Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
Dez-2001

Zum Thema: Ausländer in der Bundesliga
- aus dem Gästebuch der Website der TG Saar

(von Paul Rupp, TG Saar

 

Zur Zeit wird ein Thema kontrovers diskutiert, nämlich der „Ausländeranteil“ unserer Mannschaft (TG Saar).
 Um die Sache etwas zu relativieren, möchte ich für die, die es nicht wissen können, die betreffenden Turner kurz vorstellen: SERGEJ CHARKOW lebt seit 1995 im Saarland, bekam 1998 die deutsche Staatsbürgerschaft und unterrichtet seit diesem Zeitpunkt als Sportlehrer an einer Grundschule in Saarbrücken. EVGENI SPIRIDONOW wechselte im August dieses Jahres von Tcheljabinsk (Russland) nach Saarbrücken und bekam als Kind deutscher Spätaussiedler sofort den deutschen Pass. Er wird voraussichtlich im kommenden Jahr seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr ableisten. Formal gesehen ist JURI KRJUKOW (23) also der einzige Ausländer im Team der TG Saar. Sicherlich bezieht sich die Kritik auch nicht generell auf die Verpflichtung ausländische Turner, sondern vielmehr um die Frage, ob man die Mannschaft verstärken soll oder nicht. Hierzu möchte ich mich im vollen Umfange der Meinung von Ulrich K. aus Münster anschließen, der das Thema kurz und prägnant auf den Punkt gebracht hat. Ein größeres Problem stellt für mich der Umgang mit den „ Turnern aus den eigenen Reihen „ - wie sie Steffi Rupp in ihrem Beitrag genannt hat - dar. Ihr Leistungsniveau kann, aufgrund ganz unterschiedlicher Förderungssysteme, nicht mit dem der ehemaligen Staatsprofis osteuropäischer Länder –hier schließe ich ausdrücklich auch die Spitzenturner der ehemaligen DDR mit ein – verglichen werden. Neben dem Training stehen sie noch in der Ausbildung, dem Studium oder dem Beruf ihren Mann. Wie gehen wir mit ihnen um? Wenn die Leistungsträger fit sind, bekommen diese Turner nur vereinzelte Wettkampfeinsätze und werden vom Publikum und den Medien kaum wahrgenommen. Ist einer, oder sogar mehrere der „Asse“ verletzt, sind die „eigenen“ dann plötzlich so wichtig, dass die Mannschaft ohne sie in den Abstiegsstrudel geraten kann. Auf der einen Seite werden sie dringend gebraucht, auf der anderen Seite stehen sie immer im Schatten der Spitzenathleten. Der Erfolg einer Ligamannschaft hängt also im entscheidenden Maße von der Motivation dieser Turner ab. Dies ist kein saarländisches Problem, es geht vielen anderen Teams auch so. Lösungsansätze sehe ich nur in einer grundsätzlichen Reform unseres Wettkampfsystems. Das Regelwerk muss so gestaltet werden, dass Leistungsunterschiede im Wettkampf kompensiert werden können, so wie es beispielsweise in Spielsportarten der Fall ist. Oder schießen in einer Fußball Bundesligamannschaft etwa nur die Nationalspieler Tore? Wenn wir in unseren Ligen die Schwierigkeitsanforderung der Übungen zugunsten der ästhetischen Ausführung vermindern, werden wir diesem Ziel schon ein Stück näher kommen. Zusätzlich sollten neue publikumsträchtige Wettkampfelemente in unser Regelwerk einfließen, mit denen auch „Spezialisten“ wertvolle Punkte zum Mannschaftsergebnis beitragen können. Diese Vorschläge und viele andere mehr wurden in der vergangenen Jahrestagung der DKLM diskutiert und von der Mehrheit der Vereine positiv aufgenommen. In einer Reformtagung der DKLM am 22.- bis 24. Februar 2002 in Saarbrücken sollen nun Entscheidungen fallen. Wichtigster Tagungspunkt ist die Frage: „Wie können wir unsere Wettkämpfe für Zuschauer und Medien interessanter machen und damit auch die Popularität unserer Sportart erhöhen?“ Vielleicht sollten wir dieses Thema auch einmal in unserem Gästebuch diskutieren? Euch allen, den Freunden und ausdrücklich auch den Kritikern unserer TG Saar, wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und ein gesundes erfolgreiches Jahr 2002. Paul Rupp, Vorsitzender im Freundes- und Förderverein der TG Saar.

Meinung von Ulrich K. Münster (10.Dezember im Gästebuch der TG Saar):
"Ich denke, die Leistungsdichte in der Turn-Bundesliga ist in den vergangenen Jahren so stark gestiegen, daß auch der TG Saar nichts anderes übrig bleibt, sich mit ausländischen Turnern zu verstärken. Fakt ist, daß mit nur einheimischen Turnen die Mannschaft in der ersten Bundesliga nicht bestehen kann - die Zeiten sind vorbei. Die Alternative wäre nicht nur der Abstieg aus der ersten Liga, sondern auch der in die völlige Bedeutungslosigkeit der Sportart an der Saar. Man sollte die Gelegenheit nutzen, um im fahrtwind der Erstliga-Mannschaft den eigenen Nachwuchs zu fördern..."

Steffi Rupp (10.Dezember im Gästebuch der TG Saar):

Hallo. Liebe Gruesse an die ganze Mannschaft und Glueckwunsch zum 6. Platz. Lasst die Koepfe nicht haengen man kann nicht alles auf einmal erreichen. Ich bin ueberzeugt dass jeder Erfolg seine Zeit braucht. Nur schade dass bei dem Unternehmen Deutscher Meister die Turner aus den eigenen Reihen keinen Platz mehr haben. Echt schade denn die ganze Zeit vorher als Not am Mann war waren sie zum Turnen noch gut genug. Wir werden alle sehen wie es in Zukunft mit der TG Saar weitergeht. Ich erinnere nur an die Mannschaft von Bremen.

- Source: Website der TG Saar -

Aktuelle Diskussion nach dem deutschen Turn-Disaster bei Olympia und
nach der Turn-WM 2001...:

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