Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
13-SEP-2002

Mündige Athleten - Wortmeldung von:

Andreas Dietz
- ehemaliger Kaderturner des DTB -
"Herrschsucht und Erpressungen stürzen den DTB in tiefe Krise...!"

 
"Herrschsucht und Erpressungen stürzen den DTB in tiefe Krise


Andreas Dietz (li) - Deutscher Vizemeister Sprung 2000 in Albstadt hinter Rene Tschernitschek, vor Stefan Zapf

Die aktuellen Entwicklungen bewegen auch mich dazu, das Geschehen zu kommentieren. Es stimmt mich traurig, wenn ich zusehen muss, wie unser Turnsport von einzelnen Personen immer weiter in die Krise gerissen wird. Ich habe selbst viele Jahre lang an der Seite einiger Leistungsträger um Höchstleistungen gekämpft und weiß, wie hart sie trainieren. In Anbetracht  dessen, was sie an Mühen auf sich nehmen und welchen Nutzen sie daraus heute und in Zukunft ziehen können, muss man vor diesen Jungs den Hut ziehen. Im DTB passiert im Moment leider das komplette Gegenteil.

Zum Zitat des Herrn Eduard Friedrich (Süddt. Ztg. vom 4.9.02): "Das ist doch eine uralte Regel. Nichts ist der Leistung zuträglicher, als die besten Leute aufeinander zu hetzen - und zwar Tag für Tag." Diese Regel greift an dieser Stelle absolut nicht, weil das Konzept durchweg abgelehnt wird.

Es ist entweder von vorn herein zum Scheitern verurteilt oder wird aufgrund der fehlenden Akzeptanz bei weitem nicht die erhofften (und ohnehin von vielen in Frage gestellten) Ergebnisse erbringen.
Am zuträglichsten für bessere Leistungen sind immer noch hoch motivierte, gesunde Sportler und Trainer in einem funktionierenden Umfeld.
Und dazu gehört weit mehr als Konkurrenz und Wettbewerb.

Mein Kommentar zur Person Rainer Hanschkes:
Er hatte nach der Olympia-Enttäuschung (Platz zehn) einen Pädagogen ins
Team bestellt; er arbeitete mit Mental-Trainern zusammen; er führte einen Trainerrat ein, um zu demokratischen Beschlüssen zu gelangen....." So weit so gut. Und was hat er / haben sie daraus gelernt? Von demokratischen Beschlüssen kann ja wohl bei einer solche Top-down-Entscheidung keine Rede sein. Hier sieht man totalitäre und herrschsüchtige Machenschaften, die ihres gleichen suchen. Mit Erpressung wird versucht, die Sportler und Trainer zum Einlenken zu bewegen. Sie sollen sich in ein Konzept fügen, das sie für falsch, ja sogar für schädlich für die weitere Entwicklung des Turnsports in Deutschland halten. Wie ich es selbst schon in meiner Laufbahn erleben musste, wird den Turnern wieder mal keine eigene Meinung, keine Mündigkeit zugestanden. Bemerkungen der DTB-Spitze wie  "...ihr seid doch nur von euern Trainern beeinflusst worden..." etc. zeigen, wie viel Vertrauen die Herren in ihre Schützlinge haben. Von den oben erwähnten Mental-Trainern und Pädagogen hätte man doch lernen müssen, wie man mit seinen Leistungsträgern umzugehen hat. Nur in einer kooperativen und auf Vertrauen basierenden Atmosphäre können Spitzenleistungen gedeihen, die der deutsche Turnsport so dringend benötigt. Man muss dem Treiben der DTB-Funktionäre fast schon Sabotage unterstellen, wenn man sieht und hört, was hier passiert. Aussagen des Herrn Friedrich
"...ich brauche keine WM-Medaille, ich habe meine Rente..." unterstreichen dies.
In anderen Sportarten wären die verantwortlichen Funktionäre bei den Entwicklungen der letzten Jahre schon längst ausgetauscht worden. Im DTB sonnt man sich in den (spärlich vorhandenen) Erfolgen oder wälzt die Schuld bei Misserfolgen immer wieder auf Turner und Trainer ab.
Besonders interessant finde ich auch die Meldung vom letzten Wochenende in der Berliner Zeitung: 'Im Streit um die Konzentrierung der besten deutschen Kunstturner an zwei Stützpunkten lenkte der Deutsche Turner-Bund (DTB) am Wochenende ein. Bei einer Präsidiumssitzung in Berlin ... wurde den anwesenden Aktiven finanzielle Hilfe im Fall eines Umzugs angeboten. Der Verband will an den Stützpunkten Berlin und Stuttgart Wohngemeinschaften einrichten und den betroffenen Athleten Umzugszuschüsse zahlen' (Zitat Ende):
Also hatte man ursprünglich von den Athleten und Trainern diesen tiefen Einschnitt ohne jeden finanziellen Ausgleich gefordert. Erst bei einer Präsidiumssitzung kamen dann die Herren darauf, dass ein eventueller Umzug der Betroffenen auch finanzielle Belastungen mit sich bringen könnte....?
Da fällt mir nicht mehr viel ein außer Kopfschütteln. Ob die Einrichtung von Wohngemeinschaften das soziale Umfeld bietet, das ein Leistungssportler unter hohem körperlichen und zum Teil emotionalen Stress benötigt, würde ich bezweifeln. Im Falle von Problemen können sie ja dann das Dr. Sommer Team anrufen!
Das Vertrauen in den DTB existiert jedenfalls nicht mehr.

In der Hoffnung auf eine einvernehmliche und vernünftige Lösung des Problems

 Andreas Dietz,
 ehemaliger Kaderturner des DTB.

- gymmedia -

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