Von einer vergessenen Parade zur
tollen Gala -
8.000 Berliner begeistert vom Finale der 9-Städte-Tournee
... mittendrin ein Olympiasieger der Münchner Spiele 72
"The show must go on!". Sporthistoriker erinnern sich
ganz bestimmt dieses Satzes von Avery Brundage, dem IOC-Präsidenten, während der
Olympischen Spiele 1972 in München. Als er diesen sprach und die Familie des Weltsports
aufforderte, nach dem Massaker an der israelischen Mannschaft die olympischen Wettbewerbe
fortzusetzen, war Klaus Köste, Sieger im turnerischen Pferdsprung, bereits wieder zu
Hause.
Dieser Klaus Köste - einer von fünf deutschen Turn-Olympiasiegern nach
dem verheerenden zweiten Weltkrieg - saß am Sonntag unter den Zuschauern der
traditionellen DTB-Gala in der Berliner Max-Schmeling-Halle. "Diese Show war toll und
wird weitergehen. So etwas ähnliches wagten wir in der DDR in Cottbus auch einmal und es
war nicht ganz so einfach am Anfang..."
Horst Dauert, Mitglied des Präsidiums des DDR-Turnverbandes, Ende der fünfziger
Jahre Gasttrainer in Algerien, war für Ideen immer ansprechbar. Als sich die
Organisatoren des Turniers der Meister in Cottbus an ihn wandten, um eine ideelle
Unterstützung für eine in der DDR ungewöhnliche, weil kommerzielle Show-Veranstaltung,
half dieser den Lausitzern nach besten Kräften. Als alle Regiefäden geknüpft und
Sponsoren gefunden waren, wollte man starten.
Aus der Berliner Zentrale des DDR-Sports in der Storkower Straße kam es:
"Sofort stoppen, das finanzielle Risiko ist zu groß." Die Männer um OK-Chef
Günter Nowka überhörten die Befehle aus der Kommando-Zentrale und starteten ihre Show.
Sie wurde ein riesengroßer Erfolg auf allen Ebenen. Danach forderte der DTV seine
Prozente ein, weil er der Parade seine drei Buchstaben geliehen hatte...
Die traditionelle Show des DTB
führte am Sonntag zum Finale und zur neunten Station nach Berlin. 4000 km war der Tross
störungsfrei per Bus durchs größer gewordene Deutschland getourt - und hatte sein Ziel
im Prenzlauer Berg im früheren Osten gefunden. Überall wurde sie freundlich aufgenommen
und hatte in Berlin mit 8.000 Zuschauern ein tolles Finale. In diesem würdigen Rahmen
wurde der Deutsche Mehrkampfmeister 1999 Andreas
Wecker zum "Turner des Jahres" gekürt, und seine Berliner
SC-Kameradin Samira Jäger mit
gleichem Titel vom Hochleistungssport verabschiedet.
Höhepunkt des späten Nachmittags war der Auftritt der
Nationalmannschaft in der Rhythmischen Sportgymnastik. Deren Trainerin Carmen Weber hat
als "Republikflüchtling" noch vor dem Mauerfall in den Jahren danach viel
Kreativität aus dem alten DDR-Sport nun als Bundestrainerin in diese Gruppe eingebracht.
Bei den diesjährigen WM in Osaka/Japan waren die sechs Mädchen aus sechs deutschen
Städten (Berlin, Rehlingen, Bochum, Dahn, Leipzig, Halle) ausgezeichnete Fünfte geworden
und hatten sich für Sydney 2000 olympisch qualifiziert. Neben dem Wettkampf ist die Show
ihre große Liebe, in der "weiblichsten aller Sportarten", wie sie
einstimmig meinen.
Sieben der neun Stationen waren in den alten Bundesländern.
Zum Auftakt war man vor 3000 Zuschauern in der Messehalle 7 in Leipzig gestartet,
in der Turnfeststadt 2002. In deren vor kurzem benannter Liste Repräsentanten, die für
dieses gesamtdeutsche Turnfest werben, fehlen unverständlich für viele Fans die
international berühmtesten Leipziger Turner: Erika Zuchold und Klaus Köste.
Argument aus der DTB-Zentrale in Frankfurt am Main: "Die kennt doch keiner im
Westen." - Wie klein ist der doch bei dem Weltruhm der beiden ausgeschlossenen. (siehe NACHTRAG)
Erika wird in der Galerie Olympia 2000 in Sydney ihre Bilder ausstellen, Klaus
hatte zahlreiche Fans unlängst beim Blume-Turnfestival auf Gran Canaria begeistert, nicht
nur, weil er ins Kostüm von Turnvater Jahn gestiegen war....
(hjz/12.12.1999)
Nachtrag:
"Unbekannt im Westen...." oder hat man im
Westen keinen Durchblick...??! |
Bei der "k i c k e r "-Wahl
"Sportler des Jahrhunderts" im Oktober wurde Leipzigs einziger
Turn-Olympiasieger und 34facher "DDR-deutscher" Rekord-Meister Klaus Köste vom renommierten Sportmagazins hinter
Schwarzmann, Wecker und Bantz auf Rang 4 unter Deutschlands Jahrhundertturnern geführt
- v o r Gienger, Kroll und Brückner. Der zehnköpfigen kicker-Jury, u.a. mit
Dr.T.Bach (IOC), E.Hänggi (Sport Zürich), S.Heinrich (Eurosport), V. Rath (ARD),
Dr.J.Göhler, Jürgen Uhr (OTA), W.Uhrig (Chefredakteur kicker) ist wohl sicher keine
"Ost-lastigkeit" nachzusagen.
Zuchold:
Kreative Leipzigerin
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Erika Zuchold
als die erste Frau der Welt mit einem Flick-Flack auf dem Schwebebalken (1963) legt noch
heute Zeugnis von der Kreativität der weltweit berühmten Leipziger Turnschule ab und
ihre WM-Titel und Olympiamedaillen haben diese attraktive Frau und heutige Künstlerin
nicht nur in der Turnwelt berühmt gemacht...!
Beide Leipziger Weltklasse-Sportler wurden zwar für den Beirat, nicht aber als Turnfest-Botschafter für Leipzig 2002 nominiert...!
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Köste: Sprung-Olympiasieg
München 1972, ... im Westen
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- Wie ist Ihre Meinung zur Turnfest-Rolle von Erika Zuchold und
Klaus Köste?
Unwürdig einer Botschafterrolle für das Leipziger Turnfest...?!
- Ist es der "fragwürdige Bekanntheitsgrad..." oder
gibt es im Falle Köstes politische Argumente, die jedenfalls bislang nicht ausgesprochen
wurden...?
- Was aber ist es bei Erika Zuchold....reicht allein eine
ostdeutsche Biographie nicht aus zu Repräsentanz und Würde...?
10 Jahre nach der deutschen Einheit sollten auf solche
Fragen klare Antworten zu finden sein!
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