlungen, die um 1165 Stadtrecht erhielten und dann noch vor
dem Jahrhundertwechsel von einer gemeinsamen Mauer umgeben wurden. Die zur gleichen Zeit
beginnenden Märkte zu Neujahr, Ostern und am Michaelistag waren Vorläufer der 1497 durch
das kaiserliche Privileg Maximilians errichteten Messen.
Im Dezember 1409 wurde die
Universitas Lipsiensis gegründet. Begünstigt durch Universität und Reformation, die
theologische Fakultät war seit 1539 lutherisch, wurden Buchdruck und
Buchhandel in Leipzig heimisch. Der 30jährige Krieg brachte kaum Rückschläge, Leipzig
überflügelte als Handelszentrum bald Nürnberg und Frankfurt am Main. Französische
Glaubensflüchtlinge gaben dem Wirtschaftsleben der Stadt Ende des 17. Jahrhunderts neue
Impulse.
Von 1723 bis 1750 wirkte Johann
Sebastian Bach als Kantor der Thomaskirche in Leipzig. Johann Wolfgang
von Goethe, der die Leipziger Universität 1765 besuchte, erlebte die Stadt als
geistigen Mittelpunkt Deutschlands.
In den Napoleonischen Kriegen litt Leipzig schwer.
In der historischen Völkerschlacht (16.-19.10.1813) wurden die Truppen
des französischen Kaisers hier zum Rückzug gezwungen.
Nach der industriellen Revolution Anfang des 19.
Jahrhunderts ließen sich wichtige Industriezweige (Polygraphie, Metallverarbeitung,
Maschinenbau) an der Pleiße nieder, die Messe förderte deren Entwicklung. Leipzigs
Bevölkerung wuchs rasch an und erreichte 1931 mit 717.000 Einwohnern
ihren Höchststand.
Im zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt durch schwere
Bombardements große Schäden. Von den Amerikanern zunächst eingenommen, fiel Leipzig
dann der sowjetischen Besatzungszone zu, wurde nach Gründung der DDR zu deren
zweitgrößter Stadt.
In der Zeit des politischen Wandels 1989
waren die Leipziger mit ihren Montagsdemonstrationen, die aus den Friedensgebeten in der
Nikolaikirche hervorgingen, der Anfang vom Ende der SED-Alleinherrschaft. Von der Courage
der Messestädter angesteckt, zeigten die Menschen auch in anderen Teilen der DDR den
Willen nach Veränderungen.
Bis heute hat sich das Gesicht der Stadt gewandelt,
wie kaum anderswo in Ostdeutschland. Bausubstanzen wurden erneuert und neu geschaffen,
Infrastruktur und Kommunikation sind und werden in großem Stil ausgebaut. Leipzig sieht
sich als Stadt der Messe und Wissenschaft, Banken und Medien und besinnt sich in den
vergangenen Jahren verstärkt auch auf seine kulturellen Werte.
1999 lebten knapp unter 500.000 Einwohner an der Pleiße.
Leipzig und die Deutschen Turnfeste |
Das
erste Turnfest richtete Leipzig im Jahre 1863 aus.
Es war das 3. Deutsche Turnfest, drei Jahre nach Coburg und 2 Jahre nach Berlin. Schon
hier setzte die Stadt Maßstäbe: 20.000 Teilnehmer wurden gezählt, eine Zahl, die erst
beim 9. Turnfest 1898 in Hamburg überschritten werden sollte.
1913 - 50 Jahre später sah Leipzig
zum 100. Jahrestag der Völkerschlacht ein gewaltiges und vom Nationalismus geprägtes 12.
Deutsches Turnfest. 62.700 Teilnehmer waren dabei und erlebten Sonderwettkämpfe, die den
modernen Entwicklungen im Sport der damaligen Zeit folgten. Die Wettbewerbe im
Kugelstoßen und Speerwerfen lösten heftige Diskussionen aus.
1922 fanden sich 100.000 Teilnehmer
zum 1. Arbeiter-Turn-und Sportfest ein, das als 13. Deutsches Turnfest gezählt wird. Vier
Jahre nach dem ersten Weltkrieg betonte der ausrichtende Arbeiter Turn- und Sportbund vor
allem den internationalen Charakter der Veranstaltung. Aus elf Nationen nahmen Gäste
teil. Die Frauen waren in das Wettkampfprogramm integriert worden. Zum Programm zählten
unter anderem auch Fußball und Wassersport. Es sollten 32 Jahre bis zum nächsten großen
Turnfest an der Pleiße vergehen......
Die
Turn- und Sportfeste der DDR |
Sport war
für den Staat DDR Instrument der Politik und Leipzig spielte in dieser Strategie eine
große Rolle. 1950 wurde die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) gegründet, die
sich fortan durch die Ausbildung von Trainern und Sportlehrern weltweiten Ruf erwarb.
Sportler des gleichnamigen Sportclubs errangen zahlreiche internationale Erfolge.
Von 1954 bis 1956 wurde das
Zentralstadion gebaut, mit einem Fassungsvermögen von knapp 100.000 Zuschauern die
größte Sportarena in Deutschland. Das I. Deutsche Turn- und Sportfest im August 1954
erweckte die Turnfest-Traditionen der Messestadt zu neuem Leben.
Bis zum August 1987 fanden weitere sieben Turn- und Sportfeste statt. Im
Zentralstadion wurden dabei stets die Sportschau, ein Fußball-Länderspiel, eine
internationale Leichtathletik-Veranstaltung, sowie die
Abschlußveranstaltung
durchgeführt.
Ab 1977 fanden zeitgleich die zentralen Kinder- und Jugendspartakiaden in
Leipzig statt.
Ausblicke... |
Am 28. Januar 2000
erfolgte die Grundsteinlegung zum Neubau des Zentralstadions im Zusammenhang mit der
Bewerbung des Deutschen Fussballbundes für die Weltmeisterschaft im Jahre 2006.
Das dann umgebaute Zentralstadion soll bereits im Mai 2002
mit dem 31. Deutschen Turnfest wiedereröffnet werden.
Leipzig ist damit zum 12. Mal Gastgeberstadt eines Deutschen Turnfestes.
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