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EM Nachlese:           Ergänzungen zur EM-Analyse von Frau Dr. Petra Theiss

 Frau Dr. Theiss hat in ihrer EM Anlayse die Leistungsentwicklung der deutschen Turnerinnen positiv gewürdigt. Im Hinblick auf das Vorhaben, die bei der WM erturnten 2 Startplätze für Sydney doch noch zu besetzen, nachstehend noch einige Ergänzungen zu den Ausführungen von Frau Dr. Theiss.

Zum Mannschaftswettbewerb
Zunächst eine Vorbemerkung:  Argumentationen der Kategorie „hätte, wenn, wäre„verstellen im Hinblick auf Platzierungen zumeist den Blick auf Tatsachen, da in der Regel nur die eigene „Konjunktiv-Komponente„  berücksichtigt wird, und außer acht gelassen wird, dass „hätte, wenn, wäre„  bei konsequenter Anwendung auch für andere Gültigkeit hätte.   Im Falle der EM wird es  unseren Turnerinnen nicht gerecht. Festzuhalten sind nachstehende Ergebnisse im Vergleich zu 1998.

   1998 2000
   Land Punkte

Diff.zu GER

Land Punkte Diff zu GER
1. ROM 115,939 8,712 RUS 115,750 5,847
2. RUS 112,72 5,493 UKR 115,302 5,399
3. UKR 112,632 5,405 ROM 114,703 4,8
4. FRA 112,277 5,05 ESP 112,808 2,905
5. ESP 110,782 3,555 ITA 111,655 1,752
6. ITA 110,765 3,448 FRA 111,097 1,194
7. HUN 110,214 2,987 GBR 110,482 0,579
8. BLR 109,747 2,52 BLR 110,277 0,374
9. GBR 108,009 0,78 GER 109,903
10. GER 107,227        

 Aus der Tabelle geht hervor, dass sich unsere Mannschaft zwar „nur„ um einen Platz ver­bessert hat. Bei genauem Betrachten ist jedoch festzustellen, dass sich die DTB-Mannschaft doch erheblich qualitativ verbessert hat. Platz 1 ist hinsichtlich der Punktzahl relativ gleich­geblieben, dahinter haben sich jedoch die Leistungen erheblich verdichtet. Die deutschen Turnerinnen haben sich um ca. 2,7 Punkte (bei nur 12 Übungen) gesteigert und den Abstand  zur Spitze deutlich verringert. Aufgrund der völlig unterschiedlichen Bedingungen sollte sich der DTB  ohnehin mehr an den westeuropäischen Konkurrenten orientieren als an den nicht vergleichbaren Russinnen und Rumäninnen. Im Jahr 2000 beträgt der Abstand zur besten westeuropäischen Mannschaft (ESP auf Platz 4 – nicht Platz 7) knapp 3 Punkte (1998  FRA waren dies noch ganze 5 Punkte.). Die Ergebnistabelle zeigt, dass der Abstand bis zu Platz 6 doch sehr auf nur noch 1,2 Punkte zusammengeschrumpft ist, eine Tatsache, die auch ohne Anwendung der „Konjunktivargumentation„ positiv zu vermerken ist.
Für die Statistik am Rande doch noch ein Konjunktiv, da er die Leistungssteigerung dokumen­tiert: hätten die deutschen Mädchen in China (mit Streichwertung) die gleiche Durchschnittswertung pro Gerät erzielt wie in Paris (ohne Streichwertung), hätten sie 146,52 Punkte geturnt und wären als Mannschaft für Sydney qualifiziert. 

Zur Medienkritik

Die deutschen Mädchen mussten sich im vergangenen Jahr in den Fachmedien erhebliche detaillierte – manchmal sogar nicht ganz sachliche -Kritik hinsichtlich ihrer Inhalte (Schwierigkeiten) gefallen lassen. Sie hätten es verdient, wenn die deutlichen Verbesserungen jetzt ebenso detailliert berichtet würden. Die Schwierigkeit einer Übung bemisst sich üblicherweise am Ausgangswert. Birgit Schweigert hat in Paris an den Geräten Barren, Balken und Boden jeweils den Ausgangswert 10 erhalten, wobei besonders bemerkenswert ist, dass die Optimalnote am Balken trotz Absteiger (zweimal) gehalten wurde (für deutsche Turnerinnen bislang keineswegs selbstverständlich). Dieses besondere Qualitätsmerkmal gilt ebenso für Lisa Brüggemann am Boden. Beide Turnerinnen erhielten für Übungen mit Fehler 9,05/9,137 (Birgit)  bzw. 9,075 (Lisa) Punkte. Lisas Barrenübung war den Kampfrichterinnen ebenfalls 10,0 Punkte Ausgangswert wert, am Balken (rechnerisch ebenfalls 10,0) büßte sie nach dem Absteiger leider den Ausgangswert ein). Dagmar Fehrenschild zeigt am Barren eine sichere 10er Übung, hat sich am Boden auf 9,9 gesteigert und erhielt am Balken (Nichtanerkennung einer Verbindung ) eine 9,8. Hinsichtlich der geturnten Punktzahlen sind nicht nur Dagmars Barrenübung mit 9,6 Punkten, sondern auch Birgits und Lisas Barrenübungen  (9,475 bzw. 9,437 Punkte) sowie Birgits Bodenübung (9,437Punkte) erwähnenswert. Richtig ist, dass die deutschen Turnerinnen am Sprung hinsichtlich der Ausgangswerte immer noch hinterherhinken. Allerdings hat sich in Paris gezeigt, dass an diesem Gerät hohe Ausgangswerte nicht zwangsläufig hohe Endwerte nach sich ziehen. Birgit  - zum Beispiel - erhielt in Paris – obwohl Startturnerin - die besten deutschen Sprungnoten. Mit Ausgangswerten von nur  9,5 bzw. 9,55 erhielt sie die immerhin Noten von 9,043 bzw. 9,162, sie lag damit nur unwesentlich schlechter als so manche   Konkurrentin mit deutlich höherem Ausgangswert.

