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Quelle:
Hessische Turnzeitung, 2/2004, vom 15. Januar 2004; S. 27)
R. D. Beinhoff
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Für
den Sport stehen im Jahr 2004 einige wichtige Entscheidungen an.
In Athen wird das Abschneiden deutscher
Athletinnen und Athleten mit darüber entscheiden, in welchem
Umfang der Spitzensport in den folgenden Jahr von der
Bundesregierung gefördert wird. Es besteht wohl kaum ein
Zweifel, dass die Förderung stark gekürzt wird, wenn die
erhofften Medaillen nicht errungen werden können.
Die Diskussion über Bundesleistungszentren, Trainer und Förderkonzepte
wird dann erst richtig losgehen. |
Für den
Deutschen Turner-Bund und seine Landesturnverbände werden
sich dann bald eine Reihe von Fragen stellen: Wie viele Zentren bleiben
dann übrig? Nach welchen Kriterien wird entschieden? Welche Sportarten
sollten/können noch gefördert werden? Wo kommen die erforderlichen
Mittel her? Können die Landesturnverbände die finanziellen Lücken
schließen? Einigen sich die Verantwortlichen in Bund und Ländern auf
ein Konzept? Wie sollte/kann das Aussehen? Was bisher an Konzepten dem
Hauptausschuss vorgelegt wurde, berechtigt nicht zu großem Optimismus.
Entschieden wird auch darüber, ob
Leipzig als Austragungsort der Olympischen Spiele weiterhin im Rennen
bleibt. Nach den bisherigen Kapriolen der Verantwortlichen für Leipzig
wäre das schon eine riesige Überraschung. Scheidet Leipzig als
Bewerber aus, wird dies ohne Zweifel Rückwirkungen auf das finanzielle
Engagement der Bundesregierung für den Sport haben. Die Folgen wurden
oben bereits angedeutet.
Die Kommerzialisierung des Sportes wird
fortschreiten.
Eine Chance im Wettbewerb haben nur noch solche Sportarten, denen es
gelingt, wie auch immer möglichst oft und regelmäßig via Bildschirm
in den Wohnzimmer zu gelangen. Ein Irrtum, wer glaubt, die
Einschaltquoten bestimmten darüber. Die Entscheidung fällt in den
Redaktionsstuben. Wem dort Einlass gewährt wird, gehört zu den
Gewinnern.
Dass der Turner-Bund trotz seiner über 5 Millionen Mitglieder und
seiner attraktiven Sportarten vor der Tür warten muss, liegt wohl
daran, dass zu wenig Geld im Spiel ist. Ein Schelm, wer Böses dabei
denkt.
Unverdrossen und fast ohne Medienpräsens
ergreift der Hessische Turnverband - und hofft, dass seine über 2000
Vereine mitziehen - die Initiative sowohl im Leistungs- als auch im
Breiten- und Gesundheitssport. Die Aus-, Fort- und Weiterbildung der
Trainerinnen und Trainer, der Übungsleiterinnen und Übungsleiter steht
im Mittelpunkt der Arbeit. Im vergangenen Jahr sind die Voraussetzungen
dafür durch den Kauf und den Umbau der Sporthalle und der Unterkünfte
in Alsfeld geschaffen worden.
Der
Hessische Turnverband will sich mit dem Hessischen
Kultusministerium und den Kommunen darum bemühen, die
Bewegungsdefizite unserer Jüngsten durch die Schulung von
Lehrerinnen und Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern zu
verbessern. Diese Aktivitäten werden uns zwar keine Sponsoren
und/oder Sendezeiten im Fernsehen – oder doch - bringen, aber
wir sehen darin eine gesellschafts- und gesundheitspolitische
Aufgabe. Wer sollte sie sonst wahrnehmen als die Turner?
Ist das nicht Jahn'sche Tradition im wohlverstandenen –
zeitgemäßen - Sinne? |
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Unsere Vereine werden durch wachsende
Mitgliederzahlen hoffentlich dann auch einen Nutzen haben. In diesem
Sinne: Packen wir es an, im Verein, im Gau und im Verband.
R. D. Beinhoff
Quelle: Hessische Turnzeitung,
2/2004, vom 15. Januar 2004; S. 27)
>> In der gleichen Ausgabe der HTZ
finden Sie auch einen Kommentar des Präsidenten Beinhoff
zum Thema "Dopingfreigabe".
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