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Meine Meinung...
- von Paul Rupp
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"Ist
das Tal der Tränen bereits durchschritten...? -
war der Titel von Eckhard Herholz Kommentar zum Abschneiden der
Deutschen Juniorenturner und Aktiven bei den
Europameisterschaften in Ljubljana.
Ich kann mich diesem Urteil nur anschließen und möchte aus
meiner Sicht noch einige Bemerkungen zum Abschneiden unseres
Juniorenteams beitragen. |
Ohne die hervorragenden
Leistungen der anderen Jungs zu schmälern, war der Juniorenerfolg geprägt
durch die beiden Ausnahmeathleten Fabian Hambüchen und Waldemar Eichorn.
Fabian war so stark, dass er ohne den Fehler am Pauschenpferd das
Einzelfinale hätte gewinnen können. Auch Eichorn war auf den Punkt
topfit. Er turnte im Mannschaftskampf an fünf Geräten einen Schnitt
von 9,124 Punkten und hätte mit diesem Ergebnis – die Ringewertung
des letzten Länderkampfes hinzugezählt - den vierten Platz im
Einzelmehrkampf erreicht. Ein Ergebnis, das den Deutsche Turnerbund stolz machen kann. Nun hat der Erfolg
bekanntlich viele Väter. Jens Milbrad hat in seinem Kommentar einige
genannt. Als Insider erlaube ich mir noch zwei Namen beizusteuern und
auf einige Fakten hinzuweisen, die vielen nicht bekannt sind.
Den größten Erfolg muss man natürlich den beiden Heimtrainern
Wolfgang Hambüchen und Viktor Schweizer zuerkennen.
Als Vorgänger und
heutigem Vorgesetzter von Viktor
Schweizer habe ich von Anfang an den Werdegang von Waldemar
Eichorn miterlebt
und auch – worauf ich stolz bin – in einigen Phasen mit
beeinflussen können. Der junge Spätaussiedler aus Kasachstan
kam mit sieben Jahren an der Hand seiner Mutter in die
Kinderturnstunde des TV Lebach.
Dort lernte er bei Benno Grohs
die ersten Schritte in eine für ihn neue Sportart.
Weitergegeben an Viktor Schweizer, der damals in Dillingen eine
erfolgreiche Nachwuchsgruppe aufbaute, machte er schnelle
Fortschritte. Ehrgeiz und Fleiß waren die Attribute, die
Waldemar auszeichneten und die sein Trainer mit viel Fachwissen
in die richtige Bahn lenkte. In den Schulferien, sowie an
Sonn- und Feiertagen wurde grundsätzlich zweimal täglich
trainiert.
Ich habe bis heute nicht erlebt, dass Viktor Schweizer mehr als
eine Woche Jahresurlaub genommen hat. Das ist das Erfolgsrezept
von Waldemar Eichorn und Viktor Schweizer. |
Victor Schweizer mit
Schützling Waldemar Eichorn
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Bei Fabian Hambüchen und seinem Vater wird es ähnlich
sein.
Einen besonderen Anteil am Erfolg der beiden Jungstars muss
Eduard Friedrich, in seiner Zeit als Vizepräsident Spitzensport,
zuerkannt werden. Friedrich hat früh erkannt, dass die beiden
erfolgreichen Trainingszellen Hambüchen und Eichorn eine
gewisse Selbstständigkeit innerhalb den Förderstrukturen des
Deutschen Turnerbundes brauchen.
So hat er gegen den Willen der Bundestrainer das Fördermodell
Wetzlar/Saarbrücken eingerichtet und mit finanziellen Mitteln
gefördert. Unter der biomechanischen Betreuung von Mauno
Nissinen wurden gemeinsame Trainingslager durchgeführt
und wertvolle Erfahrungen ausgetauscht. Mauno Nissinen pendelte
zwischen Wetzlar und Saarbrücken und koordinierte die
Trainingsprogramme. Auch ihm gebührt ein wichtiger Teil dieses
Erfolges. |
Der entscheidende
Vorteil des Fördermodells Wetzlar-Saarbrücken war die gewisse
Selbstständigkeit, die den beiden Trainern in bezug auf
Trainingsinhalte und Trainingsplanung eingeräumt wurde. Beide Trainer
hatten eigene Vorstellungen, die sich nicht immer mit den Vorstellungen
der Bundestrainer deckten. Ich selbst habe an Sitzungen teilgenommen, wo
heftig über Terminplanungen und Trainingsinhalte gestritten wurde.
Eduard Friedrich respektierte die fachliche Kompetenz der beiden
Heimtrainer und gab ihnen die nötigen Spielräume, die letztendlich zu
diesem Erfolg geführt haben.
Paul Rupp
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