Erfolgsberechnung
Für
die Sportverbände und ihre Sportartengruppen ist aber die
Berechnung nach dem DSB-Förderkonzept von entscheidender
Bedeutung, da diese die Grundlage für die Bezuschussung mit Fördermitteln
der öffentlichen Hände in den verschiedensten Formen bildet,
und diese sieht wie folgt aus.
Die
Berechnungsgruppen
Die
Berechnung erfolgt nicht grundsätzlich bezogen auf den gesamten
Verband, sondern auf Sportarten oder Disziplingruppen, die in
sich inhaltlich und strukturell möglichst homogen sein sollen
und im NSK festgeschrieben sind.
Für
den "Deutscher Turner-Bund" sind dies die olympisch
ausgetragenen Disziplinen im:
Kunstturnen
(Gerätturnen) der Männer;
Mannschaftswertung,
Einzel-Mehrkampf, die Geräte, Boden, Pferd, Ringe, Sprung,
Barren und Reck.
Kunstturnen
(Gerätturnen) der Frauen;
Mannschaftswertung,
Einzel-Mehrkampf; die Geräte, Sprung, Barren, Balken, Boden.
Trampolinturnen
Frauen und Männer;
Großtuch Frauen, Großtuch Männer
Rhythmische
Sportgymnastik;
Einzel-Mehrkampf,,
Gruppe-Mehrkampf
Bewertete
Wettkämpfe
Zur
Bewertung für die Einstufung der Sportartengruppen werden
ausschließlich die Weltmeisterschaften im vorolympischen Jahr
(mit dem Faktor 1,0), sowie die Olympischen Spiele danach (mit
dem Faktor 1,5 multipliziert) herangezogen.
Der
Berechnungsmodus
Für
jede Platzierung bis Platz 10 werden Punkte nach folgendem Schlüssel
vergeben:
Platz
|
1.
|
2.
|
3.
|
4.
|
5.
|
6.
|
7.
|
8.
|
9.
|
10.
|
Punkte
|
16
|
14
|
13
|
9
|
8
|
7
|
4
|
3
|
2
|
1
|
Dies gilt für die vorolympischen Weltmeisterschaften, bei den
danach folgenden Olympischen Spielen werden die Punktzahlen mit
1,5 multipliziert, woraus sich folgendes Bild ergibt:
Platz
|
1.
|
2.
|
3.
|
4.
|
5.
|
6.
|
7.
|
8.
|
9.
|
10.
|
Punkte
|
24
|
21
|
19,5
|
13,5
|
12
|
10,5
|
6
|
4,5
|
3
|
1,5
|
Für die
weitere Berechnung werden die erreichten Punkte in jedem der
beiden Wettbewerbe in prozentualen Bezug zu den jeweils
theoretisch erreichbaren gesetzt. Die in Prozent ausgedrückten
Teilergebnisse werden addiert und durch 2 geteilt. Das so
erreichte Mittel ist dann die Grundlage für eine Rangliste, in
die alle der rund 70 Sportartengruppen der Sommerspiele
eingeordnet werden.
Erst
nach den olympischen Spielen
legt dann der Vorstand des „Bereich Leistungssport im DSB“
fest, wo die Grenzen für die Einordnung in die Fördergruppen 1
bis 4 festgesetzt werden. Dieses Verfahren ist notwendig, da der
Umfang der aus öffentlichen Händen zur Verfügung stehenden,
begrenzten Mittel berücksichtigt werden muss.
Der
DSB kann weitere Nebenkriterien in geringfügigem Umfang berücksichtigen
– muss dies aber nicht.
Zwischenberechnung
am Beispiel der DTB – Sportarten
Kunstturnen
Männer:
Disziplin
|
Erreichbare
Pu WM
|
In
Anaheim erreicht
|
Erreichbare
Pu OS
|
..in
Athen erreicht
*
|
Mannschaft
|
16
|
0
|
24
|
4,5
|
Einzel-Mehrkampf
|
30
|
0
|
45
|
0.0
|
Geräte
|
180
|
0
|
270
|
6,0
|
Summe
|
226
|
0
= 0%
|
339
|
10,5
= 3,1 %
|
Die Rechnung nach Athen wird also folgendes Bild haben:
= % aus Anaheim + ? % der 339 möglichen aus Athen geteilt durch
Zwei.
