Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
21-Oct-2002

DTL-PERSPEKTIV-KONGRESS  (4)
"Turnnation Deutschland - Zukunft des olympischen Spitzensports"

(GYMmedia-Reports)

 

Beitrag zum Perspektivkongress
TURNNATION DEUTSCHLAND – Zukunft des olympischen Spitzensports

Der folgende Beitrag war als Grundsatzreferat und als Einstiegsbeitrag vor der Diskussion des Kongresses gedacht und vorbereitet.

Im konkreten Situation aber wurden die Inhalte als Diskussionsbeitrag im Kongressverlauf angeboten.

.....TEIL II: Beispiele, Vorschläge und Szenarien

Autor: Eckhard Herholz
Turnjournalist
Geschäftsführer GYMmedia 

 


Zu 3.:   Welche Szenarien ergeben sich nun für DTB – gemessen an der rasanten medialen Entwicklung - um wieder größere öffentliche Wahrnehmung, größere Außenwirkung zu erzielen?

Hier kann man nur beispielhaft auf das Wesentlichste verweisen – das ist ein weites Feld. Deshalb sind aber Prioritäten zu setzen; man könnte sich einen Termin- oder Netzplan vorstellen, der nach exakten Fristen abzuarbeiten wäre:
Dabei klammere ich mal die permanenten zwei „Überaufgaben“ mit Voraussetzungscharakter für alles aus:

- Szenario Nr. 1:  Sicherung der Nachwuchsgewinnung und –ausbildung.

- Szenario Nr. 2:  Wiedererlangung internationaler Spitzenleistungen und –positionen.

Ohne entsprechende Qualitäten dieser Prozesse sind alle weiteren Szenarien nur wenig wirksam:
Beispiele:
Die öffentliche Wahrnehmung von Turnen und Gymnastik verbessern
(R. Brechtken, in der Ausgabe "DEUTSCHES TURNEN", 4/2002)

Verbesserung der Transparenz und Attraktivität der Wettkämpfe:
- z.B: Deutsche Turnliga:
>>> Score-System-Vorschlag von Dr. Karsten Ewald (KTV Stuttgart)
Vereinfachendes, attraktives Punkte-System bei Bundesliga-Wettkämpfen, bei dem Punkte für verschiedene Wertungsdifferenzen gegeben werden.
Ergänzt durch...:
>>> Einführung der „DEUTSCHEN RANGLISTE“:
Aus dem nationalen DTL-Geschehen heraus, ergänzt durch nationale Ranglistenwettkämpfe, Deutsche Meisterschaften, Länderkampfeinsätze und internationale Einsätze wird eine durchgängige Rangliste geführt, die tages- und wettkampfaktuell der Öffentlichkeit und der Presse gegenüber aktiv geführt und dokumentiert wird.
Am Ende eines Jahres wird zu einem geeigneten öffentlichen Termin die besten 6 Turner mit attraktiven Trophäen und Sponsoren-Preisen ausgezeichnet („Turner des Jahres“, GYMmedia-Preis, BÄNFER-Pokal, Spieth-Medaille o.ä.)
(AW+Punktwert / 2 =Ranglistenindex der drei (besten) Geräte ; 
zzgl. Mehrkampf-Bonus: - bei 6 Geräten: + 0,3; - bei 5 Geräten: + 0,2; - bei 4 Geräten:  + 0,3 )

>>>Schaffung eines neuen nationalen Top-Wettkampfs:
 Das German GYM Final / später auch international als GERMAN GYM OPEN erweiterbar.

