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No
press please, we’re German
„I
don’t need any Germans“, so der Kommentar des Herausgebers der
Zeitschrift Worldwide Gymnastics bei der Themenabsprache für die EM
Ausgabe. Deutsche Turnerinnen sind dort unerwünscht, denn international
wolle ohnehin niemand etwas über sie lesen. Harte Worte, aber wer die
unschlagbare Pressearbeit eines Teiles der deutschen Delegation vor Ort
in Amsterdam erlebt hat, kann es nachvollziehen.
DTB Präsident Brechkten,
immer an vorderster Front wenn es um die Öffentlichkeitsarbeit geht,
forderte unlängst, die TurnerInnen müssten auf die Medien zugehen. Die
Worte liest man wohl (- siehe LEON*-Ausgabe 02/2004, S.15; die Red.)
allein es fehlt der Glaube. Denn wäre der amtierende Vizepräsident
Spitzensport für die EM angereist, hätte er sich selbst ein Bild davon
machen können, wie seine Worte umgesetzt werden. Oder auch nicht.
Yvonne Musik und Trainergespann Ulla und Dieter Koch...
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... und auch das deutsche Juniorenteam:
Aufgeschlossen, medienfreundlich!
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Während
das komplette Juniorinnenteam sowie Yvonne
Musik und ihr Trainerteam Ulla und Dieter Koch sich zu
jeder Zeit offen, gesprächig und professionell gaben, schien
insbesondere die deutsche Teamchefin mit dem Aufeinanderzugehen so ihre
Probleme zu haben. Da wurden mal die Juniorinnen mitten im Interview mit
International Gymnast (USA-Magazin, die Red.) ermahnt, nun doch
zum Ausgang zu gehen. Mal konnten sich einige der Turnerinnen und die
Teamchefin nach dem Mannschaftskampf gleich gar nicht zum Pressegespräch
durchringen. Sie mussten erst von Sportdirektor Wolfgang
Willam aus der Einturnhalle geschleift werden, um,
gelangweilt am Gitter lehnend, den Eindruck zu machen als sei jede Frage
eine Zumutung.
Beim Teamabend des DTB, der eigentlich dem Gespräch mit der Presse
dienen soll, muffelte man eifrig in die Dorade und war bemüht, einen
Hauch von Tiefkühltruhe am Tisch zu verbreiten. Die Frage, ob es
genauere Informationen zur Verletzung von Daria Bijak gäbe, wurde mit
einem kurzen Kopfschütteln beantwortet, danach drehte man sich am
besten gleich weg – nicht auszudenken, wenn da noch eine Frage folgte....
Im unmittelbaren Vorfeld der EM versuchte man sich immerhin noch durch
launige Trainerquerelen auf Kindergartenniveau in Szene zu setzen. Das
brillante Konzept ging voll auf. Man nehme eine Diskussion, die in ihrer
Absurdität stark an die Mahnmaldebatte erinnert (Koch 1? Brüggemann 2?
Mit Stelen oder ohne?), vermische sie mit ein paar "schröderesken"
Rücktrittsdrohungen und albernen Verschwörungstheorien, schon wird man
über die üblichen Regionalzeitungen hinaus beachtet. Soap opera sells.
Positiver Nebeneffekt: man kann sich dabei ausschließlich der Mutter
aller Themen widmen - sich selbst. Toll. Nur dumm, dass das Interesse an
der eigentlichen EM fast auf dem Nullpunkt war.
Ignoranz, Schweigen, Desinteresse – der Jahn-Mehrkampf des 21ten
Jahrhunderts.
Immerhin war man damit hier Weltspitze.
Nora
Schuler
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