Als Endergebnis theoretisch noch erreichbar sind 50% (Bei Gewinn
aller Gold- bzw. Silbermedaillen in allen Disziplinen.
Kunstturnen
Frauen:
Disziplin
|
Erreichbare
Pu WM
|
In
Anaheim erreicht
|
Erreichbare
Pu OS
|
..in
Athen erreicht
*
|
Mannschaft
|
16
|
0
|
24
|
0
|
Einzel-Mehrkampf
|
30
|
0
|
45
|
0
|
Geräte
|
120
|
0
|
180
|
0
|
Summe
|
166
|
0
= 0%
|
249
|
0
Pu = 0 %
|
Die Mannschaftspunkte sind nicht mehr erreichbar, so sind
maximal noch 225 Punkte, also etwa 90 % der 249 Athenpunkte
realisierbar. Einzelheiten siehe Männer.
Trampolinturnen:
Disziplin
|
Erreichbare
Pu WM
|
In
Hannover erreicht
|
Erreichbare
Pu OS
|
..in
Athen erreicht
*
|
Einzel
Frauen
|
30
|
16
|
45
|
24,0
|
Einzel-Männer
|
30
|
13
|
45
|
19,5
|
Summe
|
60
|
29
= 48,3 %
|
90
|
43,5
= 48,3 %
|
Da
die jeweils zweiten Starter des DTB sich in Hannover nicht für
Athen qualifizieren konnten, sind bei den Olympischen Spielen
nicht mehr 90 sondern nur 48 Punkte was 53,3 % entspricht,
erreichbar.
Immerhin sind damit noch mehr als 50 Prozentpunkte erreichbar
und über 40 durchaus realistisch.
Rhythmische
Sportgymnastik:
Disziplin
|
Erreichbare
Pu WM
|
In
Budapest erreicht
|
Erreichbare
Pu OS
|
...in
Athen erreicht *
|
Einzel
Mehrkampf
|
30
|
0
|
45
|
0
|
Gruppe
Mehrkampf
|
16
|
0
|
24
|
0
|
Summe
|
46
|
0
= 0
|
69
|
0
= 0 %
|
Die
eine qualifizierte Einzelgymnastin kann theoretisch mit einer
Goldmedaille noch 24 Punkte = 34,8 % erreichen. Selbst mit
dieser Goldmedaille würde es also nur zu einem Endergebnis von
17,4 Prozentpunkten reichen.
Die
ernüchternde Bilanz nach den Weltmeisterschaften des Jahres
2003 ist:
Die Trampolinturner haben gute Aussichten, mindestens die Förderstufe
2 zu erreichen, für alle anderen DTB-Sportarten muss
festgehalten werden, dass bei der derzeitigen Ausgangsposition
es schon schwer wird, die vorletzte Förderstufe 3 zu erreichen.
Zur Erinnerung an die vorherige Olympiade und zum Vergleich der
seinerzeit erreichten Ergebnisse folgende Übersicht:
Sportart
|
WM
99 in %
|
Oly
Sp in %
|
Gesamt
in %
|
Förderstufe
|
Kunstturner
|
11,06
|
3,54
|
8,19
|
3
- 4
|
Kunstturnerinnen
|
0
|
0
|
0
|
4
|
Trampolinturnen
|
50
|
15,63
|
36,72
|
2
|
Rhyth.
Sportgym.
|
17,39
|
29,35
|
23,37
|
3
|
Nach den Olympischen Spielen von Sydney wurden die Kunstturner,
die in das Ergebnis immerhin einen Weltmeister einbringen
konnten, zwar nur in den Zwischenbereich 3 bis 4 eingeordnet,
aber aufgrund vorhergehender Erfolge in den 90er Jahren und
relativ guter Nachwuchsergebnisse, de facto wie zur Stufe 2 gehörig
behandelt.
Die Turnerinnen dagegen
bekamen die Kürzungen der Förderung bereits deutlich zu spüren.
