"Herrschsucht und
Erpressungen stürzen den DTB in tiefe Krise

Andreas Dietz (li)
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Deutscher Vizemeister Sprung 2000 in Albstadt hinter Rene
Tschernitschek, vor Stefan Zapf
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Die aktuellen Entwicklungen bewegen auch mich dazu, das Geschehen zu kommentieren. Es stimmt
mich traurig, wenn ich zusehen muss, wie unser Turnsport
von einzelnen Personen immer weiter in die Krise gerissen wird. Ich
habe selbst viele Jahre lang an der Seite einiger Leistungsträger um Höchstleistungen gekämpft
und weiß, wie hart sie trainieren. In Anbetracht dessen, was sie
an Mühen auf sich nehmen und welchen Nutzen sie daraus heute und in Zukunft ziehen
können, muss man vor diesen Jungs den Hut ziehen. Im DTB
passiert im Moment leider das komplette Gegenteil.
Zum Zitat des Herrn
Eduard Friedrich (Süddt.
Ztg. vom 4.9.02): "Das ist doch eine uralte Regel. Nichts ist der
Leistung zuträglicher, als die
besten Leute aufeinander zu hetzen - und zwar Tag für Tag."
Diese Regel greift an
dieser Stelle
absolut nicht, weil das Konzept durchweg abgelehnt wird. |
Es ist entweder von vorn herein
zum Scheitern verurteilt oder wird aufgrund der fehlenden
Akzeptanz bei weitem nicht die erhofften (und ohnehin von vielen in Frage gestellten)
Ergebnisse erbringen.
Am zuträglichsten für bessere Leistungen sind immer noch hoch
motivierte, gesunde
Sportler und Trainer in einem funktionierenden Umfeld. Und dazu
gehört weit mehr als
Konkurrenz und Wettbewerb.
Mein Kommentar zur
Person Rainer Hanschkes:
Er
hatte nach der Olympia-Enttäuschung (Platz zehn) einen Pädagogen ins
Team bestellt; er arbeitete
mit Mental-Trainern zusammen; er führte einen Trainerrat
ein, um zu demokratischen Beschlüssen zu gelangen....." So weit so gut. Und was hat
er / haben sie daraus gelernt? Von demokratischen
Beschlüssen kann ja wohl bei einer solche Top-down-Entscheidung keine
Rede sein. Hier sieht man totalitäre und herrschsüchtige
Machenschaften, die ihres gleichen suchen. Mit Erpressung wird
versucht, die Sportler und Trainer zum Einlenken zu bewegen. Sie
sollen sich in
ein Konzept fügen, das sie für falsch, ja sogar für schädlich für
die weitere Entwicklung des Turnsports
in Deutschland halten. Wie ich es selbst schon in meiner
Laufbahn erleben musste, wird den Turnern wieder mal keine eigene
Meinung, keine Mündigkeit
zugestanden. Bemerkungen der DTB-Spitze wie
"...ihr seid doch nur von euern Trainern beeinflusst
worden..." etc. zeigen, wie
viel Vertrauen die Herren in ihre Schützlinge haben. Von den oben
erwähnten Mental-Trainern und Pädagogen hätte man doch lernen
müssen, wie man
mit seinen Leistungsträgern umzugehen hat. Nur in einer kooperativen
und auf
Vertrauen basierenden Atmosphäre können Spitzenleistungen gedeihen,
die der deutsche Turnsport so dringend benötigt. Man muss dem Treiben
der DTB-Funktionäre fast schon Sabotage unterstellen, wenn man sieht
und hört, was
hier passiert. Aussagen des Herrn Friedrich "...ich brauche keine
WM-Medaille, ich habe meine
Rente..." unterstreichen dies.
In anderen Sportarten wären die
verantwortlichen Funktionäre bei den Entwicklungen der letzten Jahre
schon längst ausgetauscht worden. Im DTB sonnt man sich in den
(spärlich vorhandenen) Erfolgen oder wälzt die Schuld bei
Misserfolgen immer wieder auf Turner und Trainer ab. Besonders
interessant finde ich auch die Meldung vom letzten Wochenende in der
Berliner Zeitung: 'Im Streit um die Konzentrierung der besten deutschen
Kunstturner an zwei Stützpunkten lenkte der Deutsche Turner-Bund
(DTB) am Wochenende ein. Bei einer Präsidiumssitzung in Berlin ...
wurde den anwesenden Aktiven finanzielle Hilfe im Fall eines Umzugs
angeboten. Der Verband will an den Stützpunkten Berlin und Stuttgart
Wohngemeinschaften einrichten und den betroffenen Athleten
Umzugszuschüsse zahlen' (Zitat Ende):
Also
hatte
man ursprünglich von den
Athleten und Trainern diesen tiefen Einschnitt ohne jeden finanziellen
Ausgleich gefordert. Erst bei einer Präsidiumssitzung kamen dann die
Herren darauf, dass ein eventueller Umzug der Betroffenen auch
finanzielle Belastungen mit sich bringen könnte....?
Da fällt mir nicht
mehr viel ein außer Kopfschütteln. Ob die Einrichtung von
Wohngemeinschaften das soziale Umfeld bietet, das ein
Leistungssportler unter hohem körperlichen und zum Teil emotionalen
Stress benötigt, würde ich bezweifeln. Im Falle von Problemen
können sie ja dann das Dr. Sommer Team anrufen!
Das Vertrauen
in den DTB existiert jedenfalls nicht mehr.
In der Hoffnung auf eine
einvernehmliche und vernünftige Lösung des Problems
Andreas Dietz,
ehemaliger Kaderturner des DTB.