Als Teil 1 der Deutschen Meisterschaften (Einzel) werden die Mehrkampfmeisterschaften durchgeführt.
Am Tag 1: WK 1 – Qualifikation für WK 2, das MK-Finale und
                            Qualifikation für WK 3, die Gerätefinals  (später, im Teil 2)
Am Tag 2: WK 2 -  Deutsches Mehrkampffinale der 18 Besten  (Deutsche Ranglisten-Wertung)
                            – hier wird also der wertvollste nationale Einzeltitel ausgeturnt.
Die am ersten Tag ermittelten Qualifikations- Rangfolgen an den Geräten sind fix – nur die ersten drei Turner haben Gerätemedaillen gewonnen die  zu einem zweiten (Medien)-Termin als Wettkampf 3 der drei besten Turner pro Gerät ausgeturnt, werden,
nämlich:

TEIL 2 der Deutschen Einzelmeisterschaften, die Gerätefinals:

Als German GYM Final gemeinsam: Gerätturnen Männer, Frauen, RSG, Trampolin....
Der Sieger ist der Deutsche Meister am/mit dem jeweiligen Gerät.
Die Platzierten kämpfen um Silber und Bronze.
Sponsoren stellen attraktive Preisgelder zur Verfügung.
Die Veranstaltung an attraktivem Standort wird medial an einen Sponsor / eine TV-Station verkauft.
Als German GYM OPEN könnte künftig ein Internationaler Superstar (der Olympiasieger/der Weltmeister/der Europameister am entsprechenden Gerät) dazu geladen werden. Dann treten nur noch die jeweils 2 besten Deutschen Athleten im Kampf um den Titel – und gegen den internationalen Star im Kampf um das höchste Preisgeld an.

(Das Wettkampfkonzept ist fertig; Vorgespräche mit Sponsoren/TV-Redaktionen  sind geführt. 
Sollte der DTB  n i c h t   an der Umsetzung im Rahmen der DM nicht interessiert sein, kann diese Wettkampfform als Einladungswettkampf auch privat-wirtschaftlich als Ergänzung des nationalen Wettkampfkalenders organisiert werden....)

Ø    Problem Öffenlichkeitsarbeit (- an ausgewählten Beispielen):
Stars werden gemacht oder machen sich selbst erstrangig durch ihre Top-Leistung!
Sie müssen aber durch ein System professioneller Präsentation für die Öffentlichkeit wahrnehmbar gemacht werden – zu ungünstigen Zeiten eben vorerst ohne TV-Präsenz.
Da ist erstrangig die Eigenleistung, sind Investition und Aufwand notwendig.
- Daten, Biographien, Charaktere und ihre Leistungen müssen in visuellen, digitalen und Printformaten  präsentiert werden und jeder Zeit attraktiv verfügbar sein.
- Moderne Formen tagesaktueller Leistungs- und Datenerfassung und deren attraktiver Verfügbarkeit , also Vitas, top-aktuelle persönliche Websites der Nationalmannschaftsmitglieder mit Sponsorenpartnerschaften,
 digitaler GYM-Fotoservice...usw.
- TV- Widerspiegelung von Turn- und Gymnastik-Events müssen künftig mit interessierten Partner und Sponsoren als Angebotspakete in Eigenregie produziert und ihr Vertrieb national und international durch Kompetenzpartner realisiert werden. 

- Info-Kanal im Internet: (GYMmedia in eigener Sache)
...Nutzen der Serviceleistung von  www.gymmedia.de
  - Weiterleitung an Multiplikatoren, wie Newsletter-Service, Zulieferung an www.sport1.de oder andere 
    übergeordnete Plattformen
- LEON-Magazin: Das Leistungssport-Magazin "LEON" muss dringend auf eine solide Grundlage seiner redaktionellen Führung, seiner Herstellung, und seines Vertriebs gestellt werden. Dabei sind die Logistik und Struktur des DTB zu nutzen.

Anheben des Status „Mitglied der Nationalmannschaft“
Neben der Erringung eines Deutschen Meistertitels muss es das höchste Ziel eines Sportlers des DTB / auch der DTL sein, als Mitglied der Landes-Auswahl berufen zu werden und zum Einsatz zu kommen.
Die Katalogisierung D-C-B-A-Kader ist vielleicht verwaltungstechnisch notwendig, hierfür aber absolut ungeeignet.
- Einführung eines jährlichen, feierlichen und öffentlichen Rituals oder Procederes der
„Aufnahme in die Deutsche Nationalriege“ mit würdigem Szenario.
(In der Vorstufe sollte das bereits auch im Juniorenbereich gemacht werden, weil dies dort emotional noch wirksamer ist):
- z.B. wäre das jährlich im Umfeld der Jahn-Wettkämpfe im August in Freyburg an der Unstrut möglich;
- Übergabe eines DTB-Ehren-Diploms und
- Übergabe eines entsprechend gestalteten Trikots, das mit bestimmten Meister-Insignien veredelt werden kann, inklusive div. Trainings-Varianten: Erkennbarkeit auch im Alltag.....
(Verträge, bzw. Spezial-Anfertigungen mit Ausrüstern, Anzüge/T-Shirts, Schuhe...)

