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Andreas
Aguilar
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"Dieser
unerfreuliche Konflikt zwischen Funktionären und Aktiven ist so
alt wie der Sport selbst. Beide Seiten haben mitunter recht
unterschiedliche Vorstellungen darüber, was im Sport zu Erfolgen
führt.
In der Regel funktioniert
die Zusammenarbeit und man zieht gemeinsam an einem Strang - im
Falle Eduard Friedrich leider nicht!
Meinungsverschiedenheiten können schon mal vorkommen. Wichtig ist
nur wie man mit ihnen umgeht. Es gibt eine sehr sichere Methode um
zu überprüfen ob ein Mensch eine soziale Kompetenz hat oder
nicht: Man gibt ihm Macht und beobachtet anschließend, was er
damit anfängt. Nutzt er die Macht für oder gegen das Gemeinwohl? |
Ich habe Respekt
vor unserem Bundestrainer Rainer Hanschke, der erkannt hatte, dass
er die Zentralisierung nicht gegen den Willen aller Athleten durchsetzen
kann. Konsequenterweise trat er zurück. Eduard
Friedrich ist aber von ganz anderem
Schlag: Hier ein paar Aussagen, die er Kraft seines Amtes gegen kooperationsunwillige
Turner und Trainer einsetzt: (Quelle: siehe NTB-Rücktrittsforderung vom
12.9.2002)
>1. Es kann sich jeder an fünf Fingern abzählen, dass
Bundesstützpunkte, die sich nicht an der Zentralisierung beteiligen,
zuerst dran glauben werden.
>2. Wir reden nicht darüber, ob wir die Zentralisierung machen,
sondern wir machen sie.
>3. Auf die Frage eines Aktiven, ob Herr Friedrich ihn erpressen
will: Wir haben ganz andere Möglichkeiten, Euch zu erpressen.
>4. Lehnen die Aktiven die Zentralisierung ab, werden nicht nur die
Stützpunkte geschlossen, sondern auch die finanzielle Unterstützung
der Stützpunkte und der Trainer eingestellt. Etwaige bauliche
Maßnahmen werden nicht mehr vorgenommen. Sollten sich die Aktiven für
die Zentralisierung entscheiden, werden die Stützpunkte sicherlich
erhalten bleiben.
>5. Das Soziale lassen wir erst einmal weg.
Soweit zu seiner sozialen Kompetenz. Diese Dallas- und Denver-Methoden
kann man vielleicht als Manager im knallharten Geschäftsleben
einsetzen. Als Sportfunktionär sollte man aber eine gewisse moralische
Vorbildfunktion erfüllen. Sport und Fairness müssen eine Einheit
bilden - nicht nur bei Aktiven, auch bei Funktionären! Ohne diese
Ethik ist der gesamte Sport verloren!
Bei dieser
Sachlage ist es für mich unvorstellbar, dass Eduard Friedrich
Vize-Präsident des DTB bleibt. Wenn ich allerdings die Pressemitteilung
des DTB lese, dann erkennt man ganz massive Rettungsversuche vom
DTB-Präsidenten.
U. a. steht dort:
> "...Im Zuge der Planungen
... war es ... zu Irritationen gekommen."
Eine wirklich nette Umschreibung für die "Welle der
Empörung", die Eduard Friedrich ausgelöst hat.
> "...Diese sind nach eingehenden Gesprächen ... mit den
betroffenen Turnern, den beteiligten Stützpunkten und
Landesturnverbänden weitgehend ausgeräumt." ...??
Kann das irgendjemand bestätigen? Soweit ich weiß, ist noch gar
nichts ausgeräumt.
> “Das fachliche Konzept ist im Grundsatz nicht umstritten³, so
DTB-Präsident Rainer Brechtken, “es geht dem Landesturnverband um die
Form der Vorgehensweise des zuständigen Vizepräsidenten.
Dies ist der
hinterhältigste Teil der DTB-Erklärung!
Gerade das fachliche Konzept der
Zentralisierung ist umstritten und gescheitert! Ich vermute, dass dieser
Satz Eduard Friedrich zumindest fachlich auf sicheren Boden stellen
soll, denn dann lässt sich das Problem auf seine skandalöse
Vorgehensweise reduzieren. Zwischen den Zeilen erkennen wir aber ganz
deutlich: Der DTB versucht seinen Vize-Präsidenten zu retten! Und so
sieht die DTB-Argumentationskette aus:
1.)
Fachlich hat Eduard Friedrich absolut recht,
2.) nur leider hat er seine Wünsche ein wenig ungeschickt formuliert,
3.)
wodurch sich wiederum übertrieben empfindliche Gemüter/Turner auf die
Füße getreten fühlen könnten.
Liebe Athen-Turner,
wollt Ihr Euch das bieten lassen? Wollt ihr dazu schweigen?
Wenn Ihr Eduard
Friedrich wirklich loswerden wollt, dann rate ich Euch JETZT
Eure Meinung zu sagen! Viele haben ihre Meinung geäußert, nur
leider zu wenig direkt Betroffene.
EINE (!) Aussage von Mannschaftskapitän reicht jetzt nicht mehr aus!
Ihr müsst zeigen, dass I h r
die Mehrheit seid.
Beim Deutschen Turntag könnt Ihr nicht wählen und fragen wird Euch
auch niemand. Diejenigen, die über Eduard Friedrich entscheiden sollen,
werden sich auch hier in diesem GYMforum Ihre Meinung bilden. Da zählt
also hier jede Aussage und je mehr sich äußern umso klarer wird, dass
Eduard Friedrich sich längst isoliert hat - und nur das kann ihn
stürzen.
Meine
persönliche Meinung und letztlich auch der Grund, warum ich
mich äußern möchte:
Es bringt mich einfach "auf die Palme", dass man sich
nach der Wende 10 Jahre lang entspannt zurücklegte und nur noch
die Früchte des DDR-Arbeit genoss. Man hat schlichtweg die
Arbeit eingestellt und wichtige strukturelle Veränderungen, die
nötig gewesen wären um da Niveau zu halten, fahrlässig
unterlassen. Es ist, als wenn man eine Riesen-Erbschaft
"versoffen" hätte. Jetzt, wo nichts mehr bleibt, holt
man zweifelhafte Zentralisierungskonzepte aus der Schublade um
mehr Kontrolle über die Motivation der Turner zu haben. |
Aguilar in action!
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Wer sich weigert,
wird als bequem abgestempelt. Ich
finde es schlicht und ergreifend eine Sauerei, wie hier versucht wird, die
aus den eigenen Versäumnissen resultierenden Probleme auf die Sportler
abzuwälzen. Wer mehr oder weniger unendgeldlich 30 Stunden
pro Woche trainiert, sollte über alle Zweifel erhaben sein.
Vergessen wir nicht: Für das, was
wir den Turnern zu bieten haben, haben wir
genau die entsprechende Gegenleistung erhalten! Nicht mehr, aber auch
nicht weniger!
Mit
sportlichen Grüßen
Andreas Aguilar
Ehemaliger Deutscher Meister
Ex-Ringe-Weltmeister (Stuttgart 1989)
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