11-Sep-2002:
thomas ottnad
Kunstturner vom TV Bühl in
der Badischen Oberliga schreibt:
"ich habe die letzten
meldungen rund ums aktuelle thema, ob der deutsche turnsport noch zu
retten ist gelesen und möchte euch meine meinung mitteilen....:
"...zum Umgang mit den Athleten... peinlich für den DTB
Dass
rainer hanschke als trainer der deutschen nationalmannschaft keine
leichte aufgabe hatte, ist angesichts der erreichten
platzierungen bei internationalen meisterschaften und den vom
verband erwarteten leistungen, keine besonderheit. mit einer
mannschaft, die froh sein muss, wenn sie unter die ersten zehn
kommt, sollen medaillen geholt werden - wirklich keine leichte
aufgabe für einen trainer.
folglich ist es fast schon logisch, dass er sich etliche gedanken macht, wie er das gesamte leistungspotential, dass in dieser mannschaft liegt, steigern will. aber, ob der weg, den er versucht hatte einzuschlagen, der richtige ist, ist für mich mehr als fraglich. wie soll eine konzentration auf die beiden leistungszentren aussehen? will hanschke die jungs nur noch dort trainieren lassen? mit welchen trainern? dass die turner auf solch einen vorschlag nicht freundlich reagieren, darf keine überraschung sein. wenn ich zu hause gut trainieren kann, mit meinen kumpels aus meinem verein und vor allem mit meinem trainer und dort so gut trainiere, dass es für die deutsche nationalmannschaft reicht, dann will ich nicht unbedingt in eine andere stadt umziehen, damit ich dort trainieren kann, nur weil es der verbandsspitze spaß macht, wenn ich auf die anderen gehetzt werde. man sollte sich gedanken über die situation der turner machen, die da wo sie wohnen auch wohnen wollen.
wir haben nicht die verhältnisse
wie in china (oder auch japan, südkorea, USA, russland, rumänien...).
dort haben die spitzenturner aber auch andere zukunftsperspektiven
nach ihrer aktiven laufbahn. wer dort im nationaltrikot turnt, der
hat es geschafft. also ordnet er seinem sportlichen erfolg alles
andere unter. was der verband macht, ist pflicht, ansonsten hast
du keine chance. aber im gegensatz zu deutschland kann sich das
china leisten. schließlich haben die dort wesentlich mehr turner
mit ambitionen auf medaillen bei internationalen turnieren. wenn
man sich die letzten weltmeisterschaften anschaut, bei denen china
mit einem juniorenteam, das wennn überhaupt der zweiten
garde entspricht, angetreten ist und dazu auch noch erfolgreich
war, muss man einsehen, dass china und deutschland durchaus
unterschiedlich sind.
und genau deswegen sollte
der verband auch mit seinen spitzenturnern anders umgehen. im
prinzip müssten die wünsche der turner und ihre vorstellungen,
wie sie ihr leistungspotential steigern könnten, eher beachtet
werden oder zumindest eine größere bedeutung haben als bisher.
wenn man sich in deutschland aber denkt, man suspendiert vier
deutsche turner, weil sie sich gegen entscheidungen wehren wollen,
die über ihre köpfe hinweg gefällt werden, dann tut es mir
leid. ich kann diese handlungsweise nicht nachvollziehen. wenn die
turner betrunken das "image" des DTB geschädigt hätten
oder sonst etwas derartiges "rufschädigendes" gemacht hätten,
würde ich eine entsprechende reaktion seitens des verbands
verstehen, aber so?? keine chance - was da passiert ist mehr als
peinlich für den DTB!!
das verhalten der turner
hingegen kann ich völlig verstehen.
mit freundlichen grüßen,
thomas ottnad
Kunstturner vom TV Bühl in der
Badischen Oberliga
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Backnang,
12-Sep-2002: " ... und nicht in diesem Ton!" Lieber Thomas Ottnad, liebe Leser Peinlich für den DTB, das ist die richtige Formulierung zu diesem Vorgang! Auch ich möchte hier an dieser Stelle zu den Äußerungen von Eduard Friedrich Stellung nehmen: es ist für mich erschreckend, mit welcher Arroganz Verantwortliche des DTB über mündige Turner und Vertreter der Deutschen Nationalmannschaft verfügen. So kann man doch mit jungen Menschen, die seit Kindesbeinen an für die Sache und für die jeweiligen Verbände trainieren und turnen ( jeder Verband lebt am Ende von solchen Athleten ) nicht umgehen. Leider ist es in Deutschland so, dass man von der Turnerei nicht reich werden kann. So muss sich jeder, logischerweise, nach einem zweiten Standbein suchen. Und solche Zweitkarrieren können und dürfen nicht kaputt gemacht werden. Wo bleibt hier die Menschlichkeit? Ich bin zwar nur eine popelige Trainerin eines Oberliga-Vereins, doch für mich sind Ehrlichkeit und Menschlichkeit ein oberstes Gebot. Dies vermisse ich bei den Verantwortlichen und wünsche mir und den Athleten für die Zukunft eine bessere Basis des Zusammenarbeitens. Denn im Grunde wollen wir alle das Gleiche: - Erfolg, ......aber um jeden Preis....? - und nicht in diesem Ton! Claudia Krimmer, TSG Backnang |
Aktuelle Diskussion nach dem
deutschen Turn-Disaster bei Olympia und |
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Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...? |