Ø   Würdigung vollbrachter Leistungen
Was insbesondere in den Wochen und Monaten nach den Olympischen Spielen im Umgang bestimmter Funktionäre mit den ehemaligen Leistungsträgern geschehen ist, ist nicht nur höchst unwürdig, sondern extrem ungeschickt. Andere Verbände (Fußball) hegen, pflegen und präsentieren ihre Ex-Stars nach allen medialen Regeln der Kunst – der Deutsche Turner-Bund schickt seine Mohren in der Regel nach getaner Schuldigkeit und im günstigsten Falle ohne Zwischenfälle in die Wüste, ...wenn nicht exzellente selfmade men ihre mehr oder weniger geschickten Eigeninszenierungen betreiben.
Was hier für ein Reservoir an erworbenem Wissen und Erfahrungen mit in die Wüste geschickt wird, ist unglaublich.
Ein künftiges Management des Spitzensports muss für jeden Athleten nicht nur einen individuellen Trainingsplan erstellen, der klar definierte Leistungsentwicklung beinhaltet, sondern für jeden Athleten geht es auch um klare Perspektiven über den Zeitraum  n a c h  seiner aktiven Zeit hinaus.
Wo sollen denn sonst unsere kommenden Spitzentrainer- und Funktionäre und Kompetenzträger herkommen....?

Die USA machen es uns in Oklahoma-City vor:
Warum hat das Ursprungsland des Turnens noch keine „Hall of Fame“ – keine Ruhmeshalle des Top-Sports...?
Es gibt mittlerer Weile 54 deutsche Olympiasieger, Welt- und Europameister, nur allein im Gerätturnen. Hätten die nicht einen würdigen Platz auch historischer Dimension des  Gedenkens und Würdigens verdient,
- angefangen von Carl Schuhmann, den Flatows, über den ersten Weltmeister Ernst Winter, den „Turner des vergangenen Jahrhunderts“ Alfred Schwarzmann (-ausgerechnet der „Kicker“ hat ihm diesen Titel verliehen, nicht der DTB), ... bis hin zum letzten Weltmeister Valeri Belenki und zum letzten Olympiasieger Andreas Wecker...
Das zwar etwas angestaubte – aber eigentlich sehr würdige Ambiente der Ehrenhalle deutscher Turngeschichte in Freyburg könnte gerade deswegen einen solchen modernen Touch durch die internationalen deutschen Stars des Turngeschäfts gebrauchen. Natürlich fände hier eine ständig zu aktualisierende Deutsche Meistertafel auch ihren würdigen Platz.
Die Stadt Freyburg, der dortige Förderverein und Sponsor Rotkäppchen-Sekt – sind ansprechbar – eine moderne museale Konzeption wäre flugs erstellt.....

  Ein „DTB- Athletenrat“ oder eine „DTB-Ehren-Riege“......

Schnell verblassender, aktueller Ruhm sollte noch lange nachwirken, für junge Sportler als Vorbild, für Medien, für Öffentlichkeit.
Nach Ende aktiver Sportlerkarrieren sollten vorbildhafte Athleten mit internationalen und nationalen Top-Leistungen eine erneute Berufung in eine DTB-Ehrenriege erhalten, für die ein bestimmter Ehrenkodex erstellt werden soll.
Die namhaftesten sollten darin den Vorsitz haben.
Eine Satzung legt die wesentlichen Aufgaben und Befugnisse oder auch Privilegien fest.
Ein jährlich zu erstellender und zu aktualisierender Aktionsplan beschreibt die persönlichen Aufgaben und konkreten Einsätze im Jahresverlauf z.B.
- Betreuung aller Bundesliga-Veranstaltungen,
- aller Länderkämpfe
- der Deutschen Meisterschaften und anderer Wettkämpfe
- bestimmter, ausgewählter Wettkämpfe oder Veranstaltungen im Jugend- oder Juniorenbereich.