Trampolinturnen
erreichte
zwar die Stufe 2, aber das im Vergleich zu den
Weltmeisterschaften 1999 enttäuschende Abschneiden bei den
Olympischen Spielen sowie andere Nebenfaktoren waren möglicherweise
Gründe dafür, dass die Förderung sich nicht in dem Umfang
verbesserte wie dies erhofft wurde. Außerdem
ist zu beachten, dass aus diesen Mitteln auch der nicht
unerhebliche nichtolympische Bereich des Trampolinturnens im DTB
zu versorgen war.
Die
Rhythmische Sportgymnastik
erreichte trotz des 4. Platzes der Gruppe die Stufe 2 nicht, da
die Einzelgymnastinnen trotz guter Platzierungen (12. und 15.)
nicht punkten konnten. Die BMI –Förderung konnte im
wesentlichen gehalten werden.
Zusammenfassend
kann konstatiert werden,
dass nach Sydney die olympischen DTB-Sportarten – außer den
Turnerinnen – vom DSB unter dem Aspekt der am Förderkonzept
orientierten Mittelzuweisung recht großzügig behandelt wurden.
Was
erwartet uns nach Athen?
( )* - ...
Ergebnisse
von Athen wurden nach Ende der Olympischen Wettbewerbe
eingefügt. s.o. -die Red)
Die
zu erwartenden Förderstufen
Es ist immer wieder daran zu erinnern, dass mit den Ergebnissen
der Weltmeisterschaften schon eine wesentliche Vorentscheidung
gefallen ist.
Aus vielen Äußerungen, auch solchen von DTB-Verantwortlichen,
konnte man den Eindruck ableiten, die besondere Bedeutung der
vorolympischen Weltmeisterschaften läge ausschließlich in der
Qualifikation für Olympia. Somit wären z.B. mit dem 12.Platz
der Männermannschaft alle Chancen auf eine gute Einstufung nach
dem Förderkonzept gewahrt.
Leider ist dies keineswegs der Fall, wie ein Blick auf die oben
dargestellten Berechnungsvorgänge deutlich macht.
Emotionslos
muss man feststellen:
Realistisch betrachtet haben die Gymnastinnen und die
Turnerinnen keine Chance mehr sich in die Stufe 3 hinein zu
punkten.
Gleiches gilt
rechnerisch auch für die Männer. Um in Athen 20 Prozentpunkte
zu erreichen, die – verrechnet mit den 0 Punkten von Anaheim -
für die Stufe 3 etwa notwendig sein werden, müssten ca. 70
Punkte erreicht werden, das entspricht etwa 3 Medaillen oder
mindestens 7 Finalplatzierungen.
Recht gut sieht es für das
Trampolinturnen aus, schon mit zwei Finalplätzen wäre
die Stufe 2 gesichert, mit etwas Glück ist auch die Stufe 1 möglich.
Dies
zum rechnerischen Teil. Bei außergewöhnlich guten Olympischen
Ergebnissen kann sicher auch mit dem BL des DSB über eine
Sondereinstufung verhandelt werden, aber diese müssen außergewöhnlich
gut sein und erst mal eintreten.
Was
bedeuten die Stufen für die öffentliche Förderung der
olympischen DTB-Sportarten?
Das
Trampolinturnen
kann davon ausgehen, dass es seinen jetzigen Status mindestens
erhalten, möglicherweise sogar verbessern kann. Dies gilt
grundsätzlich aber nur für die Einzeldisziplin auf dem großen
Tuch. Die Abstimmung zu den anderen – nichtolympischen -
Disziplinen ist ein verbandsinternes Problem.
Die
drei anderen Bereiche
sind gut beraten, sich auf die Bedingungen der Förderstufe 4
einzurichten, und da ist im DSB – Konzept auf Seite 14 zu
lesen, was mit Bundesmitteln noch möglich sein wird und vor
allem was nicht:
-
Pauschale
Mittelzuweisung für Wettkampf- und Trainingsmaßnahmen mit
dem Schwerpunkt Nachwuchs,
-
Grundsätzlich
keine Finanzierung von Auslandslehrgängen bzw. eines
systematischen Lehrgangsprogramms,
-
Förderung
von Einzelathleten bzw. Athleten-/Altersgruppen unter dem
Aspekt einer systematischen Lehrgangsarbeit (ist) möglich,
-
Kein
Anspruch auf hauptamtliche Trainerstellen im Spitzenbereich,
-
Projektbezogene
Schwerpunktbetreuung im OSP-System
möglich,
-
Anträge
für wissenschaftliche Einzelprojekte möglich.
