Robert HIRSCH |
Während sich alles um vorolympische Freude und Problemsituationen des Tokioter Großereignisses dreht, geschehen im nationalen Hinterland des deutschen Kunstturnens besorgniserregende Dinge: Nachdem Vater Andreas Hirsch im Vorjahr seine fast Zweijahrzehnte andauernde erfolgreiche Bundestrainerzeit beendete, Sohn Robert HIRSCH als möglicher Nachfolger und Kompetenz-Kandidat im Gespräch war, aber keine Berücksichtigung fand, vermeldet nun der Norwegische Turnverband dessen Einstellung als "Nationalmanschaftsmanager" mit Wirkung zum 01. Oktober 2021 ... und dies auf einem nahezu wie leergefegten europäischen "Markt" hochqualifizierter Kunstturntrainer für den Spitzenbereich!
Robert Hirsch, der Analytiker ...! |
Robert HIRSCH ist definitiv einer dieser hochqualifzierten Experten:
Selbst aktiver Kunstturner beim SC Berlin folgte er später der beruflichen Trainerspur seines Vaters, qualifizierte sich als hochgeachteter Sportwissenschaftler und Analytiker, der im Olympiazyklus 2009 - 2012 beim Deutschen Turner-Bund als sogenannter "Diagnosetrainer" wissenschaftliche Einblicke in internationale und nationale Leistungskennlinien der Top-Athleten bearbeitete und damit zu den wichtigsten Partnern der Auswahltrainer im Nachwuchs- und Spitzenbereich gehörte.
Danach gab es diese Planstelle nicht mehr, so dass er wieder als Trainer am Mann beim SC Berlin zunächst mit Junioren arbeitete und 2016, vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, die Top-Athleten Lukas Dauser, Nils Dunkel, Philipp Herder und Karim Rida übernahm ...:
Außer dem hoffnungsvollen Younster Karim Rida, der (diesmal noch) verletzungsbedingt die Olympiateilnahme verpasste, stellen die anderen drei fast das ganze deutsche Olympiateam in Tokio! Auch wenn Dauser und Dunkel aus persönlichen Gründen 2020 den Wechsel zu Hubert Brylok nach Halle vollzogen, bildet dieser Wechsel nicht erstrangig den Entscheidungsgrund für den Experten Robert Hirsch, sieht er doch in den strukturellen und Arbeitsbedingen und Zielstellungen in Norwegen nun auch eine neue reizvolle Herausforderung und echten Anreiz zur beruflichen Weiterentwicklung. "Auch wenn Norwegen nicht unbedingt zu Europas führenden Turnnationen gehört, so bietet mir dessen Verband interessante Bedingungen und ein Umfeld, mit begeistertem Turnnachwuchs an deren Entwicklung zu arbeiten!"
Ein echter Coup, der da der norwegischen Turnerschaft gelungen ist, denn der europäische Trainermarkt professioneller Kunstturntrainer mit akademischer Ausbildung und solch hohem Erfahrungspotezial im Spitzenbereich ist nahezu leergefegt!
Immer dicht dran am Athleten: Trainer Robert Hirsch, Olympiaturner Philipp Herder
2017, zur EM in Cluij / ROU. (C) MINKUSimages
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Und wenn da Hirsch nun von reizvollen Arbeitsbedingungen im Ausland spricht, scheint es die wohl momentan unter dem DTB-Dach nicht mehr zu geben:
Da wechseln aussichtsreiche ehemalige und erfolgreiche Turntrainer in Berlin, wie Steffen Jahn und Sebastian Faust, ihren Arbeitgeber und verließen ihre Sportart, sind inzwischen langjährige Experten mit DDR-Ausbildungsprofilen längst im Ruhestand, haben ehemalige Spitzentrainer, wie Wolfgang Hambüchen oder Ex-Bundestrainer Andreas Hirsch ihre Ämter beendet. Aktuell stehen nun die Ruhestände der langjährigen Bundestrainerin der Frauen, Ulla Koch und des Sportdirektors Wolfgang Willam bevor, die neuen Bundes-Cheftrainerstellen sind ausgeschrieben, aber noch unbesetzt ... und vor diesem Hintergrund beseitigt und vernichtet der zuständige Sportverband DTB zu allem Übel im Fall der Chemnitzer Trainerin Gabriele Frehse gerade auch noch eine bislang über vier Jahrzehnte erfolgreiche und bejubelte Erfolgsbiografie, und dies auf zweifelhafter Grundlage vorwiegend ungeprüfter und rechtlich noch immer unbewiesener Sachlagen.
Mag sein, dass dies alles nicht im direkten Zusammenhang mit der Entscheidung des Robert Hirsch in Richtung Norwegen steht.
Wären allerdings die Bedingungen für ein erfolgreiches und kreatives Arbeiten im deutschen Kunstturnen attraktiver, sähe eine Entscheidung für eines der Mutterländer dieser Sportart, wie es Deutschland darstellt, sicherlich anders aus.
"Es ist traurig, traurig ..., dass wir mit Robert einen solchen exzellenten Trainer mit seinen Kompetenzen für Nachwuchs- und Spitzenbreich verlieren ..." konstatiert auch Nachwuchs-Bundestrainer Jens Milbradt.
Dem ist nichts hinzuzufügen und sollte neben dem aktuellen Olympiainteresse nicht aus dem Blick verloren werden, denn das Leben geht bekanntlich auch nach Olympia weiter ...!
(C) gymmedia / E. Herholz