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Die
"sogenannten Weltranglisten" der FIG
Weltranglisten sind die Rangfolgen, die der Weltturnverband aufstellt
nun wirklich nicht, obwohl in der vergangenen Saison 2003/2004 erstmals
auch die Ergebnisse der Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele mit
einbezogen wurden. Ebenso wurde mit der Erfassung der Pan American Games,
der Asia Games und der Europameisterschaften dem kontinentalen Aspekt
genüge getan.
Allerdings sind sowohl die Top-Ereignisse als aber auch die
einzelnen Weltcup-Wettbewerbe nicht wirklich offen für alle Athleten
dieser Welt, bzw. werden auch von einzelnen, selbst den führenden
Nationen, wie China, Japan oder USA nicht konsequent und in ausreichend
numerisch vollständiger Art genutzt.
Zum anderen verarmt der Welt-Jahres-Turnkalender dramatisch und
gefährlich an wirklich bedeutenden, internationalen
Mehrkampf-Ereignissen. Ehemals traditionelle Events, wie Chunichi- oder
America-Cup sind längst zu Star-Events mit streng limitierten
Einladungsbasis mutiert, andere sind einfach verschwunden.
Das Ergebnis: Immer stärker dominieren Spezialisten an einzelnen
Geräten, die wirklichen Superathleten der Sportart, wie z.B. ein über
ein Jahrzehnt überragender Iwan Iwankow haben
Mühe, Gerätefinals zu erreichen, bzw. dort sich durch Medaillenplätze
oder gar Siege hervor zu tun.
Zum anderen sinkt die Qualität der traditionellen Mehrkämpfe, wie das
unrühmliche Beispiel der letzten Europameisterschaften in Ljubljana
2004 bewies.
Nach der Abschaffung der Pflichtwettbewerbe stellt dies aber eine
nicht zu unterschätzende latente Gefahr für die gesamte Sportart dar:
Nur zum Schein steigen nämlich die von den Spezialisten präsentierten
Top-Leistungen - gleichzeitig erhöhen sich aber die Risiken für die
Athleten, weil der koordinativ und athletisch vielseitige Athlet
seltener wird. Nicht umsonst sinken die Teilnehmerzahlen der letzten
Weltcupsaison besonders an Sprung und Boden erheblich, bzw. sind die
Punktdifferenzen der Starterfelder weit gestreut, weil dort zur
Realisierung von höchsten Ausgangswerten - und damit von Final- oder
Erfolgschancen - die Aussichten am geringsten, Verletzungsrisiken aber
überproportional am größten sind.
Somit stellen die von der FIG erstellten Geräteranglisten
höchstenfalls die numerische Addition der Teilnahmehäufigkeit nach
Nationenpunkt-Prinzip dar - nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Die Deutschen und die Weltranglisten
Gemessen am medialen Popularitätsaufschwung des deutschen Kunstturnens
durch die zweifellos bemerkenswerten Erfolge der Youngster wie
Hambüchen oder Fahrig ist allerdings die Suche nach deutschen Athleten
in den Erfolgsbilanzen der letzten zwei Jahre ernüchternd, wird aber
den Tatsachen eher gerecht, als etwa zu hohe Erwartungshaltungen:
Die vorstehende Übersicht ist sicher
mit Vorsicht zu genießen,
haben doch die jüngsten Turner gerade mal ihre ersten, wenn auch
hoffnungsvollen, Weltcup-Einsätze hinter sich gebracht, und unterliegt
auch der einzelne Turner oft den Selektionsprinzipien seines
Landesverbandes bei der Beschickung internationaler Wettbewerbe.
Andererseits profitieren die deutschen Turner durch 2 x 2 ausgerichtete
Weltcups im 2-Jahresrhythmus (Cottbus und Stuttgart) noch
überdurchschnittlich vom Wildcard-Modus.
