Ist der deutsche Turnsport noch zu retten...?
25-Apr-2005

Nach oben offenes Wertungssystem - 
Chance für ein verständlicheres Notensystem...??

- von Autor Markus Troxler, Luzern, Schweiz

 

Nach oben offenes Wertungssystem als Chance für ein verständlicheres Notensystem...??
... er’s glaubt hat nur beschränkte Ahnung vom Turnen und verhilft mit der daraus resultierenden Willkür und Extremität zu einer unverantwortlichen Entwicklung in dieser Sportart !!


M. Troxler

Liebe Leser,
als aktiver FIG-Kampfrichter habe ich mich entschlossen, endlich über ein totgeschwiegenes Tabu zu reden und dem vom TK-FIG unterstützten Mediengeschrei entgegen zu wirken.

Zur Erinnerung
Das A-Kampfgericht wurde zu den olympischen Spielen 2005 zum Sündenbock für ein meines Erachtens untaugliches FIG-Reglement vorgeschoben.
Die FIG-Verantwortlichen unterstützten mit ihrer Haltung das Medienspektakel um Betrug und absichtliche Verfälschung des Wettkampfes durch Offenlegung falscher Tatsachen, als Vertuschungsaktion für eigene Verfehlungen im bestehenden Wettkampfreglement. Jedermann in Insiderkreisen weiß nämlich, dass eine Übung nicht durch das A-Kampfgericht sondern durch das niemals erwähnte B-Kampfgericht entschieden wird.
Das B-Kampfgericht wird jedoch indirekt durch Reglementierungsauslegung in der Ausübung seiner Arbeit aufs gröbste behindert. Es ist z.B. dem Kampfrichter nicht gestattet, von der Basisnote zu stark abzuweichen. Unterschiedliche Wahrnehmungsmöglichkeiten in der Beurteilung einer Übung sind vom jeweiligen Taxationsstandpunkt (Position, Sichtwinkel) der Konzentration aufs Geschehen und den persönlichen Kenntnissen eines Kampfrichters abhängig und beeinflusst.
Dieser Faktor sollte berücksichtigt und nicht durch Abweichungslimiten eingeschränkt werden!
Bei 6 Kampfrichtern kann es schlicht nicht sein, dass alle gesehenen Abweichungen der gleichen Art entsprechen!
Die Erfassung der Abzüge sollte sich ausschließlich auf korrekte geforderte Haltung, geforderte Körperposen und Endlagen der Elemente beschränken. Die dabei angewandte Technik sollte der Kampfrichter den jeweiligen verantwortlichen Technikern überlassen.

Wichtig ist einzig und allein, wie ästhetisch, sauber und rhythmisch wird ein Element zur Vollendung als Ganzes geführt. Über das wie wird schon seit Jahrzehnten gefeilscht und dies beflügelt schließlich unseren Fortschritt maßgeblich.

Ich bin der Meinung,
dass das FIG-TK endlich seiner effektiven Aufgabe nachkommen, das B-Notensystem überdenken und neu gestaltet werden sollte. So könnten endlich die echten Abzüge wahrheitsgetreu aus Sicht jedes einzelnen Kampfrichters in die Endabrechnung aufgenommen und eingebracht werden.
Beim A-Wert einer Übung könnte durch eigenständige Werte der Elemente der sonst schon am Limit der Möglichkeiten laufende und Schwerstarbeit verrichtende A-Kampfrichter entlastet werden.
Meines Erachtens könnten alle Bonuswerte - sprich Werterhöhungen und Verbindungen - gestrichen werden.
Somit wäre jedes Element in seiner Form einfacher zu erfassen und die Traumnote 10 wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt.
Die von mir unten aufgeführte Wertungsvariante (als Beispiel ) sehe ich als Diskussionsbasis und könnte zur Lösungsfindung dienen.

Ich appelliere mit diesem " Aufschrei" 
an die Verantwortlichen im ganzen FIG-Gremium mit dem neuen "Code de Pointage" eine vernünftige und gangbare Lösung anzustreben und vielleicht weiterhin eine 10er-Wertung beizubehalten.

