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Gisela Zimmermann - Trainerin und Kampfrichterin aus Leidenschaft |
Die dienstälteste Kunstturntrainerin des SV Halle, Gisela ZIMMERMANN, feiert heute in Langenbogen, südlich der Hallorenstadt, ihren 85. Geburtstag. Begonnen hatte sie einst als junge Trainerin ihren Job bereits im April 1960 beim damaligen SC "Chemie" Halle. Mit solch' verdienstvollen Trainern, wie Siegfried Bräutigam, Johanna Quaas, Lutz Wiedemann sowie Götz-Michael Glitscher hat sie wertvolle Entwicklungsarbeit bei der Profilierung eines der führenden zivilen DDR-Leistungszentren geleistet, die z. B. Mitte der 70'er Jahre des vorigen Jahrhunderts in diversen Olympiamedaillen in Montreal kulminierte .
Von der Pike auf ihre Sportart gelebt hatte sie schon zuvor als aktive Turnerin beim damaligen Verein "Lokomotive" der Leipziger Turnschule, dort geprägt auch von der späteren Nationaltrainerin der DDR und nachfolgend langjährigen Präsidentin des Technischen Komitees des Weltturnverbandes, bei Ellen Berger.
Als junge Trainerin betreute sie schon Ende der 60'er Jahre mit Petra Oertel ein erstes großes Talent des halleschen Clubs, dass aber trotz vehementer Proteste damals ins Berliner Dynamozentrum "umdelegiert" wurde und dann dort ihre positiven Anlagen und ihre anfängliche Begeisterung nicht weiterentwickeln konnte ...:
Bemerkenswert, wie sich noch heute ehemalige hallesche Leistungsturnerinnen an ihre Trainerin von damals erinnern, kommt doch dadurch auch die hohe Wertschätzung gegenüber dem so bedeutsamen Trainerberuf im Leistungssport zum Ausdruck, so Renate Roitsch (- auf dem Foto rechts zweite Turnerin rechts neben ihrer Trainerin, Ende der sechziger Jahre ► )
"Liebe Gisela, Du warst in den 60'er Jahren meine Balkentrainerin. Deine ruhige, sachliche Art gefiel. Bestimmt habe ich Dich wegen meiner Angst bei bestimmten Elementen oft herausgefordert. Uns beiden bleibt in Erinnerung: Dein Kümmern um mich nach meinem Oberarmbruch, der operiert werden musste und mir 6 Wochen Krankenhaus bescherte. Nicht einfach, für ein Internatskind. Nach meiner Aktivenzeit trafen wir uns regelmäßig als Kampfrichterinnen bei Wettkämpfen, später auch bei unseren jährlichen Treffen der AKKU`s ("Alte Kampfrichterinnen Kunstturnen"). Unvergessen bleibt mir Dein Spruch bei der Aufnahme: 'Wenn eine Kampfrichterin mal nicht hingeguckt hat und nicht so richtig weiß, was sie macht - gibt sie eine 8,8!'
Bei allen 'AKKU'-Treffen in den verschiedensten Städten bist Du immer unsere Stadtführerin und schreibst für das Journal die Berichte. Alle schätzen Dein Wissen und Dein Interesse an Architektur, Kunst, Kultur und Geschichte.
Liebe Gisela - bleib' gesund und weiterhin so interessiert und neugierig. Ich freue mich schon jetzt auf ein nächstes Zusammentreffen - vielleicht zu meinem nächsten runden Geburtstag?
Deine Renate Roitsch (ehemals Lübeck),
- ehemals Trainingsgruppe Zimmermann.
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Viele Jahre lang haben sich nach Ende ihrer aktiven Zeiten die einstigen Kampfrichterinnen und "Macherinnen" des Frauenkunstturnens Ex-Ost und Ex-West bei jährlichen Treffen zusammengefunden. Deutliches Zeichen dafür, wie sehr der intensiv ausgeübte aktive Sport in Lebensläufe und in die Erinnerungskultur einwirkt, wie der Sport Freundschaften entstehen lässt, die ein Leben lang halten!
... bei einem der jährlichen AKKU-Treffen der ehemaligen Turn-Kampfrichterinnen:
Gisela ZIMMERMANN (vorn, Mitte, mit Gipsarm),
(von links: ► Christa Herrmann, Erika Dechant; rechts außen: Renate Roitsch
Obwohl Gisela Zimmermann nie selbst als Trainerin einen Jahrgang Turnerinnen führte, galt sie jedoch als akribisch arbeitende Koryphäe, besonders als spezialisierte Balkentrainerin. Insbesonders an der Seite von Halle's Trainer Götz-Michael Glitscher führte sie in den siebziger Jahren z. B. die halleschen Turnerinnen Richarda Schmeißer, Gitta Escher und Carola Dombeck 1976 hinter der rumänischen Goldriege in Montreal zur olympischen Silbermedaille. Sie selbst war dort auch als Kampfrichterin im Einsatz und auch in dieser Funktion überzeugte sie mit internationalem Brevet, wie bei so vielen internationalen und nationalen Meisterschaften.
Gisela Zimmermann (2.v.li.); Mitte: Götz Glitscher; re. außen: Dieter Hofmann
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Auch danach, Anfang der achtziger Jahre war sie beteiligt an den Leistungsprofilen hallescher Olympia- und WM-Starterinnen, wie Birgit Süß und Annett Lindner ....
Auch nach ihrer Pensionierung blieb Gisela Zimmermann einige Jahre weiter aktiv in der Turnhalle Robert-Kochstraße in Halle, engagierte sich danach noch viele Jahre bei der Geschäftsführung ihres SV Halle ...
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Gerade zu heutigen aktuellen Zeiten, wo es Stellung und Position von Spitzensporttrainer*innen in der Gesellschaft zu stärken, oft auch zu verteidigen gilt, sollte man der überwältigenden Mehrzahl all' jener Persönlichkeiten gedenken, die ihren schutzbefohlenen Talenten als kompetente Trainerinnen und echte und einfühlsame Partner stets fördernd, fordernd und schützend zur Seite standen. Diese Gisela Zimmermann war eine von ihnen!
(C) gymmedia / -ehe-
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* ... lesen Sie dazu auch: ►► Traditionsverein SC Chemie / SV Halle