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Wie sein früherer Heimsender ZDF nach Auskunft aus Familienkreisen mitteilte, ist dessen ehemaliger Sport-Chef Karl SENNE im Alter von 87 Jahren auf seinem Wohnsitz in Mallorca verstorben. Er war einer der Journalisten der ersten Stunde im ZDF, leitete dort ab 1973 die Redaktion des Aktuellen Sportstudios, moderierte weit über 100 Mal das sportliche Filet-Stück seines Senders, das "Aktuelle Sportstudio" und erwarb sich vor allem zwischen 1989 und 1992 besondere Verdienste als Leiter der Hauptredaktion Sport auf dem Lerchenberg bei der Darstellung der nicht unkomplizierten Veränderungen des deutschen Sports im Zuge der Gestaltung der Deutschen Einheit.
So übertrug unter Karl Senne's Verantwortung das ZDF am Vorabend der Deutschen Einheit aus der legendären Münchner Olympiahalle - wo derzeit auch das Kunstturnen seine aktuellen kontinentalen Champions ermittelt - Ende September 1990 den allerersten internationalen Wettkampf einer wiedervereinten deutschen Sportmannschaft:
Das > Kunstturn-Masters 1990, ein Dreiländerkampf, erstmals mit drei Turnern Ost + 3 Turner West als "Team Germany" gegen USA und die Noch-UdSSR.
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" ... und das war mein erster Arbeitstag beim ZDF",
... erinnert sich der jetzige GYMmedia-Chef Eckhard HERHOLZ, damals der erste DFF-Sportreporter der Ex-DDR, der im wiedervereinten Deutschland nahtlos weiterarbeiten konnte:
"Mit welcher unvoreingenommenen Offenheit Karl SENNE mich damals als Kollegen begrüßte, die wir doch eher im 'Klassenkampf' und auf Distanz geschult' waren, das war frappierend, ... fast schon entwaffnend!
Senne kam eben von der Fußball-WM aus Rom zurück und bereitete diesen, auch für das ZDF wichtigen, Wettkampf mit nicht unbedeutender politischer Dimension vor, bei dem der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble die Schirmherrschaft übernommen hatte. Und auch in der Folge traf die ZDF-Sportredaktion unter seiner Leitung, und mit ihm an der Seite sein Vorgänger und Stellvertreter Dieter Kürten und solche Strategen wie Oskar Wark, erfreuliche Entscheidungen, die der Widerspiegelung der Vielfalt des Sports dienten, und die auch dem in der alten Bundesrepublik zuvor medial nicht allzu bevorzugten Kunstturnen sehr zugute kamen. Auch wenn sich nur noch wenige erinnern: Aber so konnte ich z. B. den Endkampf der ersten deutschen Turn-Bundesliga zwischen Hannover und Cottbus um die Deutsche Meisterschaft als 6-Minuten-Beitrag sogar im Aktuellen Sportstudio unterbringen ... heute leider unüblich geworden, fast undenkbar!
Großflächige und Vor-Ort-Berichterstattungen gab es beim ZDF auch von den Turn-Weltmeisterschaften 1991 aus Indianapolis, 1993 aus Birmingham, 1994 aus Brisbane, und schon 1992 setzte mich Karl Senne als Olympiareporter an der Eisschnellaufbahn in Albertville ein. So konnte ich sogar als Ex-Ostreporter die erste gesamtdeutsche olympische Goldmedaille der Gunda Niemann reportieren, waren doch Willi Hark bei der ARD, und ich damals die beiden einzigen noch wahrnehmbaren Sportreporter der untergegangenen 'DDR-Sportnation', und des soeben auch abgeschalteten Deutschen Fernsehfunks ...!
So trug Karl Senne zumindest in meiner Erinnerung mit seiner sachlichen, manchmal auch kühlen, unaufgeregten Art, vor allem aber menschlich, im kollegialen Umgang, sehr viel zur Bewältigung der deutschen Einheit in meinem 'seelischen Inneren' bei. Das war in diesen verrückten Umbruchszeiten keineswegs selbstverständlich! Ich weiß aber auch, dass sehr viele ehemalige Ost-Journalisten damals ganz andere und auch schmerzliche Erfahrungen gemacht hatten, ehe sie nach temporärer Arbeits- oder/und Ziellosigkeit überhaupt wieder festen Boden unter die Füße bekamen ...!
Karl Senne gekannt, erlebt und an seiner Seite gearbeitet zu haben, war ein großer, menschlicher Gewinn!
Und jetzt fehlt er! ... es schmerzt!"
* Eckhard HERHOLZ
- Chefredakteur GYMmedia
(- ehemals ZDF-Sportreporter)