Gelesen in der
"Baseler Zeitung"
vom 12.04.2000

Blick in die Turnschweiz:

Ja zum Leistungssport Kunstturnen

Im Nordwestschweizer Kunst- und Geräte-Turnzentrum (NKL) in Liestal soll weiterhin alles daran gesetzt werden, um die Leistungssportart Kunstturnen mit allen Konsequenzen zu fördern.

. Liestal/Schweiz. «Wollen wir uns weiterhin bemühen, im Kunstturnen international dabei zu sein? Macht es überhaupt Sinn, den dazu nötigen enormen Aufwand zu leisten?» fragt Dieter Hofmann, der Cheftrainer am Nordwestschweizerischen Kunst- und Geräteturnzentrum, herausfordernd in die Runde. «Wenn wir ja sagen, dann muss es ein Ja mit allen Konsequenzen sein.» Der frühere Cheftrainer der DDR-Kunstturner ist bei seinem erklärten Lieblingsthema angelangt, der Mentalität, die er in allen modernen Industrienationen beobachtet:
Man sagt ein bisschen ja. Doch das reicht Hofmann nicht. Sport, speziell Leistungssport, habe in der Öffentlichkeit noch lange nicht das Ansehen erlangt, das ihm zukomme.

Kunstturnhalle wird erweitert
Hofmann verwendet das Bild einer Blume, bei der jedes Blütenblatt für einen Faktor steht, der erfüllt sein muss, damit für Kunstturner optimale Bedingungen herrschen. Und am Ende des Pressetermins in der Liestaler Turnhalle Schauenburg, der ohne aktuellen Anlass anberaumt worden war, legt Hofmann die Folie auf, die in vier Stichworten zusammenfasst, was benötigt wird, um überhaupt an Spitzensport denken zu können:

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Dieter Hofmann, Coach der Schweizer Junioren beim OBI-Cup in Berlin (1.April 2000)

Die bauliche Infrastruktur; die Koordination von Sport und Beruf oder Ausbildung; medizinische Betreuung; schließlich ein Trainerteam. In Liestal, dem Zentrum der Nordwestschweizer Kunstturner, sind diese Voraussetzungen erfüllt, und es überrascht kaum, dass gegenwärtig gleich fünf Turner des Zentrums (Emanuel Senn, Alan Helfenstein, Philipp Krähenmann, Marco Jäggi und Michael Pletscher) dem Schweizer Junioren-Kader angehören.

Zu kleine Trainingsstätte
Überdies verfügt man dank der erst 1991 erbauten kantonalen Kunstturnhalle auch über eine ideale Trainingsstätte, die allerdings bereits aus allen Nähten platzt.

 Nun soll der schon lange geplante und diskutierte Anbau, ein «Zwilling» der jetzigen Kunstturn-Halle, realisiert werden, dank welchem dem Kunstturnen doppelt so viel Quadratmeter zur Verfügung stehen werden. In den nächsten Wochen wird das Baugesuch eingegeben, und noch in diesem Jahr soll mit dem Bauen begonnen werden. Die Kosten von 3,5 Millionen Franken hat man zur Hälfte gedeckt, diverse in Aussicht stehende Subventionsbeiträge in der Höhe von über einer Millionen nicht eingerechnet. Zudem wird in diesen Tagen eine Spendenaktion gestartet.

Schule und Medizin
Ideale Voraussetzungen wurden für die Nordwestschweizer Turner auch in schulischen und medizinischen Belangen geschaffen. Die Höhere Wirtschaftsschule Basel (vormals Huber Widemann) ermöglicht den interessierten Sportlern ein reduziertes Pensum.

«Denn neben 30 Stunden Training und dem Pendeln hat es für ein normales Schulpensum keinen Platz mehr», sagt Marianne Schäfer, Direktorin der HWS und einst Vorstandsmitglied des Schweizerischen Turnverbandes, «hier können die Privatschulen eine Nische füllen.» Mit den Sportklassen, die nun in den beiden Basler Halbkantonen geschaffen werden, bemüht sich ab nächstem Schuljahr sogar der Staat um die Jugendlichen, die auf die Karte Sport setzen. Medizinisch werden die Kunstturner von Dr. Peter Jenoure von der Rennbahn-Klinik Muttenz betreut. Auch wenn Jenoure gestern betonte, dass Kunstturnen dem Körper weit weniger schade, als dies immer wieder behauptet wird, so müsse ein Körper, der noch im Wachstum ist und wöchentlich 20 Stunden trainiert wird, doch gut beobachtet werden.

Hofmanns Art...
Dass der vierte Punkt, engagierte Trainer, die die Turnenden optimal betreuen, in Liestal auch erfüllt wird, brauchte niemand zu erwähnen. Als nämlich die NKL-Funktionäre nach der Pressekonferenz auf das bisher Erreichte und die neuen Projekte anstießen, stand Dieter Hofmann längst wieder in der Halle und wies seine Talente an.
Das ist seine Art, auf seine Eingangsfrage zu antworten.

(Jürg Gohl, Baseler Zeitung;
Hervorhebungen und Fotos: GYMmedia Berlin)

...lesen Sie auch den GYMmedia-Report vom 20.03.2001: "Ein außergewöhnliches Jubiläum".

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