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"Wir
sind keine Insel der Seeligen!
Manfred
Freiherr von Richthofen wird
sich erneut zur Wahl als Präsident des DSB stellen. Beim Jour
Fixe des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (Sektion
Berlin-Brandenburg) äußerte er sich zu Entwicklungsproblemen
des deutschen Sports und in großer Ausführlichkeit und mit
hoher Sachkenntnis zum aktuellen „Turnerstreit“. |
„Es kann heute nicht
mehr gefordert und gesagt werden, es muss alles so bleiben wie es war.
Es muss heute gewichtet werden – bis hin zum Verzicht. Das ist das Schwierigste....
Nehmen wir das aktuelle Beispiel Deutscher
Turner-Bund: Das Turnen ist eine Sportart mit Tradition und
Verpflichtung in Deutschland. In der DDR noch länger als im Westen. Nun
hat Eduard Friedrich als ehemaliger DDR-Flüchtling, so sagen
Leute heute, das Handtuch geworfen. Er hatte Erfolg als Bundestrainer
Turnen, als Direktor des Bundes-Ausschusses Leistungssport, als Leiter
eines Olympiastützpunktes. Er ist, das weiß ich, ruppig, ist
provozierend. Gott sei Dank gibt es solche Leute. Der hat nun ein
Konzept entwickelt, eine Konzentration an zwei Standorten vorzunehmen…
Der DSB kann nicht mehr sechs Stützpunkte finanzieren. Das Turnen ist
eine Sportart, wo konzentriert werden muss. Das muss allen Landesverbänden
gesagt werden. Ein Spitzenturner muss entweder nach Berlin oder nach
Stuttgart. Was war die Folge? Einige Landesverbände provozierten den
Aufstand. Ihr Argument: wir lassen uns von Friedrich nichts in diesem
Ton vorschreiben.
Doch der Schuss ging bekanntlich nach hinten los.....
Wir
werden im deutschen Sport künftig stärker gewichten müssen.
Und es steht das Problem, künftig auch die nichtolympischen
Sportarten besser zu fördern. Es hat viele unangenehme Briefe
auch an mich gegeben.“
Soweit das Statement im Zeilenraffer, das DSB-Präsident Manfred
Freiherr von Richthofen auf dem Jour Fixe der
Berlin-Brandenburger Sportjournalisten am Montag (14.10.02),
zum Problem des „Turnerstreites“ abgab. Doch er hat noch ein
paar andere markante Sätze gesagt, die nicht nur an die Adresse
der Turner gerichtet waren,
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Manfred von
Richthofen zum Jour Fixe
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- so
zum Beispiel:
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Wir werden mit der Ausbildung
des Nachwuchses im Leistungssport Probleme haben, wenn er
nicht in Eliteschulen des Sports die Möglichkeit hat, gezielt und
ohne Probleme zu trainieren.
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Eine Verkleinerung
der Bundeswehr würde auch unser Kontingent Sportsoldaten
reduzieren. Das würde zu neuen Diskussionen in Fragen der Förderung
führen.
Wir stehen vor größeren Umstrukturierungen in vielen Verbänden,
auch in der Auseinandersetzung mit dem Berufssport. Der hat heute
bezahlte Präsidenten und anderes. Ich weiß
nicht, ob Verbände mit Millionenmitgliedern oder auch nur mit
100.000 Mitgliedern künftig noch durch Ehrenamtliche geführt
werden können. Vor dieser Diskussion haben kleine und
mittlere Verbände Angst, die sich keine hauptamtlichen Vorstände
leisten könnten.
-
Es gibt immer noch
Präsidien von Sportverbänden in Deutschland, in denen keine Frauen
Sitz und Stimme haben. Es gibt aber auch Verbände, die auf pari
pari achten.
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Wir
sind keine Insel der Seeligen:
Wenn bestimmte Auflagen nicht erfüllt
werden, wird es zu deutlichen Beschneidungen der Mittelzufuhr kommen!
Ich hoffe, dass die Turner noch zur Vernunft kommen. Das Friedrich-
Konzept ist für mich mit ein oder zwei Änderungen machbar. Das
Problem des Turnens haben wir auch in anderen Sportverbänden. Es
wird nicht mehr künftig acht Turner mit acht Zentren geben. Wir
werden weiter den Nachwuchs fördern, aber bei
fehlender Leistung nicht mehr die Spitze!!
-
Ein ganz wichtiges
Problem ist die Qualifikation der
Nachwuchs-Trainer. Viele der besten Trainer wären beim
Nachwuchs besser aufgehoben. Denn in dieser Entwicklungsphase wird
die Weltspitze für morgen vorbereitet. Nach der Junioren-Zeit
verschwinden zu viele Spitzenleute. Das muss wohl am System liegen.
Wir sind im Jugend- und Juniorenbereich sensationell. Doch dann sind
sie weg…
(Jour Fixe-Notizen von
GYMmedia-Korrespondent Hans-Jürgen Zeume) |