Was
dies bedeutet, haben wir bei den Turnerinnen in den letzten
Jahren bereits erleben können:
-
Zentrale
Schulungen waren nur noch sehr begrenzt finanzierbar.
-
Die
Zahl der anerkannten Bundesstützpunkte reduzierte sich auf
noch 3.
-
Für
die Besoldung von Trainern stand ein erheblich reduzierter
Pauschalbetrag zur Verfügung. Es war dann Sache des DTB,
wie er damit seine arbeitsrechtlichen oder vertraglichen
Verpflichtungen regelte. Ergebnisse waren u.a.
„Teamchefin“ auf Honorarbasis, keine hauptamtliche Kraft
für den Nachwuchsbereich auf Bundesebene.
-
Die
Betreuung an den OSP erfolgte nach niedriger Priorität und
war stark abhängig von der spezifischen örtlichen
Situation.
-
Eine
wissenschaftliche Begleitung des Trainings war nur über
persönliche Initiativen und auf
Umwegen möglich. Am IAT Leipzig wurde die Abteilung
Turnen praktisch aufgelöst.
Was
nicht auf der Liste der Grausamkeiten steht, aber unmittelbare
Folge ist:
-
Eine
Reduzierung der Kadergrößen wurde schon bisher angestrebt
und wird dann mit Sicherheit verwirklicht,
-
Dies
führt auch zur Reduzierung der Zahl der Bundesstützpunkte,
und diese zieht wiederum eine Reduzierung der
mischfinanzierten OSP-Trainer nach sich.
-
Eine
Reduzierung der dem Verband zur Verfügung stehenden Plätze
in den Fördergruppen der Bundeswehr ist eine weitere
zwangsläufige Folge.
-
Die
Verringerung der Kadergrößen bringt zwangsläufig auch
eine Verringerung der Zahl der von der Deutschen Sporthilfe
geförderten Sportler mit sich,
...weiterhin:
-
Inzwischen
sind fast alle Fördersysteme der Bundesländer am
Bundeskonzept angelehnt. Dies bedeutet das in die Bewertung
- auch auf Landesebene – ein Faktor eingeht, der die
Wertigkeit der Sportart nach dem Förderkonzept des Bundes
beinhaltet. So wird eine hohe Einstufung in der Landesförderung
selbst bei hervorragendem nationalen Abschneiden immer
schwerer. Die sich daraus ergebenden Folgen (Streichung von
Landestrainerstellen, Landesleistungszentren u.s.w.) können
auf Dauer weit schlimmere Folgen nach sich ziehen,
als bestimmte Einschränkungen auf Bundesebene.
-
Die
Folgen, die ein schwaches Abschneiden der
Nationalmannschaften für die private und kommunale Förderung,
die Präsenz in den Medien und die Sympathie bei Politik und
Wirtschaft nach sich ziehen, können hier nur angedeutet
werden.
Man
kann hoffen, dass nicht alles so heiß gegessen wird, wie es
gekocht wurde, um einen volkstümlichen Vergleich zu verwenden,
aber die konkurrierenden Verbände setzen Lobbyarbeit enge
Grenzen und das Ansehen des DTB ist im Leistungssport ohnehin
nicht hoch.
Fazit
Der olympische Sport des
DTB hatte im letzten Jahrzehnt nach der Vereinigung zumindest im
Kunstturnen eine hervorragende Ausgangsposition und
hervorragende Bedingungen, sowohl sportlich, als auch
strukturell und in den wichtigsten flankierenden Bereichen.
Außer im
Trampolinturnen ist inzwischen zumindest die sportliche Stellung
verspielt und die anderen Bedingungen sind akut gefährdet.
Damit
nicht auch der Rest noch verloren geht ist die Frage nach den
Schuldigen nur in sofern von Bedeutung, als man ihrer
Verantwortung die Sanierung nicht überlassen sollte.
Eduard
Friedrich,
Präsident des Turnverbandes Mecklenburg-Vorpommern,
Ehemaliger Vizepräsident Spitzensport des DTB
>>
Nach den Olympischen Spielen ist eine Endabrechnung
gemäß des DSB Förderkonzepts möglich
(c) gymmedia
- update: 30-Aug-2004
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