„Nach Missbrauchsvorwürfen gegen Ex-Trainerin
Das ist das neue Leben von Turnstar Pauline Schäfer-Betz“
So titelt z. B. die deutsche Presse am heutigen Tag vor der WM-Mehrkampfentscheidung, am Beispiel eines Artikels der STUTTGARTER NACHRICHTEN (SN).
Leider fällt in diesem Beitrag jedoch überhaupt kein Wort darüber, dass der DTB, der größte nationale Turnverband der Welt, erstmals in der Geschichte keine mehrkampffähige Turnerin zu einer Turn-Weltmeisterschaft entsandt hatte … und letztlich damit auch seit 20 Jahren (WM Gent 2001) heute keine deutsche Turnerin in der Königsdisziplin des Frauenturnens unter den 24 Finalistinnen erscheinen kann! Somit wird der deutschsprachige Raum „nur“ durch eine junge Schweizerin (Qualifikationsplatz 23.) und eine Österreicherin (24.) vertreten ...
"... der Turn-Star wird's schon richten"
Aber die Hoffnung bleibt, bzw. wird zumindet in o. g. Artikel wenigstens vermittelt , dass man sich nun – beginnend in Chemnitz, endlich „von veralteten Turntraditionen und autoritären Trainingsregimen“ trennt (ohne „Angst, Hunger, Druck und Tränen …“). Deutschlands letzte Turn-Weltmeisterin (2017) wird nun „Erfahrungen teilen und Wissen weitergeben, … Persönlichkeiten stärken“, prangert mit Blick auf ihre Trainerin Gabriele Frehse, die sie 2017 zu WM-Gold geführt hatte, „enorme Defizite“ an …
Und die STUTTGARTER NACHRICHTEN philosophieren im o. g. Artikel weiter:
„Und wer weiß, vielleicht ist Pauline Schäfer-Betz auf Sicht bald selbst eine Trainerin, die die nächste Generation der deutschen Turnerinnen betreut – den ersten Schritt in diese Richtung ist sie bereits gegangen. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, dem Reck-Spezialisten Andreas Bretschneider (32), der nun bei der WM in der Qualifikation scheiterte, hat sie in Chemnitz das Turncamp „Grip & Grow Gymnastics“ gegründet.
♦ Wie das ohne langjährige Ausbildung zum Trainerberuf, ohne jahrzehntelange Erfahrung täglicher Trainingspraxis in Anwendung technisch/methodischer Virtuosität von Hilfe- und Sicherheitsstellung gehen soll, bleibt offen, da müssten ja alle Trainerinnen und Trainer der alten Garde pure Dilettanten oder zumindest Tatverdächtige sein.
Tatsachen aber sind:
Schade das derartige Überlegungen und Hinterfragungen kaum eine Rolle in derartigen Presseberichterstattungen spielen.
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♦ Stattdessen: … der „Turnstar soll’s jetzt richten!?
Irgendwie erinnert der Chemnitzer Problemfall um die Trainerin Frehse an gruselige Zeiten mittelalterlicher Inquisition, als man nach auch schon nach vagen Anschuldigungen oder Verdächtigungen bereits den Scheiterhaufen errichtete, um die Hexe zu verbrennen ...°!
Aber mit der jahrzehntelangen Lebensleistung und Fachkompetenz einer Trainerin, wie im Fall Frehse, kann man heutzutage so nicht umgehen!
Auch wenn die als resolut und konsquent geltende Meistermacherin absolut nicht fehlerlos war oder ist:
Der deutsche Spitzensport, und im besonderen Falle der Deutsche Turner-Bund, haben ein strukturelles Problem, und nicht nur in einem Leistungszentrum (!), das nicht durch ein bloßes „Bauernopfer“ an einer Stelle gelöst werden kann.
Im Gegenteil: Die Art des Umganges durch führende Funktionäre des Verbandes stellt sich derzeit nahezu als „abschreckendes Beispiel unqualifizierter und damit ungeeigneter Menschenführung“ dar: Genau so darf man weder mit seinem Trainerbestand und schon gar nicht mit seinen anvertrauten Turnerinnen und Turnern umgehen.
