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Berlin - "Satte"
Athleten, unprofessionelles Management in den Verbänden und "schräge Vögel",
die deutsche Stars vom Erfolgskurs abbringen. Diese Gründe hat Armin Baumert, der Leistungssport- Direktor des Deutschen Sportbundes (DSB),
als Ursachen des teilweise unbefriedigenden Abschneidens des deutschen Olympia-Teams in
Sydney ausgemacht. "Dennoch ist das tiefe, schwarze Loch, in das uns Alex Leipold
gerissen hat, viel größer als die vielen kleinen Pannen der ersten Olympia-Woche",
erklärte Baumert bei einer Bilanz-Veranstaltung des Verbandes der Sportjournalisten in
Berlin.
"Menschlich maßlos enttäuscht"
Die Doping-Affäre um den deutschen Ringer-Olympiasieger bringe "den Wagen
Leistungssport gehörig ins Schlingern, und wir hoffen nur, dass er nicht entgleist",
sagte der DSB-Funktionär. Er sei "menschlich maßlos enttäuscht" und folgerte,
dass man nun in Deutschland "an der Wand" steht, wenn man sich im
Anti-Doping-Kampf engagiere.
Schützen und Schwimmer große Enttäuschungen
Die olympische Bilanz vor dem Fall Leipold sei so schlecht nicht gewesen. Das deutsche
Team habe nicht wie Australien das Konzept "Go for Gold" vertreten, und neben
den 57 Medaillen auch die Zielstellung mit den vielen Platzierungen zwischen vier und zehn
erfüllt. "Ein heißer Herbst wird im DSB nicht stattfinden", kündigte er an.
Von großen Enttäuschungen sprach Baumert im Falle der Schützen und Schwimmer. "Wir
brauchen keine neuen Rahmenkonzepte, aber Reformen im Detail", folgerte er und übte
Kritik an überholten Personalkonzepten deutscher Fachverbände.
Mit einigen Funktionären deutscher Sport nicht konkurrenzfähig
"Hier sind Defizite seit Jahren fortgeschleppt worden. Wenn man spürt, was es dort
für Abstimmungsprobleme gibt, sträuben sich einem die Haare", meinte der
Leistungssport-Direktor. Es gebe in Verbänden Sportdirektoren, die "nur in der Lage
sind, Reisen rund um die Welt zu organisieren". Mit solchen Leuten sei der deutsche
Sport nicht konkurrenzfähig, sagte Baumert, wollte aber keine Namen oder Verbände
konkret benennen. Die Verbände müssten künftig die Personalkonzepte "durch D-Mark
beeinflussen", so Baumert.
"Die ganze Krux lässt sich an Personen festmachen"
Als weiteren Reform-Punkt machte Baumert die Professionalisierung des hauptamtlichen
Apparats fest. "Ehrenamtliche dürfen nicht ständig in laufende Prozesse
hereinreden." Wenn sich Ehrenamtliche nur mit ihren Frauen Vorort zeigten, weit
weg vom Athleten, sei das wenig förderlich. "Die ganze Krux lässt sich an Personen
festmachen". Die Konzepte sollten aber sozial verträglich und mit
Fingerspitzengefühl durchgesetzt werden.
"Manager und andere schräge Vögel"
Auf heftige Reaktionen stieß bei Baumert das Wirken von "Managern und anderen
schrägen Vögeln" im Umfeld der Athleten, die in Sydney den Fachkräften das Leben
schwer machten. "Selbst vor dem Deutschen Haus standen die Greifer, die die Stars in
alle Himmelsrichtungen verteilten." Es sei ihm unbegreiflich, dass Verantwortliche
des Schwimmverbandes beklagten, dass Athleten bestimmen, was die Trainer machen sollen.
"Es darf künftig nicht mehr passieren, dass zum Zeitpunkt zentraler Trainingslager
Athleten von sich aus entscheiden, eine eigene Vorbereitung in Florida zu
bestreiten", erklärte Baumert.
"Über System der Sporthilfe muss nachgedacht werden"
Ein Grund für Misserfolge ist nach eine Studie des Bundesinstituts für Sportwissenschaft
auch, dass für viele Sportler die Rahmenbedingungen zu zeitig zu gut, die Athleten somit
"satt" sind und nicht in der Weltspitze ankommen. "Die Athleten
werden teilweise zugeschüttet, über das System der Sporthilfe muss nachgedacht werden.
3700 Kader sind von der Sporthilfe künftig nicht mehr finanzierbar", ist sich
Baumert sicher. |