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Rezension: "Das Chaos hat ein Ende" - Die Deutsche Turnliga (DTL) taucht mit einem neuen Konzept wie Phönix aus der Asche auf. Die Deutsche Turnliga lebt. Und sie ist vitaler als je zuvor...." Ein wenig euphorisch und aber auf alle Fälle wesentlich zu früh jubelt da der Autor schon über einen Zustand, der noch in der Zukunft liegt. Von "einer wundersamen Genesung" spricht da Reinhard Linder gar, wenn er vom neuen Ligasystem spricht....! Da sei zunächst doch noch ein wenig Vorsicht im Umgang mit den "neuen Pferden" angemahnt. Bei aller Zustimmung zu einer neuen, vereinfachenden Bewertungsform, die zweifellos in diesem Score-System liegen kann: Bevor nämlich die Idee tatsächlich umgesetzt und als tatsächlicher Erfolg gefeiert werden kann, ist die Hauptarbeit professioneller Umsetzung noch zu leisten. Eine Menge logistischer Probleme ist noch zu lösen. - Die moderne und digitale Datenerfassung, -verwertung und -präsentation ist noch völlig offen. Man fange da gar nicht erst wieder mit irgendwelchen Papptafeln an, für die unsere Sportart eh schon verrufen ist. Alle modernen visuellen und digitalisierten Systeme aber kosten Geld - dazu braucht man Partner, die muss man erst noch finden...! - Inhalt und Verpackung müssen eine kurzweilige, spannende und durchschaubare Einheit bilden, sprich: Ein Event-Styling muss her! Mit Bli-Bla-Blo-Informationen lockt man kein neues, vor allem junges Publikum in die Bundesliga-Hallen, und wegen alleiniger Veränderung des Bewertungsmodus.... pardon, aber damit werden künftig die Wettkampfhallen auch nicht gestürmt. Und ein wichtiger Fakt wird auch durch das neue Bewertungssystem, dass sich ja auf den Mannschaftskampf bezieht überhaupt nicht gelöst: - Das ist die Individualisierung der Leistung. Will man sich tatsächlich von der code-gerechten Punktvergabe, bzw. deren öffentlicher Verkündung trennen - wer aber ist dann der Beste am Gerät, an diesem Wettkampfag, in der Saison....? In erster Linie ist und bleibt nämlich das Gerätturnen eine Einzelsportart. Erst in zweiter Linie kann man die Individuen auch in Teams zusammen fassen. Und in erster Linie also müssen die Bundesligavereine ihre Bemühungen wesentlich verstärken, die Qualität ihres Produktes, also die individuelle Leistung des Einzelnen wesentlich zu erhöhen, und das ist nun mal die sportliche Leistung am Gerät, gemessen an der Weltspitze. Kein noch so spitzfinderischer Score wird das verdecken und verschleiern können. Kommen wieder Superleistungen aus deutschen Turnvereinen, die internationale Medaillen holen, werden wir auch wieder Stars haben, egal wie sie bewertet werden .< Deshalb ist die Ankündigung, dieses neue Mannschafts-Bewertungssystem mit einer individualen Leistungserfassung (eventuell mit einem Deutsches Turn-Ranglisten-System) zu koppeln, von außerordentlicher Bedeutung, und das ist nicht mit links gemacht, wenn es auch die Kompatibilität zur Außenwelt, sprich zu andere nationalen und internationalen Turnevents herstellen soll. Und vor allem geht es jetzt um die Einbettung solcher guten Ideen in ein gesamtes Medien- und Marketingkonzept, will man zur Erschließung äußerer Mittel entsprechend kompetente Partner finden, und genau das ist in seiner Komplexität noch immer nicht vorhanden. Hier müssen aber auch alle Vereine, die nach Veränderungen regelrecht schreien, aber auch voll mitziehen, und selbst das ist bei weitem noch längst nicht der Fall. Vorsicht also vor allzu frühem Jubel oder allzu revolutionären Attributen - selbst so manch klug angedachte Revolution ist an ihrer eigenen Komplexität kläglich gescheitert. Eckhard Herholz |
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