Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
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...wie weiter nach dem deutschen Olympia-Desaster 2000, Sydney:

Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
Eigenständigkeit im Verband - oder wieder "Hornberger Schiessen..."?

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(- von Jürgen Uhr, langjähriger OTA-Chefredakteur
- kurz vor den Olympischen Spielen ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz.

Nach dem Debakel unserer Turner in Australien bleibt nur festzustellen, dass der  Tiefpunkt noch nicht erreicht ist.

Leider hat sich meine Vorhersage nahezu bewahrheitet. Ich frohlocke nicht, es ist für mich eher ein Moment der mich  traurig stimmt. Die Turnerinnen erst gar nicht für Olympia qualifiziert, die Turner, Trampolinturner und Einzelgymnastinnen abgestürzt, lediglich die RSG-Gruppe konnte das Image des DTB ein wenig aufpolieren.

Rückerinnerung

Als Mitglied des TK Kunstturnen Männer (1984 - 1998) habe ich seit 1994 für eine Eigenständigkeit des Spitzensports im DTB gekämpft. Bereits in den 70er Jahren wurde intensiv über den Stellenwert des Spitzensports im DTB diskutiert. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Satzungsentwurf "Deutsche Vereinigung für Kunstturnen und Rhythmische Sportgymnastik" (DVKR) vom 27.1.1985, unterzeichnet von Rosemarie Napp, Ursula Hinz und Klaus Zschunke, sowie an meinen Entwurf  "Deutsches Olympisches Turnen" (DOT) vom Dezember 1996. Ein Gespräch mit mehreren für den Spitzensport im DTB Verantwortlichen am 25.8.1997 in Frankfurt war wohl nur dazu angetan, ein TK-Mitglied zu beruhigen.
Ich hatte mir in meinem Gedächtnisprotokoll später notiert
:

"Ein Teilnehmer hörte gar nicht zu, ein weiterer zeigte kein Interesse und eine Teilnehmerin wusste nicht, worum es ging. Das Gespräch ging aus wie das Hornberger Schießen. Man wird weiter in dem konzeptionslosen Verband vor sich hinwurschteln und mit ansehen müssen, wie alles den Bach hinunter geht. Der Hochleistungssport verschwindet im DTB in der Mittelmäßigkeit."
Ich hatte immer das Gefühl, es war ein Kampf gegen einen unbeweglichen und schwerfälligen Verbandsapparat. Noch immer hat man im Präsidium nicht begriffen,

  • dass man vor allem mit dem Spitzensport für den Gesamtverband werben muss!
    Noch immer hat man nicht begriffen,
  • dass der Spitzensport in einem Multiverband nur funktionieren kann, wenn er sich selbst verwaltet!.

Kaum etwas hat sich bewegt und die neue Struktur wird uns nicht weiter bringen sondern den Abwärtstrend eher beschleunigen. Dies war auch der Grund meines Rücktrittes aus dem TK Kunstturnen Männer im Jahre 1998. Ich habe mich damit zwar aus der Verantwortung geschlichen, aber ich wollte für den drohenden Untergang nicht mehr mit verantwortlich sein. Nun sind weitere wichtige Jahre verloren, die für einen Neuaufbau dringend erforderlich gewesen wären.

Veränderung!

Was mich vor allem bewogen hat diese kritischen Worte zu verfassen, ist die Aussage von Armin Baumert, die am 27.9.2000 in den Tageszeitungen zu lesen war:

  • "Es darf nicht sein, dass in den Sportverbänden 20 ehrenamtliche Landesfürsten über den Weg des Hochleistungssports entscheiden können. Die Spitzensportabteilungen müssen eigenständige Einheiten werden, die zwar noch dem Verband angehören, aber autonom arbeiten können."

Genau das hatte ich gefordert, genau in diese Richtung waren meine Vorschläge, war mein Konzept angelegt. Wenn wir nicht professioneller werden, wird der große Verband DTB bei den nächsten oder übernächsten Olympischen Spielen, wenn überhaupt, nur noch mit wenigen Teilnehmern am Start sein. Das Mutterland des Turnens an den Geräten, aus dem sich das olympische Kunstturnen entwickelt hat, stellt sich selbst ins Abseits. Wir suchen immer nur Ausreden. Jeder schiebt die Verantwortung auf andere. Keiner nimmt das Heft in die Hand.

Auch in einem demokratische geführten Verband kann im Bereich des Hochleistungssports nur einer das Sagen haben, der aber dann die Verantwortung zu tragen hat. Ich nehme an, dass das Debakel von Sydney auch im DTB zu Konsequenzen führt, eigentlich führen muss. Dabei denke ich nicht unbedingt an die Athleten.

Der Deutsche Turntag in Leipzig steht vor der Tür, dort wird ja sicherlich auch das Thema Olympische Spiele eine Rolle spielen. Ich hoffe, dass man sich nun endlich dafür einsetzt, dass der Hochleistungs- und Spitzensport in die Eigenständigkeit innerhalb des Verbandes geführt wird, wie sie die Turnerjugend sie Bestehen des DTB hat. Wer glaubt, diesen Bereich so führen zu können wie alle anderen DTB-Abteilungen, macht sich mit verantwortlich für den Untergang der Spitzensportarten im Deutschen Turner-Bund. Sollte dies jedoch gewollt sein, dann muss man diesen Bereich schnellstens aus dem Verband entlassen, damit er sich neu organisieren kann.

* Jürgen Uhr, OTA

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