Nicht die Administratoren sollten über die Zukunft im Kunstturnen entscheiden sondern die verantwortlichen Trainer, welche mit allen Risiken dieser Sportart vertraut sind, und diese auch weiterhin nach außen präsentieren müssen.
Markus Troxler,  
Kunstturnerverband LU/OW/ NW (Schweiz)


Beispielvariante eines neuen Wertungssystem:
(Anforderungsprofil Variante offen für alle Altersstufen anwendbar:

Wertteile von A-Teil bis F-Teile: A=1 Pkt./ B=2Pkt/ C=3Pkt/ D=4Pkt/ E=5Pkt/ F=6Pk

Forderung Übungsinhalt:  - 9 Wertteile (frei) + 1 Abgang, (4Spez. Anf.)
                                         - Total 10 Elemente (im Jugendbereich z.B. 7 Element )
                                           Die Punkte der 9 höchsten SW werden  zusammen gezählt plus 4      
                                           Spez. Elemente plus Abgang  ergeben das Wertteiletotal:
                                           Anzahl Elemente offen. Alle geturnten Elemente werden gezählt
                                         - 4 Spezielle Anforderungen min. B-Teil à 2 Pkte.
                                         - Abgang unabhängig der SW als 10.Element gewertet: A / B / C / D /  E / F      
                                           (kann nicht ersetzt werden )

Schwierigkeitsnote:        Total der 9 höchsten Schwierigkeitsteile + 4 Spez. Anf. + Abgang
                                        otal dividiert mit Anzahl geturnter Elemente
                                        
= Schwierigkeitswert (offen nach oben)

+ Ausführung:                 Ausführungstotalwert  (max. 5 Pkte.)
                                       Keine Werterhöhungen der Elemente
                                       Kein Verbindungsbonus möglich!


Spezielle Anforderungen min. B-Element gerätespezifisch: 
(max. 3 Elemente-Gruppen gleicher Struktur)

BODEN:           Kraft/Beweglichkeit
                     Gym.-Sprünge m. Dr.,Beinschwungelemente
                     Akroreihe vw/rw ( min. 3 Wertelemente )

                     Akro sw +vw rückwärts abgesprg. mit ¼ od. ½ Dr.


PFERD:         Einbeinschwünge
                    
Spindeln /Einpauschenkreisen/ Thomaskreisen
                     Wandern im Seit-od. Querstütz

                     Kehren oder Wendeschwünge


RINGE:         Schwung zum Handstand

                    Schwungelemente d. Hg. vw /Kippen

                    Schwungelemente d. Hg. rw/ Kreuzkippen

                    Kraft oder Schwungkraft

SPRUNG:     2 Sprünge verschiedener Struktur (Mittelwert)
Sprung -Tabelle neu.
                    A = 2,5-2,9 Pkte / B = 3,0 -3,4 / C = 3,5 - 3,9  / D = 4,0 - 4,4/ E = 4,5 - 4,9 / F= 5 P.

BARREN:    Schwungelement durch d. Hang (auch Seithang)

                  Schwungelement durch oder in den Oberarmhang

                  Schwungelemente durch den Stütz  auf ein od. beide H.

                  Kraftelement/Beinschwungelemente

RECK:         Langhangschwünge  m. od. ohne Drehungen
                 Flugelemente aus allen Grifflagen

                 Stangennahe Elemente unabhängig Griffposition

                 Ellemente im Ellgriff und Hg. rl.

Regeln zur SW-Ermittlung

Abzüge vom SW:     Zu wenig geturnte Element  Abzug je - 6 Pkte.
                             
Kein Abgang            - 6 Pkte.
                              z.B. Zwischenschwung, Erleichterung der Übung  -3 Pkt.

Wiederholungen:     Wiederholungen werden als Wertteil nicht gerechnet,
                             als geturntes Element jedoch gezählt.

Strukturen:            Gleichmässige Verteilung der Elementstruktur
                             z.B. 3 Elemente (Elementverbindungen) erlaubt

                            Bei Verstoss gegen diese Regel  Abzug  3 Pkte. 
                            u.s.w          

 
AUTOR: Markus Troxler
Trainer im Jugendbereich seit 30 Jahren und ITB Kampfrichter im 3. Zyklus
Tätig für das Regionale Leistungszentrum Luzern / Schweiz
 

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