Von den entsprechenden Veranstaltern werden die somit Beauftragten als VIP’s eingeladen und behandelt;

  • - Sie übernehmen Aufgaben bei Veranstaltungspräsentationen, Eröffnungen, Siegerehrungen, im PR-Bereich;

  • - Sie werden im Vorfeld der Presse und den Medien avisiert und stehen als interessante Gesprächspartner zur Verfügung.

  • - Sie helfen beim Promoten verschiedenster Wettbewerbe und Events.

Natürlich fände dieser DTB-Athletenrat auch seinen würdigen Platz in der „Deutschen Hall of Fame“.
Zusammensetzung bzw. Neuaufnahmen werden auf  Deutschen Turntagen in geeigneter Form, sowie durch Stellvertreter bekannt gemacht. ...usw. usw..
-  Sollte sich der DTB  n i c h t  für die Umsetzung solcherart Ideen interessieren, sollte eine entsprechende  „Hall of Fame“ durch privates und Sponsoring-Interesse initiiert werden...
-  Sollte der DTB sich  n i c h t  für einen „DTB-EHRENRIEGE“ erwärmen können,
sollte dies  als DTL-EHRENRIEGE“ die gleiche gewollte Außenwirkung erzeugen können

Ich schlage als Initiatoren und als Kandidaten für den Vorsitz eines solchen Gremiums und als deren erstrangige Mitglieder den Ex-Weltmeister von 1989 Andreas Aguilar und seinen damaligen schärfsten Konkurrenten und späteren letzten deutschen Turn-Olympiasieger Andreas Wecker vor;
weiterhin den Weltmeister der Geschichte aus der DDR Jörg Behrend und den erste Weltmeister des wiedervereinten Deutschlands, Ex-Reck-Weltmeister Ralf Büchner.

Unter ihrer Leitung sollten Satzungen, Ehren-Kodex, Funktionsplan und Mitgliedschaften kurzfristig erarbeitet werden und bereits auf dem kommenden Deutschen Turntag vorgestellt werden können....

Das Ganze kostet nicht nur neue Investitionen an Ideen, Kraft, Innovationen, Konzepten, sondern auch Geld! Woher...???

Betrachten Sie meinen Vorschlag nach 1.- € Mitgliedsbeitrag pro Mitglied und Jahr  m e h r   für Reorganisation, Belebung und Neustrukturierung des Wettkampf- und Spitzensport aller Disziplinen(!!)  auszugeben durchaus als ernsthafte, prüfungswürdige Variante!

Natürlich bin ich mir sicher, dass der Werner Luchtmeier dem Turntag freudenstrahlend verkünden wird, dass es erneut gelungen ist, eine Beitragserhöhung vom DTB abzuwenden - bei gleichzeitig leeren DTB-Kassen..

Ob man aber bei gleichzeitig geringer werdenden Unterstützungen von außen und beim momentanen Leistungsstand den Erfordernissen des modernen Berufssportes gerecht wird und kostenaufwendige aber notwendige Professionalisierungen und Strukturveränderungen oder Zukunftsstrategien des modernen Turnsports zu realisieren sind, muss ernsthaft bezweifeln werden.
Eckhard Herholz
Chemnitz, Oktober 2002
(vorbereitet als Grundsatzreferat zum Perspektiv-Kongress der DEUTSCHEN TURNLIGA, 

 

Aktuelle Diskussion nach dem deutschen Turn-Desaster 
bei Olympia
2000,
nach der Turn-WM 2001 
-
nach den "Konzentrationsversuchen" des DTB in der aktuellen Athenvorbereitung 2004
- sowie nach dem DTL-Perspektivkongress in Chemnitz
:

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