Seit Bestehen der
Weltcupserien im Zweijahresrhythmus 1987/98 haben aber nur drei
deutsche Turner das jeweilige Weltcup-Finale einer Serie erreicht:
Das waren in Sabae 1998 Waleri Belenki (6. Pferd; 5. Ringen) und
in der Serie 1999/2000 in Glasgow Marius Toba (6. Ringe).
In der Serie 2001/2002 schaffte es zuletzt Sven Kwiatkowski beim
WC-Finale in Stuttgart als bisher einziger auf einen Podiumsplatz (3.
Reck).
Der in Birmingham
eben zu Ende gegangene Weltcup-Zyklus 2003/04 fand erstmals
ohne jegliche deutsche Präsens (!) statt - die Rückstände
an allen Geräten, sind zum Teil bei den Männer erheblich, bei den
Frauen längst dramatisch:
|
NAME |
Verein |
|
|
|
|
|
Yvonne
MUSIK |
TV
Hoffnungsthal |
40. |
|
- |
91. |
|
Heike
Gunne |
TV Hoffnungsthal |
68. |
|
- |
|
|
Lisa
BRÜGGEMANN |
TTT
Köln |
89. |
50. |
- |
|
|
Birgit
Schweigert |
TV Hoffnungsthal |
- |
|
- |
80. |
|
-
erfasste Athletinnen, weltweit: |
(89) |
(97) |
(100) |
(91) |
Diese
wenigen Zusammenhänge aus Anlass der beendeten Weltcupserie
sollen zumindest deutlich machen, dass zwischen Anspruch und
Wirklichkeit eines tatsächlichen internationalen Aufschwunges
des deutschen Kunstturnen noch gewaltige Lücken klaffen.
Will man sich auch als Mannschaft zur WM im eigenen Lande 2007
wieder als Finalkonkurrent bzw. zur Olympic-Family als
zugehörig erweisen, sind erheblich Anstrengungen im
Nachwuchsbereich nötig.
Deren Qualität aber wird n i c h t von den Medien bestimmt.
Ich bin mir sicher, das wissen die Verantwortlichen, die an der
Zukunft des Turnens in Deutschland bauen.
Die GYMmedia-Weltranglisten
Seit der Erfassung der Ergebnisse der Olympischen Spiele von
1996 in Atlanta an führt GYMmedia
ein Weltranglisten-System, das die Geräte und die gesamte
Leistungskarriere der Athleten zusammenfasst und kontinuierlich
führt. Somit wird der "Außenwelt" nicht eine
verwirrende Vielfalt von Namen und Geräten präsentiert -
nämlich 14 aller olympischen Gym-Disziplinen - sondern
der Fokus der Öffentlichkeit wird auf jeweils nur e i n
e, überschaubare Weltrangliste pro Disziplin gelenkt!
Zum anderen liegt der Schwerpunkt einer mathematisch ermittelten
100-Punkte-Liste eindeutig auf den Mehrkampfqualitäten der
Athleten, was die langjährige Liste der TOP
TEN bzw. der 30
Besten internationalen Turner eindeutig beweist.
Zudem führt eine jährliche Dynamisierung - trotz der Dominanz
olympischer und WM-Ergebnisse zu aktuellen und nachvollziebaren
Verschiebungen innerhalb des Rankings.
Bester Deutscher Turner ist
in dieser GYMmedia-Rangliste (Stand: 13. Dez.2004) Sven
Kwiatkowski (40.), vor Fabian Hambüchen (51.) und Sergei
Pfeifer (69.). Insgesamt 12 deutsche Turner sind unter den
insgesamt 270 Athleten erfasst. Das deutsche Männerturnen liegt
nach dieser Platzierungsnotierung nur auf dem 19. Platz!
Beste deutsche Turnerin
dieser GYMmedia-Rangliste (Stand 13.Dez.2004) ist Lisa
Brüggemann (72.), vor Birgit Schweigert (79.) und Daria Bijak
(80.).
Insgesamt sind 8 deutsche Tirnerinnen unter insgesamt 270
notiert; Deutschland rangiert in dieser Platzierungskategorie
auf Rang 22.
Eckhard
Herholz, GYMmedia |
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