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Auch und gerade ein Turnstar wie Frau Schäfer-Betz darf nicht die Tränen und Sorgen der 20 aktuell aktiven und von ihrer Leistungssportart Kunstturnen beseelten Chemnitzer Athletinnen und deren Eltern übersehen, geringschätzen oder verunglimpfen, die – im Widerspruch zum Sportverband – und in nachweislich enger Zusammenarbeit mit der Trainerin Frehse, genau diese Trainerin behalten wollen, eben weil sie mit deren täglicher Arbeit und deren Auswirkungen konfrontiert sind und es am besten wissen - im Gegensatz zu den beiden Verbandsspitzen, DTB-Generalsekretärin und DTB-Präsident, denn:
Man soll es nicht glauben, aber diese beiden Funktionäre haben mit Frau Frehse noch kein persönliches Wort gesprochen, waren in der fast 1-jährigen Konfliktzeit noch nicht einmal vor Ort in Chemnitz !??
Sie haben im Sinne n i c h t angemessen funktioniert, wie auch dieses Beispiel eines überzogenen Aktionismusses belegt:
Förmlich aufgeschreckt durch noch immer und bis heute unbewiesene "Tatsachen" eines Presseartikels, überreagiert man am selbigen Tag des Erscheinens (SPIEGEL vom 27. 11. 2020): So entband z. B. die DTB-Generalsekretärin Michaela Röhrbein dienstanweislich „fernmündlich“ über Drittpersonen (!) und leichtfertig durch ein Hallenverbot bei den Deutschen Jugendmeisterschaften, und entband die Trainerin Frehse ad hoc von ihrem Betreuungsauftrag! Damit schloss sie die qualifizierte und methodische Hilfs- und Sicherheitsleistung sowie die psychologische Wettkampfunterstützung, die in dieser Risikodisziplin unabdingbar sind, sträflichst aus! Die so entstandene psychische Belastung der jugendlichen Leistungsturnerinnen war riesig und tränenreich. Auch wenn der Balkensturz am Folgetag der mehrfachen Deutschen Schülermeisterin Lucia Meyer nicht im direkten Zusammenhang steht: Ohne diesen unverhältnismäßigen Eingriff aus der Ferne und im Beisein der Trainerin, hätte dies nicht passieren müssen!
* Zitat Lucia Meyer: „Ich war fassungslos, habe erstmal geheult ... total frustriert ... wie soll das jetzt gehen ...?! Wo doch die Gabi am besten weiß, wie sie uns, wie sie mir die Sicherheit gibt, auch wenn wir mal Angst haben, am Gerät, ob wir alles schaffen ... sie kann es am besten, mich zu motivieren, mich zu überwinden, und die Sicherheit kriege, dass ich es kann! Ja, und dann, da fehlte sie einfach bei den Deutschen...! Ich war so 'was von verunsichert, unkonzentriert ohne sie - und prompt passierte es: Ungenaue Landung nach einem Salto auf dem Schwebebalken ... Bruch des Mittelfußes, das war's.!" (* ... siehe auch ► ... Geburtstagswünsche der besonderen Art)
Soviel zum Thema „psychologischer Missbrauchsvorwürfe" !
Statt angemessener Reaktion nach den Prinzipen verantwortliche Menschenführung zündelt man vom ersten Tage an schon leichtfertig (und dilletantisch) am „Scheiterhaufen“, trotz der noch immer und bis heute unbewiesenen, aber bereits juristisch / arbeitsrechtlich schon stark eingeschränkten Vorwurfslage.
Und was obigen Artikel der Stuttgarter Nachrichten angeht:
Als wenn es nun vordergründig um „das neue Leben des Turn-Stars Pauline-Schäfer-Betz“ ginge …!
Hier geht es schlicht und generell um Gegenwart und Zukunft des Kunstturnens und des Spitzensports in Deutschland!
Nicht nur der DTB hat dabei ein gewaltiges Struktur- und Personalproblem !
(C) gymmedia; Eckhard Herholz