Zu den Turnerinnen

Die generellen Nominierungskriterien für die Olympischen Spiele beinhalten  den Nachweis einer   Finalchance. Die für die Turnerinnen bekannt gegebenen Kriterien (Platz 10 Mehrkampf, Platz 6 Gerätefinale) gehen über diese allgemeinen Kriterien erheblich hinaus. Zum einen wird nicht der Nachweis der potentiellen Chance verlangt, sondern das definitive Erreichen nicht nur eines Finales sondern sogar einer bestimmten Platzierung, zum anderen wird außer acht gelas­sen, dass die Sportart ihre Finalisten im Mehrkampf als Platz 24(EM) bzw. Platz 36 (WM) definiert. Diese Kriterien haben sowohl Birgit (doppelt)  bei der WM (Platz 24) und EM (Platz 12)  als auch Dagmar bei der EM (Platz 16) und Lisa (EM Platz 21 Mannschaftswettkampf) erfüllt.

Zu Beurteilung der Leistungsfähigkeit und des Leistungsniveaus einer Turnerin ist m.E. die „hätte, wäre„ Argumentation durchaus gerechtfertigt. So ist es absolut richtig, Lisas Bodenübung unter diesem Aspekt zu beleuchten. Der letzte Finalplatz ging mit 9,675 an Crisci. Lisa erhielt für ihre (mit Ausnahme des Fehlers) exzellente Bodenübung 9,075; zu berücksichtigen ist hierbei, dass ein Sturz aufgrund des Gesamteindrucks in der Regel mehr als 0,5 Punkte kostet.Gleiches gilt jedoch sogar doppelt auch für Birgit. Sie hat die offiziellen Kriterien des NOK unter diesem Gesichtspunkt gleich zweimal haarscharf verfehlt. Am Balken ging der letzte Finalplatz mit 9,437 Punkten an Lisa Mason. Birgit erhielt für ihre mit Ausnahme des Ab­steigers makellose Übung eine 9,05, d.h. allein die Addition des Fehlers von 0,5 Punkte hätte ihr den sicheren Finalplatz beschert (und bekanntlich kann in einem Balkenfinale alles pas­sieren).Im  Mehrkampffinale platzierte sich Birgit  mit 36,911 Punkten auf Platz  12 nur un­wesentlich hinter Monica Bergamelli) (37,299) und Lisa Mason (37,368). 0,5 Punkte mehr und Platz 10 wäre erreicht. Wohlgemerkt es geht hier eigentlich nicht um die Platzierungsdiskus­sion, sondern um den Nachweis, dass Biggi die Finalqualität nachgewiesen hat.

In diesem Zusammenhang kann auch angemerkt werden, dass Birgit, Dagmar und auch Lisa dieses Jahr auf internationaler Bühne   - und das nicht nur bei den heimischen Weltcupveranstaltungen - bereits sehr gute Leistungen gezeigt haben. Birgit hat mit bemerkenswerten 38,15 Punkten (rein amerikanisches Kampfgericht) das internationale Turnier in Pottsville/USA gewonnen und sich beim  Weltcup in Montreux ins Barrenfinale (Platz 7) geturnt (Finalnachweis!). Besagten Finalnachweis hat Dagmar in Cottbus am Barren erbracht (ebenfalls Platz 7). Lisa ist in Glasgow mit Platz 9 am Barren nur ganz knapp an einer Finalteilnahme gescheitert. Auch 1999 haben alle 3 Turnerinnen Grandprix/ Weltcup Finalplatzierungen (sogar alle 3 den geforderten Platz 6 oder besser) erreicht, dabei ist darauf hinzuweisen, dass  Birgit (Cottbus Balken) und Lisa (Stuttgart Boden) sich über die Quali in das Finale geturnt haben. Als Leistungsnachweis auf internationaler Bühne können auch Birgits Länderkampfsiege im Jahr 1999 in den Niederlanden und in Griechenland dienen. Einen weiteren Länderkampfsieg hat Dagmar beim Länderkampf gegen Weißrußland beigesteuert. Ferner ist festzustellen, dass der 12. Platz von Birgit im Mehrkampf das beste Mehrkampfergebnis einer deutschen Turnerin ist seit der Wiedervereinigung. Im übrigen ist fast in Vergessenheit geraten, dass Birgit diese Marke auch im Juniorenbereich hält. Ihr Platz 11 aus Birmingham 1996 ist auch im Jahr 2000 nicht erreicht worden. Ferner ist, ihr Mehrkampfergebnis aus China bei einer „großen„ WM nur von Kathleen Kern als sie noch   Stark hieß bei der WM in Indianapolis 1991 übertroffen worden. Leider kann der DTB aufgrund der erstmalig wirksamen Kürzung des Starterinnenfeldes maximal 2 Turnerinnen nach Sydney schicken, die Mädchen und ihre Leistungen hätten es verdient, dass diese Plätze besetzt werden.

T.Schweigert

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update: 29-05-2000