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Betr. Öffentliche Reaktionen auf das Abschneiden der deutschen Turnerinnen bei der WM in China Sehr geehrter Herr Dieckert, mit diesem Schreiben wende ich mich an Sie als Mutter einer
Nachwuchsturnerin und als Pädagogin im Primarstufenbereich, bestärkt durch
Gespräche mit Eltern von Turnerinnen unseres Vereins. Ist man im DTB wirklich der Meinung, dass die Mädchen einen Super-GAU verursacht haben? GAU - größter anzunehmender Unfall. Schließlich ging es um Platz 12, mit einem 13. Platz musste realistisch gerechnet werden. Was die Qualifikation für Olympia betrifft, wäre auch Platz 13 ein GAU gewesen. Erschreckend finde ich diese technische und unsensible Sprache in Bezug auf junge SportlerInnen. Spiegelt dies die Einstellung des Chef-Trainers zu ihnen wider? Können nach jahrelangem, beinahe täglichem mehrstündigen Training, können nach der Teilnahme an mehreren Qualifikationen und Länderkämpfen, nach Krankheiten und Verletzungen fehlender Kampfgeist und eine nicht lodernde olympische Flamme wirklich die Gründe sein für nicht erfüllte Leistungen während der WM ? Wenn ja, dann stellt sich für mich als Lehrerin zuerst die Frage: Waren die Mädchen psychologisch und pädagogisch auf diesen wichtigen Höhepunkt vorbereitet? Ich habe mit meiner Tochter alle Länderkämpfe der WM-Kader in Deutschland und in Eindhoven, sowie die 2. WM-Qualifikation sehr aufmerksam und direkt verfolgt. Bei aller Anerkennung der nicht zu übersehenden Fortschritte hinsichtlich der Leistung einzelner Turnerinnen, bzw. der Mannschaft - eine Reihe von Instabilitäten und Unkonzentriertheiten waren bis Karlsruhe nicht zu übersehen. Diese konnten offensichtlich nicht bis zur WM überwunden werden. Nicht unterschätzen darf man in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass - wie aus den Printmedien zu entnehmen war - mehrere Turnerinnen in der Vorbereitung auf diese WM z.T. längerfristig mit Krankheiten und Verletzungs- problemen zu kämpfen hatten. Aus meiner Sicht haben sie sich dennoch mit vollem Einsatz und hart an der Grenze des gesundheitlichen Risikos auf diese WM vorbereitet. Das trifft z.B. für Yvonne Pioch, Birgit Schweigert und insbesondere Dagmar Fehrenschild zu, deren Training ich in Bergisch Gladbach während der Vorbereitungslehrgänge verfolgen konnte, weil meine Tochter in der gleichen Halle des RTB trainiert. Nicht nur Dagmar hat eine derartig einseitige Schuldzuweisung u.a. von ihrem Trainer nicht verdient. Ich halte es für ausgesprochen unsensibel und ungerecht, wenn den Turnerinnen der Super-GAU angelastet wird, während dem verantwortlichen Teamchef 120% Engagement (Die Welt, 11.10.99) bescheinigt wird. Als Pädagogin weiß ich aus eigener Erfahrung, dass nach einer nicht erfüllten Leistung von Schülern, zunächst eine kritische Selbstreflexion des/der Erziehenden einsetzen muss. Waren die Erwartungen zu hoch, haben sich die Schüler überschätzt, sind sie ermutigt worden, gab es methodische Fehler, war die Vorbereitungszeit gut geplant, stimmte die Lernatmosphäre,...? Bei mir, sowie bei anderen Eltern , haben sich nach dieser WM erstmals ernste Zweifel eingestellt, ob es richtig ist, meine Tochter auch künftig die Leistungssportart Kunstturnen ausüben zu lassen. Sollte sie später die Erwartungen einmal nicht erfüllen (wie in diesem Jahr die deutschen WM-Turnerinnen), müsste sie mit Vorwürfen wie Super-Gau, Desaster, desolate und nicht akzeptable Leistung leben. Sie wäre mit daran Schuld, wenn die Förderung für den Nachwuchs gekürzt wird. Bei der Verarbeitung dieser psychische Belastung müsste ich, als Mutter, ihr helfen. Insoweit wäre auch ich von solchen Vorgängen stark betroffen. Soweit möchte ich es aber gar nicht kommen lassen. Sehr geehrter Herr Dieckert, ich gehe davon aus, dass Sie meine
besorgten Gedanken und kritischen Standpunkte mit Verständnis aufnehmen. Ich bitte Sie,
Ihre Möglichkeiten als Präsident des DTB zu nutzen, damit in den entsprechenden Gremien
und nicht zuletzt auch im Präsidium eine selbstkritische Analyse dieser WM erfolgt, ohne
die für mich eine Perspektive im Kunstturnen der Frauen sehr in Frage gestellt ist. Wenn es sich Presseberichten zufolge bewahrheiten sollte, dass Abstriche bei der Nachwuchsförderung erfolgen, so bin ich sowohl als Mutter als auch als Lehrerin, d.h. als Multiplikatorin, nicht mehr motiviert, für eine positive Einstellung zum weiblichen Kunstturnen bei Eltern zu werben und Schülerinnen für diesen Sport zu interessieren. Ich würde mich sehr freuen, die Standpunkte bzw. Entscheidungen des DTB zu diesem Thema aus erster Hand zu erfahren, schon deswegen, weil meine eigene Tochter in der Nachwuchsförderung betroffen ist. Da sie durchaus auch andere Interessen hat, möchte ich ihr frühzeitig den Zugang z.B. zu einer anderen Sportart eröffnen. Mit der Bitte um Antwort grüßt Sie freundlich Eva Hörstensmeyer |
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